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Playlist #157 vom 22.02.2015 - JOHN CARPENTER Special

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In den 70er und 80er Jahren prägte John Carpenter mit Filmen wie „Halloween“, „The Fog“, „Fürsten der Dunkelheit“ und „Das Ding aus einer anderen Welt“ das Horror-Genre wie kein Zweiter. Was seine Filme dabei neben dem Suspense- und Grusel-Faktor besonders auszeichnete, war, dass er selbst auch noch die Musik dazu komponierte und dabei wie bei der Inszenierung seiner Filme neue Wege ging, indem er den klassischen Orchestersound durch unterkühlte Synthi-Sequenzen ersetzte, die viel zeitgemäßer für den urbanen Horror klangen, den er in seinen Filmen präsentierte. Nun veröffentlicht er mit „Lost Themes“ ein Solo-Album, das erstmals losgelöst von seinen Filmen entstand.
Das Faible für die Musik war Carpenter schon in die Wiege gelegt worden. Sein Vater war Musikprofessor an der Western Kentucky University und wünschte sich, dass sein Sohn Violine spielt, allerdings schien der junge Carpenter dazu nicht das nötige Talent zu besitzen. Später versuchte er sich als Bassist, u.a. bei The Coup de Villes, einer Band, die Carpenter mit seinen Filmkollegen Tommy Lee Wallace und Nick Castle unterhielt und das Album „Waiting out the Eighties“ veröffentlichte. Doch seit er 1974 sein Kino-Debüt „Dark Star“ auch musikalisch vertonte, schuf John Carpenter zu fast jedem seiner Filme auch die dazugehörige Musik. Erst als größere Studios Carpenter für sich arbeiten ließen, kamen „richtige“ Komponisten ins Spiel. Shirley Walker wurde für die Fantasy-Romanze „Jagd auf einen Unsichtbaren“ engagiert und half Carpenter bei dem „Klapperschlange“-Sequel „Flucht aus L.A.“ bei der Orchestrierung seiner Musik. Ennio Morricone vertonte Carpenters Remake des Science-Fiction-Klassikers „The Thing“, klang dabei aber wie Carpenter.
Vor allem mit der klaustrophobischen Musik zum Belagerungs-Thriller „Assault – Anschlag bei Nacht“ (1976) und dem gänsehauterzeugenden Soundtrack zu „Halloween“ (1978), der das Motiv des psychopathischen Serienkillers in der Filmgeschichte neu definierte, setzte Carpenter in der Filmmusik neue Maßstäbe. Zusammen mit seinem kreativen Berater Dan Wyman, mit dem er bereits an „Assault on Precinct 13“ und „Halloween“ gearbeitet hatte, entstand 1980 auch der düstere Score zu „The Fog – Nebel des Grauens“, danach wurde Alan Howarthüber Jahre sein adäquater musikalischer Partner. Mit ihm zusammen entstanden so atmosphärisch-düstere Arbeiten wie „Die Klapperschlange“ (1981), „Halloween II“ (1982), die Stephen-King-Verfilmung „Christine“ (1983), die Fantasy-Action-Komödie „Big Trouble In Little China“ (1986), „Prince Of Darkness“ (1987) und der düstere Science-Fiction-Thriller „Sie leben!“ (1988).
Danach schien John Carpenter die Inspiration auszugehen. Sowohl seine Filme als auch die mit Musikern wie Jim Lang und Dave Davies entstandenen Soundtracks zu „Mächte des Wahnsinns“, „Das Dorf der Verdammten“ (beide 1995), „Vampires“ (1998) und „Ghosts Of Mars“ (2001) fielen an der Kinokasse und bei den Kritikern durch.
In den letzten Jahren ließ der Horror-Altmeister nur mit seinem Beitrag zur Horror-Anthologie „Masters of Horror“ (2006) und „The Ward“ (2010) fast unmerklich aufhorchen, seither konzentriert sich der mittlerweile 67-Jährige offensichtlich auf seine musikalische Karriere. Mit seinem Sohn Cody (der auch die Musik zu Carpenters„Masters of Horror“-Episode „Cigarette Burns“ komponierte) und Daniel Davies spielte er nun sein erstes von filmischen Vorlagen losgelöstes Album „Lost Themes“ ein, das mit seinen repetitiven Sequenzen und düster schwebenden Klangfolgen ganz typisch nach Carpenter klingt.
„Es ging bei ,Lost Themes‘ nur darum, etwas Spaß zu haben“, meint Carpenter. „Es kann sowohl großartig als auch schlecht sein, Musik zu Bildern zu komponieren, was ich bislang gemacht habe. Hier gab es keinen Druck. Kein Schauspieler fragte mich, was sie machen sollen, keine Crew wartete, und kein Schnittraum, in den ich gehen musste. Es stand kein Veröffentlichungstermin aus. Es hat einfach Spaß gemacht. Und ich konnte kein besseres Set-up in meinem Haus haben, wo ich mich auf Cody und Daniel verlassen konnte, mich mit Ideen zu versorgen, wenn wir zu improvisieren begannen. Der Plan bestand darin, meine Musik kompletter und voller zu machen, weil wir grenzenlose Spuren zur Verfügung hatten. Ich hatte nicht mehr mit rein analogem Equipment zu tun. Es ist eine komplett neue Welt. Und es war nichts in unseren Köpfen, als wir begonnen haben, als es stimmungsvoll zu machen.“ 
Fans werden sich an frühere Carpenter-Meisterwerke wie „Prince of Darkness“ und „They Live“ erinnert fühlen, an Mike Oldfields„Tubular Bells“ und Goblins„Suspiria“, wenn sich die repetitiven Basslinien mit schrägen Akkorden, aufsteigenden Orgeln, entspannten Pianos, akzentuierten Gitarrenriffs und faszinierenden Percussions vermengen. Carpenter hofft, mit seiner Musik Filmemacher inspirieren zu können, und arbeitet bereits an seinem nächsten Album „Dark Blues“.
Playlist: 
01. John Carpenter - Main Title (Assault On Precinct 13) - 02:57
02. John Carpenter - Vortex (John Carpenter's Lost Themes) - 04:44
03. John Carpenter & Alan Howarth - Halloween II Suite B (Halloween II)- 05:04
04. John Carpenter & Gary McKill - Untitled 5 (Sentinel Returns) - 04:53
05. John Carpenter & Alan Howarth - Opening Credits (Prince Of Darkness) - 09:15
06. John Carpenter & Alan Howarth - Abduction To Airport (Big Trouble In Little China) - 04:17
07. John Carpenter & Alan Howarth - Main Title (Escape From New York) - 03:53
08. John Carpenter & Shirley Walker - History Of Los Angeles (Escape From L.A.) - 02:08
09. John Carpenter - Night Attack (Vampires) - 03:19
10. John Carpenter & Alan Howarth - The Siege Of Justiceville (They Live) - 05:38
11. John Carpenter - Theme From 'The Fog' (The Fog) - 05:09
12. John Carpenter & Alan Howarth - Moochie's Death (Christine) - 02:25
13. John Carpenter & Dave Davies - March Of The Children (Village Of The Damned) - 08:03
14. John Carpenter & Jim Lang - Long Beautiful Hair (Body Bags) - 05:40
15. John Carpenter - Halloween Theme Reprise (Halloween) - 03:36
16. John Carpenter - Ghosts Of Mars (Ghosts Of Mars) - 03:42
17. John Carpenter & Alan Howarth - The Team Assembles (Prince Of Darkness) - 09:11
18. John Carpenter - Abyss (John Carpenter's Lost Themes) - 06:06
19. John Carpenter & Jim Lang - The Book Comes Back (In The Mouth Of Madness) - 04:00
20. John Carpenter - Rocks At Drake's Bay (The Fog) - 02:23
21. John Carpenter & Alan Howarth - The Duke Arrives/Barricade (Escape From New York) - 03:35
22. John Carpenter & Alan Howarth - Kidnapped (They Live) - 03:29
23. John Carpenter & Alan Howarth - Hell Breaks Loose (Prince Of Darkness) -  09:57

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - CLIVE OWEN Special

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Spätestens seit seiner Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller in Mike Nichols‘ Beziehungsdrama „Hautnah“ zählt der britische Schauspieler Clive Owen zur ersten Garde seiner Zunft. Bevorzugt in Rollen eingesetzt, die physische Stärke, Intellekt und einen kraftvollen Willen verbinden, fühlt sich Owen in Arthouse-Filmen ebenso zuhause wie in Blockbustern und auf der Theaterbühne. Zuletzt war er in der TV-Mini-Serie „The Knick“ zu sehen.
Der am 3. Oktober 1964 im britischen Coventry geborene Owen besuchte die Binley Park Gesamtschule und trat mit dreizehn Jahren dem Jugendtheater bei, wo er die Rolle von Artful Dodger in einer Produktion von „Oliver!“ spielte. Die Schauspielerei war zunächst nicht seine erste Berufswahl, aber seine Meinung änderte sich, woraufhin Owen 1987 seinen Abschluss an der Royal Academy of Dramatic Art machte und der Young Vic Theatre Company beitrat, wo er in einigen Shakespeare-Stücken mitspielte. Sein Filmdebüt feierte er 1988 in der britischen Produktion „Vroom! – Ab in die Freiheit“, worauf sich mehrere Fernsehfilme und –Serien anschlossen.
Bekannt wurde er vor allem durch die Fernsehserie „Chancer“. Zwischenzeitlich kehrte Owen aber immer wieder auf die Theaterbühne zurück, wo er u.a. in Noel Cowards„Design For Living“ einen Bisexuellen darstellte. Mitte der 1990er-Jahre sah man Owen unter anderem an der Seite von Catherine Zeta-Jones in der Spielfilmadaption von „The Return of the Native“ (1994) und in den Fernsehfilmen „An Evening With Gary Lineker“ (1994) sowie „Split Second“ (1999). Dazu gesellten sich Kinoengagements wie „Land in Flammen“ (1992), „Century“ (1993), „Land der verlorenen Kinder“ (1994) oder „Tödliche Verschwörung“ (1996).
1997 spielte Owen an der Seite von Mick Jagger, Lothaire Bluteau und Ian McKellen einen KZ-Häftling in dem Film „Bent“. Seinen internationalen Durchbruch feierte er in dem Mike Hodges-Erfolg „Croupier“ aus dem Jahre 1998, worauf weitere Auftritte in „Das Auge des Gesetzes“ und „Greenfingers“ sowie Robert Altmans„Gosford Park“ (2001) folgten.
Zu den jüngeren Produktionen, an denen Owen mitgewirkt hat, gehören „Jenseits aller Grenzen“, „King Arthur“, „Sin City“, „Inside Man“ und „Children of Men“. Für seine Rolle in „Hautnah“ an der Seite von Julia Roberts, Jude Law und Natalie Portman konnte er einen Golden Globe Awards als bester Nebendarsteller in Empfang nehmen. Für diese Rolle wurde er im Januar 2005 auch für den Oscar als bester Nebendarsteller nominiert, nachdem er bereits in dem ursprünglichen Theaterstück mitgewirkt hatte. Owen spielte auch in der Werbe-Kurzfilmreihe „The Hire“ für BMW mit, die Regisseure wie Ang Lee, Guy Ritchie oder John Frankenheimer mit Stars wie Gary Oldman, Madonna, James Brown, Don Cheadle oder F. Murray Abraham drehten.
1996 spielte er die Hauptrolle im Videospiel „Privateer 2 – The Darkening“ neben Christopher Walken, John Hurt und Jürgen Prochnow. In der Neuverfilmung von „Der Rosarote Panther“ (2006) hatte Owen einen Gastauftritt als 006, worauf Steve Martin süffisant meinte: „Ah, zur Superzahl hat es nicht gereicht”. Er spielte damit offensichtlich darauf an, dass Owen kurz als möglicher James-Bond-Darsteller in der Nachfolge Pierce Brosnans im Gespräch war. Letztlich bekam die Rolle dann Daniel Craig. In Tom Tykwers„The International“ (2009) verkörperte Owen neben Naomi Watts und Armin Mueller-Stahl einen Interpol-Fahnder gegen die Finanzgeschäfte des organisierten Verbrechens. Seit 2014 verkörpert er den Chirurgen Dr. John Thackery in der Serie „The Knick“, die in einem New Yorker Krankenhaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt.

Filmographie: 
1988: Vroom – Ab in die Freiheit (Vroom)
1989: Precious Bane (Fernsehfilm)
1989: Capital City (Fernsehserie)
1990: Lorna Doone (Fernsehfilm)
1990: Chancer (Fernsehserie)
1991: Schließe meine Augen, begehre oder töte mich (Close My Eyes)
1993: Century
1993: Land in Flammen (Class of ’61, Fernsehfilm)
1993: The Magician (Fernsehfilm)
1994: Doomsday Gun – Die Waffe des Satans (Doomsday Gun, Fernsehfilm)
1994: The Return of the Native (Fernsehfilm)
1995: Bad Boys Blues (Fernsehfilm)
1996: Sharman (Fernsehserie)
1996: Tödliche Verschwörung (The Rich Man’s Wife)
1996: Privateer 2 – The Darkening (Videospiel)
1997: Bent
1997: Croupier – Das tödliche Spiel mit dem Glück (Croupier)
1998: The Echo (Fernsehfilm)
1999: Split Second 2 (Fernsehfilm)
1999: Second Sight (Fernsehserie)
2000: Greenfingers – Harte Jungs und zarte Triebe (Greenfingers)
2001: Gosford Park 2001: The Hire – Ambush (BMW Kurzfilm)
2001: The Hire – Chosen (BMW Kurzfilm)
2001: The Hire – The Follow (BMW Kurzfilm)
2001: The Hire – Star (BMW Kurzfilm)
2001: The Hire – Powder Keg (BMW Kurzfilm)
2002: The Hire – Hostage (BMW Kurzfilm)
2002: The Hire – Beat the Devil (BMW Kurzfilm)
2002: The Hire – Ticker (BMW Kurzfilm)
2002: Die Bourne Identität (The Bourne Identity)
2003: Jenseits aller Grenzen (Beyond Borders)
2003: Dead Simple (I’ll sleep when I’m dead)
2004: King Arthur
2004: Hautnah (Closer)
2005: Sin City
2005: Entgleist (Derailed)
2006: Inside Man
2006: Children of Men
2006: Der Rosarote Panther (The Pink Panther)'– Cameo-Auftritt
2007: Shoot ’Em Up
2007: Elizabeth – Das goldene Königreich (Elizabeth: The Golden Age)
2007: Extras (Fernsehserie)
2009: The International
2009: Duplicity – Gemeinsame Geheimsache (Duplicity)
2009: The Boys Are Back – Zurück ins Leben (The Boys Are Back)
2010: Trust
2011: Killer Elite
2011: Intruders
2012: Shadow Dancer
2012: Hemingway & Gellhorn (Fernsehfilm)
2013: Blood Ties
2013: Words & Pictures – In der Liebe und in der Kunst ist alles erlaubt (Words and Pictures)
seit 2014: The Knick (Fernsehserie)
Playlist: 
01. Terence Blanchard - Thrown A Bone (Inside Man) - 02:36
02. John Tavener - The Lamb (Children Of Men) - 03:20
03. Patrick Doyle - Inspector Thompson (Gosford Park) - 03:08
04. Dickon Hinchliffe - The Real Tout (Shadow Dancer) - 03:27
05. Hal Lindes - The Boys Are Back [Reprise](The Boys Are Back) - 02:57
06. James Horner - Ethiopia i (Beyond Borders) - 02:14
07. Cliff Martinez - Aortic Aneurysm junior (The Knick) - 03:57
08. Edward Shearmur - Winston's Theme (Derailed) - 02:17
09. John Powell - Taxi Ride (The Bourne Identity) - 03:43
10. Hans Zimmer - Goodbyes/Woads Are Here (King Arthur) - 02:56
11. Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil - Calvini Crime Scene Investigation (The International) - 04:48
12. James Newton Howard - Security Meeting (Duplicity) - 02:49
13. Paul Haslinger - The Interrogation (Shoot 'em Up) - 03:15
14. John Powell - On Bridge Number 9 (The Bourne Identity) - 03:41
15. Craig Armstrong & AR Rahman - Bess And Raleigh Dance (Elizabeth - The Golden Age) - 02:34
16. James Newton Howard - The Formula (Duplicity) - 05:50
17. Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil - End Title (The International) - 09:13

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - DAVID HIRSCHFELDER Special

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Mit seinen Scores zu „Shine – Der Weg ans Licht“ (1996) und „Elizabeth“ (1998) wurde David Hirschfelder nicht nur jeweils mit Oscar-Nominierungen für die Beste Musik in der Kategorie „Original Dramatic Score“ bedacht, sondern auch international bekannt. Momentan liegt von ihm der Soundtrack zum biographischen Kriegsdrama „The Railway Man“ mit Colin Firth und Nicole Kidman in den Hauptrollen vor.
Der am 18. November 1960 im australischen Ballarat geborene Hirschfelder lernte bereits im Alter von vier Jahren Klavier spielen. Als er nach Melbourne zog, gründete er die Jazz-Band Pyramid, mit der er 1983 beim Montreux Jazz Festival auftrat. Zwischen 1983 und 1986 bediente Hirschfelder die Keyboards bei der australischen Rockband Little River Band und arbeitete mit dem Sänger John Farnham zusammen. Als einer der erfolgreichsten Musiker seiner Heimat zog es den Musiker Ende der 80er zur Filmmusik. Schon seine Arbeit an dem Dokumentarfilm „Suzy’s Story“ brachte ihm 1987 den Penguin Award ein, 1993 bekam er für den Score zu dem Tanzfilm „Strictly Ballroom“ den BAFTA Award in der Kategorie „Beste Filmmusik“.
Seinen internationalen Durchbruch feierte Hirschfelder mit seinem Score zu Scott Hicks‘ biografischen Drama „Shine – Der Weg ans Licht“ (1996), der Nominierungen als Beste Filmmusik sowohl bei den Oscars als auch bei den Golden Globe Awards erhielt. Zwar wurde auch der mit einem 90-köpfigen Orchester und einem 40-köpfigen Chor eingespielte Score zum historischen Drama „Elizabeth“ (1998) mit einer weiteren Oscar-Nominierung bedacht, doch prämiert wurde die Arbeit immerhin mit einem BAFTA- und einem APRA-Award.
Im Jahr 2000 komponierte Hirschfelder die Musik für die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Sydney, 2008 erhielt er eine Nominierung bei den Satellite Awards für den Score zu Baz Luhrmanns„Australia“.
In den letzten Jahren schuf Hirschfelder die Musik zu Zack Snyders Animationsfilm "Die Legende der Wächter" (2010), zur James-Cameron-Produktion "Sanctum" (2011), zu Jonathan Teplitzkys Kriegsdrama „The Railway Man“ (2013) und Russell Crowes Langfilmregiedebüt „Das Versprechen eines Lebens“ (2014).

Filmographie:
1990 Shadows of the Heart (Fernsehfilm)
1990 Skirts (TV-Serie)
1991 Ratbag Hero (Fernsehfilm)
1992 Strictly Ballroom - Die gegen die Regeln tanzen
1993 A Kid Called Troy (Dokumentation)
1994 Dallas Doll
1995 Bathing Boxes (Kurzfilm)
1995 Mord bizarr
1995 The Life of Harry Dare
1996 Liebling, bleib so wie ich bin!
1996 Shine - Der Weg ans Licht
1998 Das Interview
1998 Elizabeth
1998 Sie liebt ihn - sie liebt ihn nicht
1999 What Becomes of the Broken Hearted?
2000 Aufgelegt!
2000 Besser als Sex
2000 Das Gewicht des Wassers
2002 Bootleg (TV Mini-Serie)
2002 Hirschfelder & Hobson: Inside This Room (TV-Dokumentation)
2003 Standing Room Only (Kurzfilm)
2003 The Wannabes
2004 BlackJack: Sweet Science (Fernsehfilm)
2004 Hooked (Kurzfilm)
2004 Peaches 2004 The Five People You Meet in Heaven (Fernsehfilm)
2005 BlackJack: Ace Point Game (Fernsehfilm)
2005 BlackJack: In the Money (Fernsehfilm)
2005 Kidnapped (Fernsehfilm)
2006 Aquamarin - Die vernixte erste Liebe
 2006 BlackJack: At the Gates (Fernsehfilm)
2006 BlackJack: Dead Memory (Fernsehfilm)
2006 Pancho and Lefty (Kurzfilm)
2006 Unwiderstehlich
2007 BlackJack: Ghosts (Fernsehfilm)
2007 Shake Hands with the Devil
2008 Australia
2008 Die Kinder der Seidenstrasse
2008 Salute (Dokumentation)
2009 Emergence (Kurzfilm)
2009 The Blue Mansion
2010 Die Legende der Wächter
2010 I Love You Too
2011 Sanctum
2012 Beyond Right and Wrong: Stories of Justice and Forgiveness (Dokumentation)
2013 The Railway Man
2014 John Doe: Vigilante
2014 Healing
2014 Das Versprechen eines Lebens
Playlist:
01. David Hirschfelder - Tell Me A Story, Katherine (Shine) - 02:06
02. David Hirschfelder - Approaching (Better Than Sex) - 02:50
03. David Hirschfelder - Opening Credits (Healing) - 03:38
04. David Hirschfelder - Flight Home (Legend Of The Guardians) - 03:55
05. David Hirschfelder - Serum (Children Of Huang Shi) - 04:00
06. David Hirschfelder - It's Too Late (Hanging Up) - 03:00
07. David Hirschfelder - Closing Credits (Blue Mansion) - 03:36
08. David Hirschfelder - Return To Faraway Downs (Australia) - 05:58
09. David Hirschfelder - Forgive Your Father (The Five People You Meet In Heaven) - 04:15
10. David Hirschfelder - The Sacred River (Sanctum) - 03:41
11. David Hirschfelder - The Tear/Goodbyes (Aquamarine) - 03:14
12. David Hirschfelder - Requiem (Elizabeth) - 05:11
13. David Hirschfelder - The Home Coming (The Railway Man) - 04:32
14. David Hirschfelder - Birdy Breaths (Better Than Sex) - 03:04
15. David Hirschfelder - Closing Suite (The Railway Man) - 09:22

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - ANNETTE BENING Special

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Die amerikanische Schauspielerin Annette Bening zählt seit ihrer Oscar-Nominierung für ihre herausragende Darstellung in Sam Mendes‘ preisgekrönten Komödiendrama „American Beauty“ (1999) zu den vielseitigsten Mimen in Hollywood. Zuletzt war sie in dem romantischen Drama „The Face Of Love“ (2013) und dem Kriegsdrama „The Search“ (2014) zu sehen.
Die am 29. Mai 1958 in Topeka, Kansas, als jüngstes von vier Kindern geborene Annette Bening studierte an der San Francisco State University und begann ihre Schauspielkarriere am American Conservatory Theatre in San Francisco, bevor sie nach New York zog und dort u.a. für ihre Arbeit in dem Broadway-Stück „Coastal Disturbances“ 1987 eine Tony-Nominierung erhielt. Nach einigen Engagements in Fernsehfilmen erhielt Bening 1988 ihre erste Leinwandrolle in dem wenig beachteten Film „Ferien zu dritt“, dann durfte sie ein Jahr später in „Valmont“, Miloš Formans Adaption von Choderlos de Laclos‘ Briefroman „Gefährliche Liebschaften“, die Rolle der Catherine Merteuil spielen. Leider wurde dieses Literaturstück bereits ein Jahr zuvor erfolgreich von Stephen Frears verfilmt, so dass Formans Werk nicht die verdiente Beachtung erhielt. Nichtsdestotrotz wurde Bening mit „Valmont“ in Hollywood bekannt und erhielt für ihre Leistung in Stephen Frears' Gauner-Komödie „The Grifters“ (1990) ihre erste Oscar-Nominierung.
Es folgten bemerkenswerte Auftritte in sehenswerten Filmen wie Irwin Winklers Polit-Drama „Schuldig bei Verdacht“ an der Seite von Robert De Niro, mit Harrison Ford in Mike Nichols‘„In Sachen Henry“ sowie Barry Levinsons Gangster-Biopic „Bugsy“ (alle 1991), das sie mit Warren Beatty abdrehte, den sie 1992 ehelichte und mit dem sie mittlerweile vier Kinder hat.
Ab Mitte der 90er war Bening in Rob Reiners romantischer Komödie „Hallo, Mr. President“ (1995), Tim Burtonsüberdrehter Science-Fiction-Sause „Mars Attacks!“ (1996), Edward Zwicks Terror-Thriller „Ausnahmezustand“ (1998), Neil Jordans surrealem Thrillerdrama „Jenseits der Träume“ (1999) und schließlich in Sam Mendes‘ Meisterwerk „American Beauty“ (1999) zu sehen. Danach wurde es etwas ruhiger um die geschätzte Schauspielerin. Sie spielte 2003 in Kevin Costners Western „Open Range“ und brillierte als gelangweilte Londoner Theater-Diva in István Szabós„Being Julia“ (2004), wofür sie 2005 mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde und ihre dritte Oscar-Nominierung erhielt. Fünf Jahre später wiederholte sich das Ganze – Auszeichnung mit dem Golden Globe und Oscar-Nominierung - für ihren Part einer erfolgreichen lesbischen Ärztin in „The Kids Are All Right“.

Filmographie:
1987: Miami Vice (Fernsehserie, Folge 3x09 Sprengstoff)
1988: Die Geiselnahme (Hostage)
1988: Great Outdoors – Ferien zu dritt (The Great Outdoors)
1989: Valmont
1990: Grüße aus Hollywood (Postcards from the Edge)
1990: Grifters (The Grifters)
1991: Schuldig bei Verdacht (Guilty by Suspicion)
1991: In Sachen Henry (Regarding Henry)
1991: Bugsy
1994: Perfect Love Affair (Love Affair)
1995: Richard III. (Richard III)
1995: Hallo, Mr. President (The American President)
1996: Mars Attacks!
1998: Ausnahmezustand (The Siege)
1999: Jenseits der Träume (In Dreams)
1999: American Beauty
2000: Good Vibrations – Sex vom anderen Stern (What Planet Are You From?)
2003: Open Range – Weites Land (Open Range)
2004: Being Julia
2004: Die Sopranos (The Sopranos, Fernsehserie, Folge The Test Dream)
2005: Diva
2005: Mrs. Harris – Mord in besten Kreisen (Mrs. Harris)
2005: Under My Skin 2006: Krass (Running with Scissors)
2008: The Women
2009: Mütter und Töchter (Mother and Child)
2010: The Kids Are All Right
2012: Ruby Sparks – Meine fabelhafte Freundin (Ruby Sparks)
2012: Ginger & Rosa
2012: There Is No Place Like Home – Nichts wie weg aus Ocean City (Girl Most Likely)
2013: The Face Of Love
2014: The Search
Playlist:
01. Mychael Danna - Quiet Alone (Being Julia) - 02:42
02. Ennio Morricone - For Her, For Him (Bugsy) - 04:55
03. Thomas Newman - Still Dead (American Beauty) - 02:46
04. James Newton Howard - NY to LA - The Bus Depot (Guilty By Suspicion) - 02:42
05. Hans Zimmer - Central Park, 6pm (Regarding Henry) - 04:20
06. Elliot Goldenthal - Claire's Nocturne (In Dreams) - 02:38
07. Edward Shearmur - Karen's Letter (Mother And Child) - 04:26
08. Michael Kamen - Charley Rides Off (Open Range) - 03:03
09. Nick Urata - I Was Waiting For You (Ruby Sparks) - 02:31
10. Graeme Revell - The Sheik Abduction (The Siege) - 02:57
11. Marcelo Zarvos - Beach Chase (The Face Of Love) - 05:24
12. Thomas Newman - Any Other Name (American Beauty) - 04:06
13. Carter Burwell - On The Couch (The Kids Are All Right) - 01:34
14. Edward Shearmur - Elizabeth Alone (Mother And Child) - 04:40
15. Hans Zimmer - Walkin' Talkin' Man (Regarding Henry) - 03:36
16. Marc Shaiman - President Shepherd (The American President) - 07:28

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - SHIGERU UMEBAYASHI Special

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Seit asiatische Filmemacher wie Wong Kar-Wai („In The Mood For Love“, „2046“) und Zhang Yimou („House Of Flying Daggers“, „Curse Of The Golden Flower“) auch international Beachtung finden, wird der japanische Filmkomponist Shigeru Umebayashi (aka Ume) vor allem gern von europäischen Filmemachern engagiert. Zuletzt wirkte er an Kar-Wais„The Grandmaster“, Everardo Gouts„Days Of Grace“ und dem italienischen biografischen Drama „Come il Vento“ (alle 2013) mit.
Der am 19. Februar 1951 im japanischen Kitakyushu geborene Umebayashi fing als 17-Jähriger als Bassist in einer Schulband an, die Songs von den Beatles spielte, dann wurde er Frontmann der japanischen New-Wave-Band EX. Kaum hatte er 1984 begonnen, Filmmusik zu komponieren, gewann er schon für seinen Score zum 1985 in Japan produzierten Film „Sorekara“ verschiedene Filmmusik-Preise. Seither hat Umebayashi die Musik zu über dreißig japanischen Filmen komponiert und wurde international vor allem durch den Song „Yumeji’s Theme“ in Wong Kar-Wais Drama „In The Mood For Love“ und den End-Title-Song „Lovers“ aus „Der Fluch der goldenen Blume“ bekannt, den er für die Sopranistin Kathleen Battle schrieb. Er arbeitete mit Hong Kongs Ronny Yu an „Jet Li’s Fearless“, Italiens Roberta Torre an „Mare nero“, Serbiens Uros Stojanovic an „Tears for Sale“, Englands Peter Webber an „Hannibal Rising“, Deutschlands Veit Helmer an „Absurdistan“ und mit der britischen Regisseurin Sharon Maguire an „Incendiary“.
Außerdem komponierte Umebayashi die Musik zu Tom Fords„A Single Man“. Für seine Arbeit zu Everado Gouts„Days Of Grace“ gewann er 2012 den Mexican Academy Ariel Award in der Kategorie „Best Score“, zusammen mit seinem französischen Co-Komponisten Nathaniel Mechaly wurde er für seine Musik zu Kar-Wais„The Grandmaster“ 2014 mit dem Best Composer Award bei den 8. Asian Film Awards und den 33. Hong Kong Film Awards ausgezeichnet.
Ebenfalls mehrfach prämiert wurde Umes Musik zur offiziellen Dokumentation „The Everlasting Flame“ der Olympiade in Beijing 2008. Seit 2010 präsentiert der Komponist seine Filmarbeiten auch bei europäischen Festivals und in Konzerthallen. Im vergangenen Jahr steuerte er die Musik zum chinesischen biographischen Action-Drama „Huang Feihong Zhi Yingxiong You Meng“ bei und arbeitet derzeit am spanischen Liebesdrama „La novia“.

Filmographie:
1984: Itsuka darekaga korosareru
1985: Sorekara
1985: Tomo yo shizukani nemure
1986: Shinshi dōmei
1986: Sorobanzuku
1987: Kyofu-no yacchan
1988: Kanashi iro yanen
1990: Tekken
1990: Hong Kong Paradise
1991: Ōte
1991: Yumeji
1991: Akuyaku shōkai: Ōkami-tachi no jingi
1992: Yamai wa kikara: Byōin e ikō 2
1993: Nemuranai machi – Shinjuku same
1994: Izakaya yurei
1994: Yoi ko to asobō
1994: Tokarefu
1994: Kaze wa dotchi ni fuite iru?
1995: Nan Jing de ji du
1995: Boxer Joe
1995: Kitanai yatsu
1995: Zero Woman: Keishi-chō 0-ka no Onna
1996: Shin gokudō kisha – Nigeuma densetsu
1996: Shin izakaya yurei
1997: Watashitachi ga suki datta koto
1997: Ichigo domei
1997: Isana no umi
1998: Beru epokku
1998: Fuyajo
2000: In the Mood for Love (Fa yeung nin wa)
2000: Game Over – Gefährliche Spiele (Gong yuan 2000 AD)
2001: Hikari no ame
2001: Shōjo
2001: Huang xin jia qi
2001: Onmyoji
2002: Zhou Yus Zug
2003: Onmyoji 2
2003: Lian zhi feng jing
2004: House of Flying Daggers (Shí Miàn Mái Fú)
2004: 2046
2005: Miyabi: Yukio Mishima (Dokumentation)
2005: Hibi
2006: Fearless (Huo Yuan Jia)
2006: Night Head Genesis
2006: Mare nero
2006: The Triangle (Daisy)
2006: Der Fluch der goldenen Blume (Mǎn chéng jìn dài huáng jīn jiǎ)
2007: Hannibal Rising – Wie alles begann (Hannibal Rising)
2008: Blown Apart (Incendiary)
2008: A Simple Love Story
2008: Absurdistan
2008: The Real Shaolin (Dokumentation)
2008: Zhu meng (Dokumentation)
2008: Carlston za Ognjenku
2009: A Single Man
2010: True Legend
2010: Sekando bâjin (TV-Serie)
2011: Days Of Grace (Días de gracia)
2011: Fuyu no hi (Kurzfilm)
2011: Dust In The Wind (Kurzfilm)
2011: Trishna
2012: Dai zeoi bou
2013: My Atomic Aunt (Dokumentation)
2013: The Grandmaster (Yī dài zōng shī)
2013: Come Il Vento
2014: It’s Time (Kurzfilm)
2014: Huang Feihong Zhi Yingxiong You Meng
Playlist: 
01. Shigeru Umebayashi - George's Waltz II (A Single Man) - 03:18
02. Shigeru Umebayashi - Onmyoji Main Theme (The Yin Yang Master) - 04:11
03. Shigeru Umebayashi - Ying Yuan (True Legend) - 03:29
04. Shigeru Umebayashi - Palermo (Come Il Vento) - 02:44
05. Shigeru Umebayashi - Onmyoji II Main Theme (The Yin Yang Master II) - 03:47
06. Shigeru Umebayashi - Opening Title (Sleepless Town) - 03:48
07. Shigeru Umebayashi - A Bird Of Paradise (Shoujyo) - 03:04
08. Shigeru Umebayashi - The Pride And The Pain (Sleepless Town) - 05:35
09. Shigeru Umebayashi - Farewell No. 1 (House Of Flying Daggers) - 02:42
10. Shigeru Umebayashi - Long Journey (2046) - 04:08
11. Shigeru Umebayashi - Yumeji's Theme (In The Mood For Love) - 03:05
12. Shigeru Umebayashi - Main Theme (Sorekara) - 03:05
13. Shigeru Umebayashi - Fearless Men/Theme Of Yuanjia And Moon (Jet Li's Fearless) - 04:26
14. Shigeru Umebayashi - Love Theme II (The Grabdmaster) - 03:54
15. Shigeru Umebayashi - Temelko Underwater (Absurdistan) - 03:02
16. Shigeru Umebayashi - Her Emotions Of Silent Thought (Days Of Grace) - 05:55

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - GUSTAVO SANTAOLALLA Special

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Gustavo Santaolalla zählt fraglos zu den schillerndsten Figuren der Filmmusikszene. In Hollywood ist der Argentinier vor allem durch seine Oscar-prämierten Scores zu Ang Lees schwulem Cowboydrama „Brokeback Mountain“ (2005) und Alejandro González Iñárritus Episodendrama „Babel“ (2006) bekannt geworden, aber der am 19. August 1951 in Buenes Aires geborene Musiker, Produzent, Songwriter und Filmkomponist gilt auch als Mitbegründer des lateinamerikanischen Rock en Español und hat sich seit den 1980er Jahren erfolgreich einen Namen als Entdecker und Förderer lateinamerikanischer Künstler gemacht. Nun ist sein neues Soloalbum „Camino“ erschienen.
Santaolalla wuchs bereits in seiner Kindheit mit der amerikanischer Musik von Nat King Cole bis zu den Beach Boys auf und machte es sich zu Beginn seiner musikalischen Laufbahn zur Aufgabe, eine Brücke zwischen dem Rock ’n’ Roll und lateinamerikanischer Musik zu schlagen. Als Bandleader der 1967 gegründeten Formation Arco Iris avancierte Santaolalla zu einer der Schlüsselfiguren des argentinischen Rock, wobei er im sogenannten Rock en Español nicht nur Rock und lateinamerikanischen Folk miteinander verband, sondern auch Jazz und afrikanische Klänge mit in seine Musik einfließen ließ. Kurz bevor 1976 in Argentinien die Regierung gestürzt und unter Jorge Rafael Videla eine Militärdiktatur errichtet wurde, hatte Santaolalla die Gruppe Soluna gegründet, musste aber 1978 in die USA übersiedeln, wo er in der Punk-Band Wet Picnic erste Erfahrungen mit dem amerikanischen Musikmarkt sammelte und schließlich Musikproduzent wurde.
Zusammen mit seinem Kollegen Anibal Kerpel gründete er mit Surco Records ein Joint Venture mit Universal Music und war so für den Erfolg lateinamerikanischer Bands und Künstler wie Juanes, Puya, Arbol, Fiebre, Molotov, Dracma oder Café Tacuba mitverantwortlich. 1981 veröffentlichte das Multitalent mit „Santaolalla“ sein Solo-Debüt, dem 1995 das nach seinen Namensinitialen benannte „GAS“ folgte, bevor ihm mit dem Instrumentalalbum „Ronroco“ (1996) der Durchbruch gelang.
Der Album-Track "Iguazu" fand in den beiden Michael-Mann-Filmen "The Insider"(1999) und "Collateral" (2004) Verwendung.
Seine Filmmusikkarriere ist eng mit dem Schaffen des mexikanischen Filmemachers Alejandro González Iñárritu verknüpft. Santaolalla vertonte zunächst dessen Episodenfilm „Amores Perros“ (2002), dann Iñárritus Beitrag zum Episodendrama „11´09“01 – September 11“, in dem sich mehrere Regisseure aus verschiedenen Ländern mit dem Attentat auf das World Trade Center in New York auseinandersetzten. International bekannt wurde der Filmkomponist schließlich durch seine Musik zu dem mit Sean Penn, Naomi Watts und Benicio del Toro hochkarätig besetzten Drama „21 Gramm“, für das Santaolalla elektronische Vibrato-Gitarren, Bandoneonklänge, Schlagzeug mit elektronischer Musik verband und wofür er bei den World Soundtrack Awards 2004 als Entdeckung des Jahres geehrt wurde.
Für seine Mixtur aus Gitarren-, Folk- und elektronischen Klängen zu Walter Salles‘ Roadmovie „Die Reisen des jungen Ché“ (2004) erhielt Santaolalla den British Academy Film Award, ehe er für seine Country-orientierte Filmmusik zu Ang Lees Drama „Brokeback Mountain“ 2006 den Oscar gewann. In jenem Jahr komponierte Santaolalla auch die Musik zu Iñárritus Episodendrama „Babel“, bei der er u.a. mit Ryuichi Sakamoto zusammenarbeitete und für die er wiederum mit einem Oscar für die beste Filmmusik prämiert wurde.
2008 verfasste Santaolalla gemeinsam mit Miguel Kohan das Drehbuch zu dessen preisgekrönten Dokumentarfilm „Café de los maestros“, in dem argentinische Musiker zu den goldenen Zeiten des Tango interviewt werden. 2010 schrieb er die Filmmusik zu Joseph Vilsmaiers„Nanga Parbat“ und zu Alejandro González Iñárritus neuem Drama „Biutiful“, ehe 2012 eine weitere Kooperation mit Walter Salles an dem Roadmovie „On the Road“ folgte, der Adaption von Jack Kerouacs gleichnamigen Roman. Äußerst populär wurde auch Santaolallas Musik zum apokalyptischen Videospiel „The Last of Us“ (2013), die gleich auf zwei Soundtrack-Alben veröffentlicht wurde.
Vor kurzem ist Santaolallas viertes Solo-Album „Camino“ bei Sony erschienen. Dabei verknüpft er seine filmmusikalischen Qualitäten mit einem Sinn für Intimität, wobei er so schöne Instrumente wie Guitarron, Oud, Cuatro, Bouzouki und natürlich das Ronroco einsetzt, das zehnsaitige gitarrenähnliche Instrument, für das Santaolalla so berühmt geworden ist.

Filmographie: 
1981: She Dances Alone
1981: Santaolalla (Solo-Album)
1995: GAS (Solo-Album)
1996: Ronroco (Solo-Album)
2000: Amores Perros
2002: 11'09"01 – September 11
2003: 21 Gramm (21 Grams)
2004: Salinas grandes (TV)
2004: Die Reise des jungen Che (Diarios de motocicleta)
2005: Brokeback Mountain
2005: Kaltes Land (North Country)
2006: Babel
2007: Things We Lost In The Fire (Themes)
2008: I Come with the Rain
2008: Linha de Passe
2010: The Sun Behind the Clouds
2010: Nanga Parbat
2010: Biutiful
2011: Les yeux de sa mère
2011: Eva de la argentina
2012: On the Road – Unterwegs (On the Road)
2013: The Last of Us (Videogame)
2014: Camino (Solo-Album)
2014: Relatos Salvajes
2014: Book Of Life
Playlist:
01. Gustavo Santaolalla - Parana (Camino) - 03:27
02. Gustavo Santaolalla - Amores Perros + Atacama (Amores Perros) - 03:31
03. Gustavo Santaolalla - The Skin Of The Earth (Babel) - 02:50
04. Gustavo Santaolalla - Can Dry Leaves Help Us? (21 Grams) - 03:53
05. Gustavo Santaolalla - End Credits (Things We Lost In The Fire) - 02:51
06. Gustavo Santaolalla - Iguazu (Ronroco) - 04:52
07. Gustavo Santaolalla - Brokeback Mountain #1 (Brokeback Mountain) - 02:35
08. Gustavo Santaolalla - Wud Box (Biutiful) - 03:03
09. Gustavo Santaolalla - The Tale Begins (Boof Of Life) - 03:00
10. Gustavo Santaolalla - Bombita (Relatos Salvajes) - 03:01
11. Gustavo Santaolalla - When There's Will (Nanga Parbat) - 03:41
12. Gustavo Santaolalla - Standing Up (North Country) - 02:40
13. Gustavo Santaolalla - The Quarantine Zone (The Last Of Us) - 03:40
14. Gustavo Santaolalla - August: Osage County (August: Osage County) - 04:56
15. Gustavo Santaolalla - Lovin' It (On The Road) - 05:32
16. Gustavo Santaolalla - Duo (Les Yeux De Sa Mère) - 06:03

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - COMICVERFILMUNGEN

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In den letzten Jahren haben sich die Comic-Verfilmungen aus dem DC- und Marvel-Universum mehr als erfolgreich im Kino-Universum etabliert. Dabei sind es nicht nur die populären Superhelden wie Batman, Superman und Spider-Man, die den Weg von über lange Zeit belächelten Comic-Heftchen in die anerkannte Populärkultur geschaffte haben und schon seit Jahrzehnten auch für volle Kinokassen sorgen, mittlerweile feiern auch weniger bekannte Comics wie „Guardians of the Galaxy“ große Erfolge beim Kinopublikum.
Wie sehr das Genre der Comic-Verfilmungen einem Wandel unterliegt, demonstrierte die Zusammenarbeit zwischen den beiden unterschiedlichen Künstlern Zack Snyder und Christopher Nolan bei dem „Superman“-Reboot „Man Of Steel“. Christopher Nolan („Memento“, „Inception“) hatte mit seinen ernsthaften „Batman“-Verfilmungen „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ das Comic-Genre endgültig in Hollywood salonfähig gemacht und entwickelte mit David S. Goyer ein paar Ideen für einen „Superman“-Film, die er schließlich seinem Kollegen Zack Snyder („300“, „Watchmen“) vorlegte. Während Nolan als ausführender Produzent fungierte, schuf Snyder mit „Man Of Steel“ ein episches Action-Spektakel, das von Nolans Stamm-Komponisten Hans Zimmer entsprechend bombastisch musikalisch vertont worden ist.
So richtig populär wurden Comic-Adaptionen vor allem durch Tim Burtons„Batman“-Verfilmungen aus den Jahren 1989 und 1992 mit Michael Keaton in der Doppelrolle des Millionärs Bruce Wayne und der Gotham beschützenden Fledermaus. Burtons langjähriger musikalischer Weggefährte Danny Elfman schuf nicht nur zu diesen beiden Genre-definierenden Meisterwerken die kongeniale Musik, sondern auch zu Guillermo del Toros Dark-Horse-Comic-Verfilmung „Hellboy 2“.
Doch neben den klassischen Superhelden-Comics wie „X-Men“ und „Watchmen“ sorgten in den vergangenen Jahren auch weniger Genre-typische Verfilmungen durch renommierte Regisseure wie Martin Scorsese und Steven Spielberg für Furore. So nahm sich Martin Scorsese 2011 mit „Hugo“ einem „Roman in Worten und Bildern“ von Brian Selznick an, der in „Die Entdeckung des Hugo Cabret“ das Leben des Filmpioniers Georges Méliès als Hommage an den jungen Film konzipierte. Howard Shore schrieb nicht nur die zauberhafte Musik zu diesem Leinwandmärchen für Kinoliebhaber, sondern auch zu David Cronenbergs Thriller-Drama „A History Of Violence“ (2005), das auf der gleichnamigen Graphic Novel von John Wagner und Vince Locke basiert.
Europäische Comic-Liebhaber haben mit Spannung vor allem Steven Spielbergs Adaption von Hergés berühmter Comic-Serie um "Tim und Struppi" erwartet, die als Trilogie angedacht ist und deren ersten Part Spielberg selbst 2011 unter dem Titel „Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der ,Einhorn‘“ realisierte.
Zu den bemerkenswertesten Comic-Verfilmungen in den letzten Jahren zählten auch Sam Mendes‘„Road To Perdition“ (2002), das in sechs Kategorien für einen Oscar nominiert gewesen ist – u.a. für die beste Filmmusik von Thomas Newman -, aber nur einen für die beste Kameraarbeit gewann, und Robert Rodriguez‘„Sin City“, das sich in seiner filmischen Umsetzung ganz dicht an der düsteren Comic-Vorlage von Frank Miller gehalten hat.

Playlist:
01. Hans Zimmer - Look to the Stars (Man Of Steel) - 02:58
02. Howard Shore - The Chase (Hugo) - 02:50
03. Danny Elfman - Hellboy II Titles (Hellboy 2) - 01:18
04. Danny Elfman - Up The Cathedral (Batman) - 05:06
05. The Jackson 5 - I want You Back (Guardians Of The Galaxy) - 03:00
06. The Philip Glass Ensemble - Pruit Igoe & Prophecies (Watchmen) - 08:38
07. New Japan Philharmonic - Procession Of The Gods (Spirited Away) - 03:00
08. John Williams - Red Rackham's Curse and the Treasure (Adventures Of Tintin) - 06:10
09. Howard Shore - The Return (A History Of Violence) - 04:40
10. Robert Rodriguez - Sin City (Sin City) - 01:55
11. Brian Tyler - Adolescent Genetically Altered Shinobi Terrapins (Teenage Mutant Ninja Turtles) - 04:34
12. Thomas Newman - Meet Maguire (Road To Perdition) - 01:44
13. John Ottman - Welcome Back - End Titles (X-Men: Days Of Future) - 03:58
14. Sergei Rachmaninoff - Symphony No. 2 in E minor, Op. 27 - II. Allegro molto (Birdman) - 07:20

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - SCOTT HICKS Special

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Das biografische Drama „Shine – Der Weg ans Licht“ machte den in Uganda geborenen Filmemacher Scott Hicks 1996 weltberühmt, und auch seine nachfolgenden Werke – die Bestseller-Verfilmungen von David Gutersons„Schnee, der auf Zedern fällt“ (1999) und Stephen Kings„Hearts In Atlantis“ (2001) konnten sich sehen lassen. Seither ist er vor allem durch die Philip-Glass-Dokumentation „Glass: A Portrait of Philip in Twelve Parts“ (2007) aufgefallen. Für dieses Jahr ist von dem vielseitigen Filmemacher der Fantasy-Thriller „Fallen“ angekündigt.
Hicks lebte bis zu seinem zehnten Lebensjahr in Kenya, dann zog seine Familie erst nach England und dann, als er vierzehn war, weiter ins australische Adelaide. Er beendete 1975 sein Studium an der Flinders University of South Australia und profitierte davon, dass das die australische Regierung den seit Jahrzehnten brachliegenden Filmmarkt förderte. Etablierte Filmemacher wie Peter Weir und Bruce Beresford kamen nach Adelaide, um ihre Filme dort zu drehen. Hicks arbeitete als Crew-Mitglied an einem Dutzend von Filmen in den nächsten Jahren, bis er anfing, Kurzfilme und gesponserte Dokumentationen zu drehen.
In seinem ersten Film „Freedom“, den er 1981 in und um Adelaide herum drehte, verwendete er Musik von Cold Chisels Don Walker und die Vocals von INXS-Frontmann Michael Hutchence. Für das INXS-Label WEA drehte er zwischen 1982 und 1983 die Videoclips zu „Spy Of Love“, „To Look At You“ und „Don’t Change“ und dann auf 16mm Film für die populäre südaustralische Band Vertical Hold. International bekannt wurde Hicks erst 1996 mit „Shine – Der Weg ans Licht“, einem Biopic über den australischen Pianisten David Helfgott (Geoffrey Rush), der als Wunderkind heranwächst, während sein Vater (Armin Müller-Stahl) ihn und seine Geschwister mit traumatisierenden Geschichten über den Verlust seiner Familie in den Konzentrationslagern des NS-Regimes quält. Schließlich gelingt es David sich von seinem Vater loszusagen und in Übersee ein Studium anzutreten.
 „Nichts wird wieder so sein wie vorher. ‚Shine‘ war eine einzigartige Erfahrung und einige wenige Leute sind auf ewig glücklich, diesen Grad an universeller Akzeptanz zu erleben. Selten genug kann man sagen, dass Filme das Leben von Menschen verändern. In Bezug auf die Welt kam der Film aus dem Nichts und stürmte durch die Welt. Es projizierte mich in eine neue Arena und machte Geoffrey Rush zum Star, veränderte komplett David Helfgotts Leben und reanimierte die Karriere von Lynn Redgrave. Es gab einige von uns, die in diesen Film involviert waren, deren Leben nie wieder wie zuvor sein würde“, meinte Drehbuchautor und Regisseur Scott Hicks nach dem Erfolg von „Shine“. 
Geoffrey Rush erhielt den Oscar als bester männlicher Hauptdarsteller, weitere Nominierungen erhielten Scott Hicks selbst (Regie), Jan Sardi und Scott Hicks (Buch), Armin Müller-Stahl (Nebendarsteller), David Hirschfelder (Musik) und Pip Karmel (Schnitt). Natürlich ist durch diesen Erfolg Hollywood auf den australischen Filmemacher aufmerksam geworden und übertrug ihm die Verfilmung von David Gutersons Bestseller „Schnee, der auf Zedern fällt“.
Das Krimi- und Liebesdrama spielt auf der kleinen Insel San Piedro vor der nordamerikanischen Küste in den 50er Jahren und beginnt mit dem Gerichtsprozess gegen Lachsfischer Kazuo Miyamoto (Rick Yune), einen US-Bürger japanischer Abstammung, der angeklagt wird, seinen Jugendfreund und Kollegen Carl Heine auf nebliger See ermordet zu haben. Wie bei den Zeugenvernehmungen deutlich wird, sitzen neun Jahre nach dem Angriff auf Pearl Harbor Misstrauen und Hass auf die Japaner bei den Amerikanern noch sehr tief. Dem Prozess wohnt auch der junge Gerichtsreporter Chambers (Ethan Hawke) bei, der persönlich in die Angelegenheit verstrickt ist: Miyamotos Ehefrau Hatsue (Youki Kudoh) ist seine große Jugendliebe, der er immer noch nachtrauert …
„Das Denken und Handeln der Protagonisten erklärte sich bei Guterson nicht aus der Gegenwart, sondern aus den Rückblenden in verschiedene Momente der individuellen Vergangenheiten. Hicks schafft es, durch ausgewogenen Rhythmus und harmonisches Hin- und Herspringen zwischen den Zeitebenen, seine Figuren mit Geschichte und damit mit Leben zu füllen, sie menschlich und erfahrbar zu machen. Die Schnitttechnik ist virtuos und die Bilder haben ihre eigene, ganz spezielle Ästhetik. Kühle Blau-Grautöne, der metaphernreiche Schnee und Aufnahmen des Meeres und der Buchten stellen ein Setting, dessen Schönheit man sich nur schwer entziehen kann“, befindet Flemming Schock in seiner Rezension auf filmspiegel.de.
Besondere Aufmerksamkeit verdiente auch der grandiose, subtil produzierte Score von James Newton Howard („The Sixth Sense“, „Waterworld“).
„Wichtige Faktoren für das Gelingen dieser Verfilmung waren neben dem Drehbuch (von David Guterson persönlich) die vorzügliche Kamera von Robert Richardson und die grandiose Musik von James Newton Howard. Während Richardson in stilvollen, zurückhaltenden Bildern von teilweise erlesener Schönheit die Geschichte nachzeichnet, schafft Howard einen enorm detailvollen und dramatischen Score, der durchaus als ein Highlight seiner Karriere anzusehen ist. Die zurückgenommene Tonsprache, die filigrane Verbindung von orchestralen, ethnischen und synthetischen Elementen und die vereinzelten dramatischen Ausbrüche von großer Eindringlichkeit machen‚Schnee der auf Zedern fällt‘ zu einem der besten Scores des Kinojahres 1999“, meint auch Jan Zwilling in seiner Rezension auf original-score.de. “Howard baute seinen Score als atmosphärisch-tonmalerische Musik ohne große Schaueffekte auf. Das Arrangement beruht auf einer stimmigen Mischung aus hohen Streichern, Soli von Cello und Shakuhachi und einem starken Vokalpart. Wichtiger Bestandteil ist zudem der vor Allem als Klangdesigner wirksame Synthesizer, aus dem die Musik viel ihrer Stimmung bezieht. Die daraus entwickelte Tonsprache ist auf leise weise dramatisch, kühl und einfühlsam. Der winterliche Schauplatz findet sich in hellen, durch die delikaten Soli von Flöten, Shakuhachi und Violine leicht entrückt wirkenden Klängen wieder, auch die leicht asiatischen Einflüsse in den Cellopassagen und begleitenden Glockenspielen wirken konzeptionell gelungen.“
Seinen letzten großen Erfolg durfte Hicks mit einer weiteren Bestseller-Adaption feiern, Stephen Kings„Hearts In Atlantis“. Der Fotograf Bobby Garfield (David Morse) kehrt bedingt durch den Tod seines Sandkastenfreundes in die Stadt seiner Jugend zurück. Unweigerlich keimen alte Erinnerungen wieder auf und versetzen ihn zurück in den Sommer 1960. Erzählt wird die Geschichte eines elfjährigen vaterlosen Jungen (Anton Yelchin), der seine Zeit mit seinem Freund Sully und dem Nachbarmädchen Carol (Mika Boorem) verbringt. Als der geheimnisvolle Fremde Ted Brautigan (Anthony Hopkins) in das Dachgeschoss der Pension zieht, in der Bobby mit seiner Mutter lebt, findet er in ihm einen väterlichen Freund. Es soll der letzte Sommer in Bobbys Kindheit werden. Aus der Freundschaft zu Carol erwachen erste Gefühle, Ted benötigt seine Hilfe - so bekommt Bobby eine Ahnung davon, welche Chancen ihm das Leben und die Liebe bieten können...
,Hearts in Atlantis‘ ist in erster Linie ein Stimmungsbild. Die Handlung folgt dem Schicksal von Bobby Garfield, seiner Liebe und seinen Problemen, während eines Sommers. Die Hauptstärke des Films liegt eindeutig in seinen wundervollen Bildern. Kameramann Piotr Sobocinski zaubert traumhaft schöne Ansichten in den tollsten Farben auf die Leinwand, leider verstarb er während den Dreharbeiten im Alter von 43 Jahren. Zusammen mit der gelungenen Musikuntermalung entsteht eine fast einzigartige Atmosphäre, eine Hommage ans Kindsein, ohne die Bilder mit zu viel Kitsch und Pathos zu überladen“, meint David Hiltscher in seiner Kritik auf filmspiegel.de.
Hicks zog sich anschließend in seine australische Heimat zurück und konzentrierte sich auf sein Privatleben, arbeitete an Fernsehspots und schaffte es mit einem Clip sogar in die permanente Sammlung des Museum of Modern Art in New York. 2007 kehrte Hicks mit der Komödie „Rezept zum Verlieben“ nach Hollywood zurück, für die Philip Glass den Score komponierte, worauf Hicks eine Dokumentation über den bekannten Komponisten drehte.
„Sie hat mich zu meinen dokumentarischen Wurzeln zurückgeführt“, ließ Hicks dazu einmal verlauten. „Ich entschied, dass der einzige Weg, dieses Projekt anzugehen, darin bestand, mir einfach eine Kamera zu kaufen und das zu filmen zu beginnen, wie Philip zuhause mit seiner Familie und seinen Kindern umgeht, Pizza macht und darüber spricht, Sinfonien zu schreiben. Okay, es ist ein weiterer obsessiver Pianist. Es ist ein netter Zehn-Jahres-Zirkel von ‚Shine‘ bis zu Glass, wenn man möchte.“
2010 inszenierte Hicks in seiner australischen Heimat das Drama „The Boys Are Back“. Clive Owen spielt den erfolgreichen britischen, in Australien lebenden Sportreporter Joe Warr, der nach dem tragischen Tod seiner Frau vor der schwierigen Aufgabe steht, sich allein um seinen sechsjährigen Sohn Artie (Nicholas McAnulty) und den rebellischen Teenie Harry (George MacKay) aus einer früheren Ehe zu kümmern. Da er den Kindern alles erlaubt, versinkt der reine Männerhaushalt ohne jeden weiblichen Einfluss bald in völligem Chaos. Das biografische Drama ist allerdings stellenweise recht kitschig ausgefallen und fiel bei Kritikern und an den Kinokassen durch. Einzig der gefühlvolle Score des früheren Dire-Straits- und Fish-Gitarristen Hal Lindes und die verträumten Songs von Sigur Rós, Elbow und Mayfield konnten überzeugen.
Zwei Jahre später versuchte es Hicks mit einer weiteren Verfilmung, diesmal des Bestseller-Autors Nicholas Sparks („Message In A Bottle“, „Das Lächeln der Sterne“), allerdings konnte die melodramatisch-kitschige Romanze „The Lucky One – Für immer der Deine“ auch nicht punkten. Der Score von Mark Isham blieb dazu unveröffentlicht, dafür gaben sich auf dem Soundtrack Acts wie Hilmar Örn Hilmarsson, Mayfield, A Fine Frenzy und Josh Radin ein munteres Stelldichein.
Mit seinem neuen Film „Fallen – Engelsnacht“ betritt Hicks für sich neues Terrain. In dem romantischen Mystery-Thriller entdeckt Lucinda „Luce“ Price (Addison Timlin) nach ihrer Verbannung in ein Internat, dass der unglaublich attraktive Daniel Grigori (Jeremy Irvine) ein gefallener Engel ist, der dazu verdammt ist, für immer auf der Erde zu wandern. Das Internat wird zum Mittelpunkt einer Schlacht zwischen Himmel und Hölle … Ob Hicks mit diesem Werk, für das wiederum Mark Isham die Musik beisteuern durfte, wieder die Anerkennung bekommt, die er mit seinen Frühwerken „Shine“, „Schnee, der auf Zedern fällt“ und „Hearts In Atlantis“ erhielt, bleibt fraglich. Dafür bleiben diese Meisterwerke unvergessen.

Filmographie: 
1974: The Wanderer
1975: Down the Wind
1979: You Can’t Always Tell
1980: Assertive Skills Training (Video)
1980: Bert Flugelman: Public Sculptor
1981: Women Artists of Australia (TV-Serie)
1981: No Going Back (TV)
1982: The Hall of Mirrors: A Festival
1982: Freedom
1983: One Last Chance
1985: Family Tree
1985: The INXS: Swing and Other Stories
1988: Sebastian and the Sparrow
1989: The Great Wall of Iron (TV-Serie)
1990: Call Me Mr. Brown
1991: Finders Keepers (Fernsehserie)
1993: Submarines: Sharks of Steel
1994: The Space Shuttle (TV)
1996: Shine
1996: The Ultimate Athlete: Pushing the Limit (TV)
1999: Schnee, der auf Zedern fällt
2001: Hearts in Atlantis
2007: Rezept zum Verlieben (No Reservations)
2007: Glass: A Portrait of Philip in Twelve Parts
2009: The Boys Are Back – Zurück ins Leben
2012: The Lucky One – Für immer der Deine
2015: Fallen
Playlist: 
01. James Newton Howard - The Evacuation (Snow Falling On Cedars) - 04:08
02. David Hirschfelder - With The Help Of God, Shine (Shine) - 03:22
03. Mychael Danna - Summer Vacation (Hearts In Atlantis) - 05:32
04. Hal Lindes - The Boys Are Back (The Boys Are Back) - 03:11
05. Hilmar Örn Hilmarsson - Over The Bend (The Lucky One) - 04:18
06. Philip Glass - Zoe & Kate Watch Video (No Reservations) - 02:15
07. Sigur Rós - Fljotavik (The Boys Are Back) - 03:50
08. James Newton Howard - Humanity Goes On Trial (Snow Falling On Cedars) - 04:49
09. Philip Glass - Etude No. 2 (Glass: A Portrait Of Philip in Twelve Parts) - 04:54
10. Mychael Danna - The Hill (Hearts In Atlantis) - 04:14
11. A Fine Frenzy - What I Wouldn't Do (The Lucky One) - 02:57
12. David Hirschfelder - Will You Teach Me (Shine) - 02:33
13. James Newton Howard - Tarawa (Snow Falling On Cedars) - 04:08
14. Mychael Danna - Molly (Hearts In Atlantis) - 04:22
15. Sigur Rós - Ara Batur (The Lucky One) - 08:57

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - BIOPICS Special

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Die schönsten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben selbst. Deshalb hat sich auch im Kino das die Filmbiografie oder auch Biopic (als Verknüpfung zwischen den beiden englischen Begriffen ‚biographical‘ und ‚motion picture‘) längst als eigenständiges Filmgenre etabliert. Seit der Begriff Biopic 1951 erstmals im Fachblatt „Variety“ erwähnt worden ist, erfreuen sich die Lebensgeschichten realer Personen bis heute großer Beliebtheit beim Kinopublikum und sind immer wieder für Oscar-Auszeichnungen gut.
So gingen in diesem Jahr beispielsweise „Selma“ um den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. und das Stephen-Hawking-Biopic „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ins Oscar-Rennen, die wir musikalisch bereits in den ersten beiden Stunden der Langen Nacht der Filmmusik vorgestellt haben. Darüber hinaus hat sich in der Vergangenheit vor allem Steven Spielberg einen Namen mit ausgesuchten Filmbiografien gemacht. So gewann sein 1993 inszeniertes Epos „Schindlers Liste“ gleich sieben Oscars, darunter John Williams für die beste Musik. Er steuerte auch die Scores zu Spielbergs späteren Biopics „Catch Me If You Can“ (2002) und „Lincoln“ (2012) bei, wofür er immerhin jeweils auch für einen Oscar nominiert gewesen ist.
Mel Gibson setzte dem schottischen Freiheitskämpfer William Wallace in dem dreistündigen Historienspektakel „Braveheart“ (1995) ein filmisches Denkmal und konnte immerhin fünf Oscar-Trophäen einheimsen, dazu weitere Nominierungen, unter denen auch James Horner eine für seinen mit Dudelsäcken, Flöten und Drums geprägten Orchesterscore erhielt.
Horner schuf auch zu Ron Howards„A Beautiful Mind“ (2002) einen emotional berührenden Score, der das Leben des 1994 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichneten Mathematikgenies John Nash thematisiert.
Wie unterschiedlich das Spektrum der Persönlichkeiten ist, deren Leben interessant genug für Hollywoods Filmstudios ist, dokumentiert schon die nachfolgende Musikauswahl. Da finden sich Musiker wie der polnische Pianist Wladyslaw Szpilman (1911-2000) in Roman Polanskis„The Pianist“ (2002) und Milos FormansMozart-Portrait „Amadeus“ (1984) mit klassischen Werken ebenso wieder wie die beiden großen Psychiater Sigmund Freud und Carl Gustav Jung in David Cronenbergs„A Dangerous Method“, der amerikanische Multimillionär, Pilot und Regisseur Howard Hughes in Martin Scorseses„Aviator“ (2005) oder Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in David Finchers„The Social Network“ (2010).
Abgerundet wird das Biopics-Special mit der Musik von Thomas Newman zu „Saving Mr. Banks“ (2014), in dem Tom Hanks als Walt Disney versucht, mit „Mary Poppins“ das Lieblingsbuch seiner beiden Töchter zu verfilmen, und drei Scores von Alexandre Desplat, der mit „The Queen“ und „The King’s Speech“ gleich zwei Persönlichkeiten des britischen Königshauses musikalisch begleiten durfte und zu „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ in das goldene Zeitalter der niederländischen Malerei eintauchte.

Playlist:
01. W.A. Mozart - Symphony No. 25 In G Minor, K. 183; 1st Movement (Amadeus) - 07:51
02. James Horner - A Kaleidoscope of Mathematics (A Beautiful Mind) - 04:56
03. James Horner - Wallace Courts Murron (Braveheart) - 04:25
04. Howard Shore - Otto Gross (A Dangerous Method) - 02:47
05. John Williams - The People's House (Lincoln) - 03:43
06. Sergey Yevtushenko - Chertkov Waltz (The Last Station) - 02:05
07. Thomas Newman - The Magic Kingdom (Saving Mr. Banks) - 01:06
08. Alexandre Desplat - The King's Speech (The King's Speech) - 03:56
09. Trent Reznor & Atticus Ross - Hand Covers Bruise (The Social Network) - 04:19
10. Howard Shore - Icarus (Aviator) - 03:58
11. Alexandre Desplat - Hills of Scotland (The Queen) - 02:26
12. John Williams - Catch Me If You Can (Catch Me If You Can) - 03:11
13. Alexandre Desplat - Griet's Theme (Girl With The Pearl Earring) - 04:10
14. John Williams - Schindler's List-Main Theme (Schindler's List) - 04:02
15. Frederic Chopin - Nocturne #20 In C Sharp Minor, Op. 72/2 (The Pianist) - 04:10

DIE 5. LANGE NACHT DER FILMMUSIK 27./28.02.2015 - THE 87. ACADEMY AWARDS Special

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Am 22. Februar ging im Dolby Theatre in Los Angeles zum 87. Mal die Verleihung der berühmten Oscars über die Bühne. Traditionell wird die „Lange Nacht der Filmmusik“ auf Radio ZuSa mit einem zweistündigen Rückblick auf die besten Filme und Soundtracks des vergangenen Jahres (die nicht unbedingt auch für einen Oscar nominiert waren) eröffnet. Allzu große Überraschungen hat es in der von „How I Met Your Mother“-Star Neil Patrick Harris moderierten Oscar-Verleihung nicht gegeben.
Im Vorfeld wurden sowohl Wes Andersons„Grand Budapest Hotel“ als auch Alejandro González Iñárritus„Birdman“ mit je neun Nominierungen bedacht, von denen sie jeweils vier für sich verbuchen konnte. Während Andersons liebevoll-skurriler und Star-gespickter Film „Grand Budapest Hotel“ für das beste Kostümdesign, das beste Make-up, das beste Szenenbild und die beste Filmmusik ausgezeichnet wurde, erhielt Iñárritus schräge Superhelden-Tragikomödie "Birdman" die wichtigen Auszeichnungen für die beste Regie und den besten Film, dann für das beste Originaldrehbuch - dazu wurde Emmanuel Lubezki, der bereits im vergangenen Jahr für seine Arbeit an „Gravity“ den Oscar bekam, erneut die Trophäe für seine vorzügliche Kameraarbeit zugesprochen.
„Wes, du bist ein Genie. Das ist gut“, freute sich der Franzose Alexandre Desplat, der bereits sieben Mal für den Oscar in der Kategorie „Beste Filmmusik“ nominiert worden war (u.a. für „The Queen“, „Der seltsame Fall des Benjamin Button“, „Argo“ und „The King’s Speech“) und dieses Jahr gleich mit zwei Arbeiten ins Oscar-Rennen ging, einmal für „The Imitation Game“ und schließlich für „Grand Budapest Hotel“, seiner dritten Zusammenarbeit mit Wes Anderson nach „Der fantastische Mr. Fox“ (2009) und „Moonrise Kingdom“ (2012).
Zu den großen Verlierern zählte dagegen das Langzeitprojekt von Richard Linklater. Sein über zwölf Jahre entstandener Coming-of-Age-Film „Boyhood“ erhielt bei immerhin sechs Nominierungen nur eine Auszeichnung für Patricia Arquette als beste Nebendarstellerin, die in ihrer Dankesrede zur Lage der Nation in Sachen Gleichberechtigung viel Applaus erntete.
Musikalisch decken mein jährlicher Gast-Moderator bei der Langen Nacht der Filmmusik, Kacper Ogorzalek, und ich nicht nur die Musik zu den acht besten Filmen ab und die fünf für einen Oscar nominierten Filmmusiken, sondern auch Auszüge aus den Scores zu weiteren bemerkenswerten Filmen, die Thema bei der diesjährigen Oscar-Verleihung waren.
In der Kategorie „Beste Filmmusik“ konnten die Nominierungen für Desplats„Grand Budapest Hotel“ und „The Imitation Game“ ebenso wenig überraschen wie Hans Zimmers Score zu Christopher Nolans Science-Fiction-Drama „Interstellar“, wohl aber Gary Yershons Musik zu Mike Leighs Biopic „Mr. Turner“über den britischen Maler William Turner und die minimalistische Musik des Isländers Jóhann Jóhannsson zu James Marshs biografischen Drama „Die Entdeckung der Unendlichkeit“.
Hier findet ihr eine Auflistung der wichtigsten Kategorien und die rot markierten Preisträger der 87. Oscar-Verleihung:

Bester Film:
  • Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • American Sniper 
  • Boyhood 
  • Grand Budapest Hotel 
  • The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Selma 
  • Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Whiplash 

Beste Regie:
  • Alejandro González Iñárritu - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • Richard Linklater - Boyhood 
  • Bennett Miller - Foxcatcher 
  • Wes Anderson - Grand Budapest Hotel 
  • Morten Tyldum - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 

Bester Hauptdarsteller:
  • Eddie Redmayne - Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Steve Carell - Foxcatcher 
  • Bradley Cooper - American Sniper 
  • Benedict Cumberbatch - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Michael Keaton - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 

Beste Hauptdarstellerin:
  • Julianne Moore - Still Alice - Mein Leben ohne Gestern 
  • Marion Cotillard - Zwei Tage, eine Nacht 
  • Felicity Jones - Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Rosamund Pike - Gone Girl - Das perfekte Opfer 
  • Reese Witherspoon - Der große Trip - Wild 

Bester Nebendarsteller:
  • J.K. Simmons - Whiplash 
  • Robert Duvall - Der Richter: Recht oder Ehre 
  • Ethan Hawke - Boyhood 
  • Edward Norton - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • Mark Ruffalo - Foxcatcher 

Beste Nebendarstellerin:
  • Patricia Arquette - Boyhood 
  • Laura Dern - Der große Trip - Wild 
  • Keira Knightley - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Meryl Streep - Into the Woods 
  • Emma Stone - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 

Bestes Originaldrehbuch:
  • Alejandro González Iñárritu, Nicolás Giacobone, Alexander Dinelaris & Armando Bo - Birdman 
  • Richard Linklater - Boyhood 
  • E. Max Frye & Dan Futterman - Foxcatcher 
  • Wes Anderson & Hugo Guinness - Grand Budapest Hotel 
  • Dan Gilroy - Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis 

Bestes adaptiertes Drehbuch:
  • Graham Moore - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Jason Hall - American Sniper 
  • Paul Thomas Anderson - Inherent Vice - Natürliche Mängel 
  • Anthony McCarten - Die Entdeckung der Unendlichkeit 
  • Damien Chazelle - Whiplash 

Bester Animationsfilm:
  • Baymax - Riesiges Robowabohu 
  • Die Boxtrolls 
  • Drachenzähmen leicht gemacht 2 
  • Song of the Sea 
  • Die Legende der Prinzessin Kaguya 

Bester fremdsprachiger Film:
  • Ida 
  • Leviathan 
  • Tangerines 
  • Timbuktu 
  • Wild Tales - Jeder dreht mal durch 

Bester Dokumentarfilm:
  • Citizenfour 
  • Last Days in Vietnam 
  • Virunga 
  • Das Salz der Erde 
  • Finding Vivian Maier 

Beste Kamera:
  • Emmanuel Lubezki - Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit 
  • Robert D. Yeoman - Grand Budapest Hotel 
  • Lukasz Zal & Ryszard Lenczewski - Ida 
  • Dick Pope - Mr. Turner - Meister des Lichts 
  • Roger Deakins - Unbroken 

Bestes Kostümdesign:
  • Milena Canonero - Grand Budapest Hotel 
  • Mark Bridges - Inherent Vice - Natürliche Mängel 
  • Colleen Atwood - Into the Woods
  • Anna B. Sheppard & Jane Clive - Maleficent - Die dunkle Fee 
  • Jacqueline Durran - Mr. Turner - Meister des Lichts 

Bester Schnitt:
  • Tom Cross - Whiplash 
  • Joel Cox & Gary Roach - American Sniper 
  • Sandra Adair - Boyhood 
  • Barney Pilling - Grand Budapest Hotel 
  • William Goldenberg - The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 

Bestes Szenenbild:
  • Grand Budapest Hotel 
  • Into the Woods 
  • Interstellar 
  • The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben 
  • Mr. Turner - Meister des Lichts 

Beste Filmmusik:
  • Grand Budapest Hotel - Alexandre Desplat 
  • The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben - Alexandre Desplat 
  • Interstellar - Hans Zimmer 
  • Mr. Turner - Meister des Lichts - Gary Yershon 
  • Die Entdeckung der Unendlichkeit - Jóhann Jóhannsson 

Bester Filmsong:
  • “Glory” aus Selma 
  • “Lost Stars” aus Can a Song Save Your Life? 
  • “Everything Is Awesome” aus The Lego Movie 
  • “I’m Not Gonna Miss You” aus Glen Campbell: I'll Be Me 
  • “Grateful" aus Beyond the Lights 

Beste visuelle Effekte:
  • Interstellar 
  • Captain America 2: The Return of the First Avenger 
  • Planet der Affen - Revolution 
  • Guardians of the Galaxy 
  • X-Men: Zukunft ist Vergangenheit

Playlist #158 vom 08.03.2015 - JULIANNE MOORE Special

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Nach vier Oscar-Nominierungen (für„Boogie Nights“, „Das Ende einer Affäre“, „The Hours“ und „Dem Himmel so fern“) hat die amerikanisch-britische Schauspielerin Julianne Moore für ihre Hauptrolle in dem Drama „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“ Ende Februar bei den diesjährigen Academy Awards endlich ihre erste Oscar-Trophäe überreicht bekommen. Grund genug, die vielseitige Darstellerin in einem Special bei Soundtrack Adventures vorzustellen.
Die am 3. Dezember 1960 im nordkalifornischen Fayetteville als Tochter einer schottischen Sozialarbeiterin und einer Richters bei der US Army geborene Julie Anne Smith machte 1979 an der American High School in Frankfurt am Main ihren Abschluss und vier Jahre später am College of Fine Arts der Boston University ihren Bachelor. Als sie nach ihrem Studium nach New York ging und sich in die Screen Actors Guild eintragen lassen wollte, musste sie feststellen, dass sämtliche Variationen ihres Namens bereits vergeben waren, so dass sie ihre beiden Vornamen zusammenfasste und den zweiten Namen ihres Vaters als Nachnamen übernahm.
Moore wirkte zunächst an einigen Off-Broadway-Stücken mit und verdiente sich ihren Lebensunterhalt als Kellnerin, als sie ihre erste Rolle in der Seifenoper „The Edge Of Night“ erhielt und drei Jahre lang in der Serie „As The World Turns“ mitwirkte, wofür sie mit einem Emmy ausgezeichnet wurde. Nach einigen Fernsehproduktionen folgten die ersten Kino-Auftritte in „Tales from the Darkside: The Movie“ (1990), in Robert Altmans Ensemble-Drama „Short Cuts“ (1993) und eine Hauptrolle in „Vanya on 42nd Street“ (1994).
Steven Spielberg war von ihren kurzen Auftritten in dem Thriller „Auf der Flucht“ (1993) so begeistert, dass er sie in der Rolle der Paläontologin Dr. Sarah Harding in „Vergessene Welt: Jurassic Park“ besetzte. In Todd Haynes‘ sozialkritischen Drama „Safe“ (1995) überzeugte Moore als vom Leben enttäuschte Hausfrau, dann erweiterte sie ihr Rollenspektrum in der Liebeskomödie „Nine Month“, in dem Thriller „Assassins – Die Killer“ und in dem Künstlerdrama „Mein Mann Picasso“.
Die erste Zusammenarbeit mit Regisseur Paul Thomas Anderson bei „Boogie Nights“ brachte ihr sowohl die erste Oscar- als auch eine Golden-Globe-Nominierung ein. Nachdem sie weitere sehenswerte Rollen in der Kultkomödie „The Big Lebowski“ der Coen-Brüder, in Gus Van Sants Remake von Hitchcocks Suspense-Klassiker „Psycho“ und in Robert Altmans komödiantischen Drama „Aufruhr in Holly Springs“ (1999) verkörpert hatte, heimste sie für ihre Darstellung der untreuen Ehegattin Sarah Miles in Neil Jordans Adaption von Graham Greenes„Das Ende einer Affäre“ ihre nächste Oscar-Nominierung ein. Anderson engagierte Moore auch für sein nächstes gefeiertes Meisterwerk „Magnolia“ (1999), wo sie die tablettensüchtige Frau eines sterbenskranken Fernsehmoguls spielte.
 Julianne Mooreübernahm in „Hannibal“, der langersehnten Fortsetzung des Blockbuster-Thrillers „Das Schweigen der Lämmer“, Jodies Fosters Part als FBI-Agentin Clarice Starling und überzeugte anschließend in Lasse Halmströms Literaturverfilmung von Annie Proulx‘ Bestseller „Schiffsmeldungen“.
Viel Kritikerlob erntete Moore auch für die Darstellung der 50er-Jahre-Vorzeige-Hausfrau und Mutter Cathy Whitaker in Todd Haynes‘ Drama „Dem Himmel so fern“ und der Laura Brown in Stephen Daldrys Oscar-prämierten Drama „The Hours“ (beide 2002). Nach der Geburt ihrer Tochter nahm sich Moore, die seit 2003 in zweiter Ehe mit dem Regisseur Bart Freundlich verheiratet ist, eine kleine Auszeit und kehrte 2004 an der Seite von James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan in der Anwaltskomödie „Laws of Attraction“ und in dem Thriller „Die Vergessenen“ auf die Kinoleinwand zurück.
Neben Clive Owen agierte sie in Alfonso Cuaróns Sci-Fi-Thriller-Drama „Children Of Men“ (2006), an der Seite von Nicolas Cage in Lee Tamahoris Sci-Fi-Action-Thriller „Next“ (2007) und mit Mark Ruffalo in Fernando Meirelles‘ Adaption von José Saramagos Mystery-Drama „Die Stadt der Blinden“ (2008). Es folgten hochgelobte Auftritte in Tom Fords Regiedebüt „A Single Man“, Atom Egoyans Psychothriller „Chloe“ (beide 2009) und Lisa Cholodenkos vierfach Oscar-nominierter Komödie „The Kids Are All Right“ (2010).
Zuletzt war Julianne Moore in dem Remake der Stephen-King-Verfilmung„Carrie“, in dem Action-Thriller „Non-Stop“, in David Cronenbergs Drama „Maps To The Stars“ und als Präsidentin Alma Coin in „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1“ zu sehen.
Nun wurde sie für ihre Rolle der an Alzheimer erkrankten Sprachwissenschaftlerin Dr. Alice Howland  in dem Familiendrama „Still Alice“ endlich mit einem Academy Award ausgezeichnet.
Filmographie: 
1990: Geschichten aus der Schattenwelt (Tales from the Darkside: The Movie)
1991: Hexenjagd in L.A. (Cast a Deadly Spell, Fernsehfilm)
1992: Die Hand an der Wiege (The Hand That Rocks the Cradle)
1992: Betty Lou – Der ganz normale Wahnsinn (The Gun in Betty Lou’s Handbag)
1993: Body of Evidence
1993: Benny und Joon
1993: Auf der Flucht (The Fugitive)
1993: Short Cuts
1994: Vanja auf der 42. Straße (Vanya on 42nd Street)
1995: Familien-Bande (Roommates)
1995: Nine Months
1995: Safe
1995: Assassins – Die Killer (Assassins)
1996: Mein Mann Picasso (Surviving Picasso)
1997: Vergessene Welt: Jurassic Park (The Lost World: Jurassic Park)
1997: Das Familiengeheimnis (The Myth of Fingerprints)
1997: Boogie Nights
1998: The Big Lebowski
1998: Psycho
1998: Chicago Cab
1999: Cookie’s Fortune – Aufruhr in Holly Springs (Cookie’s Fortune)
1999: Ein perfekter Ehemann (An Ideal Husband)
1999: Das Ende einer Affäre (The End of the Affair)
1999: Magnolia
1999: Unschuldig verfolgt (A Map of the World)
2000: The Ladies Man
2001: Hannibal
2001: Evolution
2001: World Traveler
2001: Schiffsmeldungen (The Shipping News)
2002: Dem Himmel so fern (Far from Heaven)
2002: The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit (The Hours)
2004: Laws of Attraction
2004: Marie and Bruce
2004: Die Vergessenen (The Forgotten)
2005: Liebe ist Nervensache (Trust the Man)
2005: The Prize Winner of Defiance Ohio
2006: Das Gesicht der Wahrheit (Freedomland)
2006: Children of Men
2007: Next
2007: I’m Not There
2007: Wilde Unschuld (Savage Grace)
2008: Die Stadt der Blinden (Blindness)
2009: Pippa Lee
2009: A Single Man
2009: Chloe
2009–2013: 30 Rock (Fernsehserie, 7 Folgen)
2010: The Kids Are All Right
2010: Shelter
2011: A Child's Garden of Poetry (Fernsehfilm)
2011: Crazy, Stupid, Love.
2012: Being Flynn
2012: Game Change – Der Sarah-Palin-Effekt (Game Change, Fernsehfilm)
2012: Das Glück der großen Dinge (What Maisie Knew)
2013: Movie 43 (entfernte Szene)
2013: The English Teacher
2013: Don Jon
2013: Carrie
2014: Non-Stop
2014: Maps to the Stars
2014: Still Alice – Mein Leben ohne Gestern (Still Alice)
2014: Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1 (The Hunger Games: Mockingjay – Part 1)
2014: Seventh Son
Playlist: 
01. Ilan Eshkeri - Running (Still Alice) - 02:03
02. Graeme Revell - Waiting For The Jury (Body Of Evidence) - 03:19
03. Graeme Revell - Claire Investigates (The Hand That Rocks The Cradle) - 03:53
04. James Newton Howard - The Hospital (The Fugitive) - 04:06
05. John Williams - The Trek (The Lost World: Jurassic Park) - 05:23
06. Clint Mansell - Dairy Queen Incident (World Traveller) - 04:15
07. Nick Urata - To The Beach (What Maisie Knew) - 03:20
08. Hans Zimmer - Baby, Baby (Nine Months) - 04:00
09. Charlie Mole - The Worst Is Yet To Come (An Ideal Husband) - 03:34
10. Jon Brion - So Now Then (Magnolia) - 03:51
11. Ed Tomney - Voices In Sleep (Safe) - 02:12
12. Mychael Danna - Chardonnay (Chloe) - 05:06
13. David A. Stewart - Cookie (Cookie's Fortune) - 05:30
14. Rachel Portman - On The Bus (Benny & Joon) - 04:10
15. Philip Glass - The Poet Acts (The Hours) - 03:40
16. Elmer Bernstein - Autumn In Connecticut (Far From Heaven) - 03:08
17. Michael Nyman - Diary Of Hate (The End Of The Affair) - 02:37
18. Christopher Young - Asleep With The Angel (Shipping News) - 03:19
19. Edward Shearmur - Main Title (Laws Of Attraction) - 03:31
20. Abel Korzeniowski - Stillness Of The Mind (A Single Man) - 03:53
21. Howard Shore - Secrets Kill (Maps To The Stars) - 02:42
22. Henry Mancini - Lujon (The Big Lebowski) - 02:38
23. James Horner - In Memories Only, The Empty Page (The Forgotten) - 07:52
24. James Newton Howard - Freedomland (Freedomland) - 06:00
25. James Newton Howard - District 12 Ruins (The Hunger Games - The Mockingjay Part 1) - 04:05
26. Mark Isham - I Believe Anything's Possible (Next) - 03:41
27. John Ottman - What Happened To Amsterdam? (Non-Stop) - 03:45
28. Hans Zimmer - The Burning Heart (Hannibal) - 10:00

Playlist #159 vom 22.03.2015 - NEUHEITEN 2015 (1)

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Nachdem die Ende Februar stattgefundene 87. Verleihung der Academy Awards der Filmwelt noch einmal vor Augen und Ohren führte, dass sich das vergangene Kinojahr durchaus sehen und hören lassen konnte, fängt auch das neue Filmjahr mehr als vielversprechend an.
Im ersten Neuheiten-Special des Jahres 2015 geben sich in dieser Soundtrack-Adventures-Sendung prominente Komponisten wie Hans Zimmer („Chappie“), Danny Elfman („Big Eyes“, „Fifty Shades Of Grey“), James Horner („Wolf Totem“), Patrick Doyle („Cinderella“) und Thomas Newman („The Second Best Exotic Marigold Hotel“) sowie angesagte Talente wie Michael Giacchino („Jupiter Descending“), Max Richter („Testament Of Youth“), Nick Urata („Paddington“, „Focus“) und Newcomer wie Peter Joseph („Zeitgeist“) und Tony Morales („In Your Eyes“) ein munteres Stelldichein.
Seit der Hameln geborene Komponist Max Richter 2002 sein Debütalbum „Memoryhouse“ veröffentlichte, hat er sich nicht nur in der modernen Klassik-Szene einen Namen gemacht, sondern seit 2006 auch vermehrt Filmmusiken komponiert, u.a. für Ari Folmans preisgekrönten Animationsfilm „Waltz with Bashir“ (2008), David Mackenzies„Perfect Sense“ (2011) und die HBO-Serie „The Leftovers“ (2014). Für die Musik zu James Kents biografischen Kriegsdrama „Testament Of Youth“ blieb Richter seinem Stil treu und schuf emotional berührende, Piano-basierte Themen, die die Stimmung des Films wunderbar einfangen.
Auch Richters isländischer Kollege Ólafur Arnalds hat sich zunächst in der modernen Klassik- und Electroszene hervorgetan, ehe seine kompositorischen Qualitäten vor allem von ambitionierten Independent-Filmern gefragt wurden. So kreierte er 2012 erstmals die Musik zu „Another Happy Day“, dem Regiedebüt von Barry Levinsons Sohn Sam. Ein Jahr später folgte der Soundtrack zu Ron Krauss‘„Gimme Shelter“ und zur ITV-Serie „Broadchurch“, zu der jetzt der erweiterte Soundtrack zum Start der 2. Staffel erschienen ist. Daneben ist jetzt mit „The Chopin Project“ das Ergebnis einer ambitionierten Zusammenarbeit mit der deutsch-japanischen Pianistin Alice Sara Ott erhältlich. Um der standardisierten Perfektion einschlägiger Aufnahmen des von Arnalds hochgeschätzten Pianisten Chopin zu begegnen, fand er einen eigenen Aufnahme-Prozess und komponierte Intermezzi für Streichquintett, Klavier und Synthesizer, die einen emotionalen Bogen zu ausgewählten Chopin-Stücken schlagen sollten.
Dabei schufen Arnalds und Ott einen intimen, fragilen und oft charmant unvollkommenen Klang unter Verwendung alter, ungewöhnlicher oder präparierter Klaviere, aufgezeichnet mit Hilfe altmodischer Aufnahmegeräte.
„Warum sollten wir die Technologie, die uns zur Verfügung steht, nur als Werkzeug nutzen und nicht auch als Mittel der Interpretation? Warum sollten die Mikrofone, der Raum – der Sound – nicht auch Beitragende der Aufführung sein?“
Weitaus weniger anspruchsvoll ist dagegen die literarische Vorlage zu „Fifty Shades of Grey“. Immerhin ist es Regisseurin Sam Taylor-Johnson („Nowhere Boy“) und ihrer Drehbuchautorin Kelly Marcel („Saving Mr. Banks“) gelungen, die „Hausfrauen-Porno“-Trilogie von E.L. James zu einer unterhaltsamen SM-Romanze zu verfilmen, die Danny Elfman ebenso unterhaltsam vertont hat wie „Big Eyes“, Tim Burtons biografisches Drama um eine Künstlerin, deren Mann den Ruhm für ihre Bilder einheimst.
Abgerundet wird die Sendung mit dem feinen Orchesterscore von Patrick Doyle („Brave“) zu der neuen Walt-Disney-Verfilmung von „Cinderella“, Hans Zimmers („Inception“) elektronisch pulsierenden Score zu Neill Blomkamps („Elysium“) neuem Sci-Fi-Thriller „Chappie“, Thomas Newmans exotisch-luftiger Arbeit zu John Maddens„The Second Best Exotic Marigold Hotel“ und Aaron Zigmans süßlich-romantischen Klängen zu Michael HoffmansNicholas-Sparks-Adaption „The Best Of Me“.
Dazu steuern Peter Joseph („Zeitgeist“) und Junkie-XL-Mastermind Tom Holkenborg („Run All Night“) rhythmische Klänge bei, während Tony Morales („In Your Eyes“), Nick Urata („Focus“) und Dario Marianelli („A Long Way Down“) mit verträumten Melodien vertreten sind.
Daniel Pemberton („The Game“) und Atli Örvarsson („Chicago Fire“) demonstrieren, dass auch zu Fernsehserien ausdrucksstarke Musik produziert werden kann, während Geoff Zanelli („The Scorpion King 4“), Michael Giacchino („Jupiter Ascending“) und Javier Navarrete („Zhong Kui“) bei den Aufnahmen zu ihren Fantasy- und Sci-Fi-Epen so richtig aus dem Vollen schöpfen durften.
Playlist: 
01. Max Richter - I Will Not Forget You (Testament Of Youth) - 03:55
02. Danny Elfman - Variations On A Shade (Fifty Shades Of Grey) - 06:23
03. Danny Elfman - Victory (Big Eyes) - 05:00
04. Ólafur Arnalds - So Far (Broadchurch) - 04:32
05. Ólafur Arnalds & Alice Sara Ott - Reminiscence (The Chopin Project) - 04:28
06. Nick Urata - Love Theme (Focus) - 05:05
07. Daniel Pemberton - Yulia's Theme (The Game) - 02:43
08. Nick Urata - The Explorer's Film (Paddington) - 02:45
09. Peter Joseph - Marcato (Zeitgeist) - 06:59
10. Tony Morales - In Your Eyes (In Your Eyes) - 03:38
11. Van Lawson - Ellie's Theme (The War Within) - 03:12
12. Nathaniel Méchaly - Saving Kim (Taken 3) - 04:50
13. Mike Mogis & Nathaniel Walcott - The Great And Terrible 10 (The Fault In Our Stars) - 05:58
14. Javier Navarrete - In Heaven (Zhong Kui: Snow Girl And The Dark Crystal) - 03:26
15. Dario Marianelli - Five Seconds (A Long Way Down) - 04:56
16. Aaron Zigman - Main Title (The Best Of Me) - 02:50
17. Geoff Zanelli & Mark Ronson - In The Bathtub (Mortdecai) - 02:24
18. Geoff Zanelli - The Temple Of The Goddess (The Scorpion King 4) - 02:02
19. Michael Giacchino - 2nd Movement (Jupiter Ascending) - 03:24
20. James Horner - Leaving For The Country (Wolf Totem) - 02:17
21. John Frizzell - End Credits (The Loft) - 01:55
22. Atli Örvarsson - Giving Thanks (Chicago Fire - Season 1) - 06:00
23. Tom Holkenborg - I See Those Faces In My Dreams (Run All Night) - 03:04
24. Henry Jackman & Matthew Margeson - An 1815 Napoleonic Brandy (Kingsman - The Secret Service) - 04:23
25. Hans Zimmer - Use Your Mind (Chappie) - 04:05
26. Thomas Newman - Sagai (The Second Best Exotic Marigold Hotel) - 04:27
27. Patrick Doyle - Orphaned (Cinderella) - 03:47
28. Peter Joseph - Grandioso (Zeitgeist) - 07:15

Playlist #160 vom 05.04.2015 - JENNIFER LAWRENCE Special

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Jennifer Lawrence ist ein Phänomen. Obwohl sie keine Schauspielausbildung genossen hat, ist sie die zweitjüngste Schauspielerin, die einen Oscar gewinnen konnte. Mittlerweile zählt die 24-jährige Darstellerin zu den gefragtesten Vertreterinnen ihrer Zunft und wird dieses Jahr einmal mehr für Furore in der Filmwelt sorgen, wenn im November der abschließende Teil der „Die Tribute von Panem“-Verfilmungen in die Kinos kommt.
Nachdem Jennifer Lawrence in Louisville, Kentucky, geboren wurde und aufwuchs, zog sie mit ihren Eltern und den beiden älteren Brüdern nach New York, um Schauspielerin zu werden. Ohne entsprechenden Unterricht erhalten zu haben, imponierte sie in Manhattan beim unvorbereiteten Vorlesen und wurde für Werbeaufnahmen gecastet, beispielsweise für MTVs „My Super Sweet 16“.
Ihr Fernsehdebüt feierte sie 2006 in dem Drama „Company Town“, zwei Jahre später war sie an der Seite von Charlize Theron und Kim Basinger in Guillermo Arriagas Drama „Auf brennender Erde“ zu sehen, wofür sie bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem Marcello-Mastroianni-Preis in der Kategorie „Beste schauspielerische Nachwuchsleistung“ ausgezeichnet wurde.
Lawrence wirkte drei Staffeln lang in der Sitcom „The Bill Engvall Show“ (2007 – 2009) mit, hatte Gastrollen in den Fernsehserien „Cold Case – Kein Opfer ist je vergessen“ und „Medium – Nichts bleibt verborgen“ und wurde für ihre Rolle in dem Drama „The Poker House“ (2008) auf dem Los Angeles Film Festival mit einem Preis in der Kategorie „Outstanding Performance“ geehrt.


Ihren internationalen Durchbruch feierte die junge Schauspielerin, als sie die Hauptrolle in Debra Graniks Independent-Drama „Winter’s Bone“übernahm, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Daniel Woodrell.
Das brachte ihr unter anderem den Darstellerpreis des Seattle International Film Festivals und den National Board of Review Award als „Beste Nachwuchsdarstellerin“ ein, dazu wurde sie für den Golden Globe Award und Oscar nominiert. Danach ging es mit der Karriere steil bergauf.
2011 stand sie mit Jodie Foster und Mel Gibson für die Tragikomödie „Der Biber“ vor der Kamera, dann spielte sie die Doppelrolle von Raven und Mystique in dem „X-Men“-Spin-off „X-Men: Erste Entscheidung“, bevor sie in der Hauptrolle der Katniss Everdeen in „Die Tribute von Panem: The Hunger Games“ (2012) endgültig zum Superstar avancierte.
Nach dem kanadischen Horrorfilm „House at the End of the Street“ folgte an der Seite von Bradley Cooper die Komödie „Silver Linings“, was ihr einen Golden Globe als beste Hauptdarstellerin in einer Komödie oder einem Musical und einen Oscar als beste Hauptdarstellerin einbrachte, außerdem den Screen Actors Guild Award, den Satellite Award und den Independent Spirit Award.
2013 schlüpfte die frisch gekürte Oscar-Preisträgerin in „Die Tribute von Panem: Catching Fire“ nicht nur erneut in die Rolle der Katniss Everdeen, sondern überzeugte auch erneut neben Bradley Cooper und an der Seite von Amy Adams und Christian Bale in der Drama-Komödie „American Hustle“, wofür sie wieder einen Golden Globe in Empfang nehmen durfte und außerdem bei den British Academy Film Awards als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde.
Das Forbes Magazine sah Jennifer Lawrence 2014 auf Platz 12 seiner Liste der „Most Powerful Celebrities“ der Welt und bezeichnete sie als „mächtigste Schauspielerin Hollywoods“. Dabei wurde nicht nur das geschätzte Einkommen berücksichtigt, sondern auch Erwähnungen in den Medien sowie Nominierungen und Gewinne von Preisen.
Im vergangenen Jahr war sie nicht nur erneut als Katniss Everdeen zu bewundern, sondern auch in „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ und Susanne Biers Drama „Serena“, bei dem sie einmal mehr mit Bradley Cooper vor der Kamera stand.
Filmographie: 
2006: Company Town (Fernsehfilm)
2006: Monk (Fernsehserie, Folge 5x03 Mr. Monk als Trainer)
2007: Cold Case – Kein Opfer ist je vergessen (Cold Case, Fernsehserie, Folge 4x18 Der Ein-Dollar Traum)
2007: Not Another High School Show (Fernsehfilm)
2007, 2008: Medium – Nichts bleibt verborgen (Medium, Fernsehserie, Folgen 3x07 und 4x02)
2007–2009: The Bill Engvall Show (Fernsehserie, 31 Folgen)
2008: Garden Party
2008: Auf brennender Erde (The Burning Plain)
2008: The Poker House
2010: Winter’s Bone
2011: Like Crazy
2011: Der Biber (The Beaver)
2011: X-Men: Erste Entscheidung (X-Men: First Class)
2012: Die Tribute von Panem – The Hunger Games (The Hunger Games)
2012: Silver Linings (Silver Linings Playbook)
2012: House at the End of the Street
2013: The Devil You Know
2013: Die Tribute von Panem – Catching Fire (The Hunger Games: Catching Fire)
2013: American Hustle
2014: X-Men: Zukunft ist Vergangenheit (X-Men: Days of Future Past)
2014: Serena
2014: Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1 (The Hunger Games: Mockingjay – Part 1)
2015: Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 (The Hunger Games: Mockingjay – Part 2)
Playlist: 
01. James Newton Howard - District 12 (The Hunger Games: The Mockingjay Part 1) - 03:23
02. Dickon Hinchliffe - Hardscrabble Elegy (Winter's Bone) - 03:05
03. Omar Rodriguez-Lopez & Hans Zimmer - End Credits (The Burning Plain) - 06:45
04. Marcelo Zarvos - Meet Walter Black (The Beaver) - 03:55
05. Dustin O'Halloran - We Move Lightly (Like Crazy) - 03:13
06. Danny Elfman - Happy Ending (Silver Linings Playbook) - 03:52
07. Danny Elfman - Irving Montage (American Hustle) - 01:55
08. Marcelo Zarvos - Nora's Speech (The Beaver) - 07:54
09. Dustin O'Halloran - Twin Stars (Like Crazy) - 03:57
10. James Newton Howard - Healing Katniss (The Hunger Games) - 03:19
11. Coldplay - Atlas (The Hunger Games: Catching Fire OST) - 03:55
12. James Newton Howard feat. Jennifer Lawrence - The Hanging Tree (The Hunger Games: The Mockingjay Part 1) - 03:38
13. Lorde - Flicker [Kanye West Rework] (The Hunger Games: The Mockingjay Part 1 OST) - 04:12
14. America - A Horse With No Name (American Hustle) - 04:12
15. Of Monsters And Men - Silhouettes (The Hunger Games: Catching Fire OST) - 04:30
16. Lorde - Ladder Song (The Hunger Games: The Mockingjay Part 1 OST) - 03:15
17. Harold Melvin & The Blue Notes - Don't Leave Me This Way (American Hustle) - 06:09
18. Dustin O'Halloran - Opus 37 (Like Crazy) - 05:22
19. James Newton Howard - The Tour (The Hunger Games: Catching Fire) - 05:56
20. John Ottman - Hope [Xavier's Theme] (X-Men: Days Of Future Past) - 04:48
21. Henry Jackman - Would You Date Me? (X-Men: First Class) - 01:45
22. James Newton Howard - Katniss Is Chosen (The Hunger Games: Catching Fire) - 03:18
23. James Newton Howard - Distric 12 Ruins (The Hunger Games: The Mockingjay Part 1) - 04:04
24. John Ottman - Pentagon Plan/Sneaky Mystique (X-Men: Days Of Future Past) - 03:24
25. Danny Elfman - Silver Lining Wild-Track (Silver Linings Playbook) - 02:57
26. Johan Söderqvist - Titles (Serena) - 02:14
27. Dustin O'Halloran - Opus 55 (Like Crazy) - 06:06

Playlist #148 vom 19.10.2014 - ZBIGNIEW PREISNER Special

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Zwar hat der polnische Komponist Zbigniew Preisner seit einiger Zeit keinen neuen Soundtrack mehr produziert, aber die kürzlich vom spanischen Label Quartet Records veröffentlichten Soundtracks zu Claude Millers„Ein Geheimnis“ und Krisztina Deáks„Aglaja“ sind ein schöner Anlass, um den neben Wojciech Kilar fraglos bekanntesten Filmmusik-Komponisten aus Polen einmal ausführlicher vorzustellen.

© by Anna Wloch
Der am 20. Mai 1955 im polnischen Bielsko-Biala geborene Zbigniew Kowalski hat nach seiner Hochzeit den Namen seiner Frau angenommen und hat seitdem als Zbigniew Preisner internationale Bekanntheit erlangt. Interessanterweise studierte Preisner zwar in Krakau Geschichte und Philosophie, doch das Komponieren hat er sich autodidaktisch beigebracht, indem er Noten vom Hören von Schallplatten aufschrieb.
Seit 1985 verband ihn eine enge Freundschaft mit dem Filmemacher Krzysztof Kieślowski, für den er u.a. die Musik zu „Ohne Ende“ (1985), „Dekalog“ (1987), „Ein kurzer Film über das Töten“ und „Ein kurzer Film über die Liebe“ (beide 1988) sowie die „Drei Farben“-Trilogie (1993/94) komponierte. Nach dem Tod seines Freundes Kieślowski komponierte Preisner sein erstes filmunabhängiges Werk „Requiem for a Friend“ (1998), das Terrence Malick auch in seinem Film „The Tree Of Life“ verwendete.
International bekannt wurde Preisner, der sich vor allem auf romantische Wurzeln bezieht und in seinen Werken neben dem Piano und Streicher-Ensembles auch immer wieder ungewöhnliche Instrumente einsetzt, aber vor allem durch seine Musik zu den Filmen der polnischen Filmemacherin Agnieszka Holland („Hitlerjunge Salomon“, „Der geheime Garten“), zu Louis Malles„Verhängnis“ und Luis Mandokis„When a Man Loves a Woman“. So gewann er je einen César für seine Musik zu Kieślowskis„Drei Farben: Rot“ und zu Jean Beckers„Elisa“ (1996) sowie einen Silbernen Bären für seine Arbeit zu „The Island on Bird Street“ (1997). Preisner schrieb nicht nur die Titelmusik für die 26-teilige BBC-Dokumentation „People’s Century“ (1998), sondern war auch für die Orchesterarrangements auf David Gilmours Album „On An Island“ (2006) verantwortlich.
1999 entstand mit „10 Easy Pieces for Piano“ ein Album, das einen totalen Gegensatz zu dem Kieślowski-Requiem, aber auch zu Preisnersüblichen Filmarbeiten darstellt. Während seine Werke zuvor durch ihre wunderschönen Orchestrierungen überzeugten, reduzierte Preisner seine musikalischen Mittel auf das Wesentliche.
„Ich liebe den Kontrast. Und nachdem ich Musik von solch monumentalen Ausmaßen kreiert habe, wollte ich nun etwas Simples machen. Ich mag auch das Piano. Mir schien, dass eine Form der Musik, die sowohl einfach als auch komplex sein könnte, Musik für ein einzelnes Piano ist“, wird Preisner auf seiner Website zitiert. Eingespielt wurde das Album schließlich von Leszek Mozder, mit dem der Komponist bereits an Louis Malles„Verhängnis“ und der BBC-Serie „People’s Century“ zusammengearbeitet hatte, nur wollte Preisner dem Pianisten diesmal mehr Raum zur Interpretation geben.
2007 veröffentlichte Preisner sein zweites Orchester-Werk „Silence, Night and Dreams“, das auf Texten aus dem Alten Testament basiert und für Orchester, Chor und Solisten konzipiert worden ist. Die Weltpremiere der Aufführung fand am 4. September 2007 im Herodion Theater auf der Akropolis in Athen statt. Im vergangenen Jahr veröffentlichte Preisner auf seinem eigenen Label das Album „Diaries of Hope“, das von Tagebüchern und Gedichten polnischer Kinder inspiriert wurde, die Opfer des Holocaust waren. Dabei übernahm Lisa Gerrard, die neben ihrer Karriere bei Dead Can Dance mittlerweile auch als Solokünstlerin erfolgreich ist und beispielsweise mit Hans Zimmer an den Soundtracks zu „Gladiator“ und „Die Bibel“ gearbeitet hat, den Part der führenden Singstimme.

Filmographie/Diskographie:
1981: Wettervorhersage (Regie: Antoni Krauze)
1985: Ohne Ende (Regie: Krzysztof Kieślowski)
1986: Wenn Vampire lieben (Regie: Grzegorz Warchol)
1986: Przez dotyk (Regie: Magdalena Łarzarkiewicz)
1987: The Lullabye (Regie: Federo Sevella)
1987: Ucieczka (Regie: Tomasz Szadkowski)
1987: Dekalog (Regie: Krzysztof Kieślowski)
1988: Der Priestermord (zusammen mit Georges Delerue) (Regie: Agnieszka Holland)
1988: Ein kurzer Film über das Töten (Regie: Krzysztof Kieślowski)
1988: Ein kurzer Film über die Liebe (Regie: Krzysztof Kieślowski)
1988: Kocham kino (Regie: Piotr Łazarkiewicz)
1988: Dziewczynka z hotelu Excelsior (Regie: Antoni Krauze)
1988: Sami dla siebie (Regie: Stanisław Jędryka)
1989: Das letzte Klingelzeichen (Regie: Magdalena Łarzarkiewicz)
1990: Hitlerjunge Salomon (Regie: Agnieszka Holland)
1990: Utolsó hajó (Regie: Béla Tarr)
1991: Die zwei Leben der Veronika (Regie: Krzysztof Kieślowski)
1991: At Play in the Fields of the Lord (Regie: Hector Babenko)
1991: Total Control (Regie: John Irvin)
1992: Verhängnis (Regie: Louis Malle)
1992: Olivier, Olivier (Regie: Agnieszka Holland)
1992: Zwolnieni z życia (Regie: Waldemar Krzystek)
1993: Fluchtpunkt (Regie: Fernando Lopes)
1993: Drei Farben: Blau (Regie: Krzysztof Kieślowski)
1993: Der geheime Garten (Regie: Agnieszka Holland)
1994: Kouarteto se 4 kiniseis (Regie: Loukia Rikaki)
1994: Im Zug der Leidenschaft (Regie: Léa Pool)
1994: Drei Farben: Weiß (Regie: Krzysztof Kieślowski)
1994: When a Man Loves a Woman – Eine fast perfekte Liebe (Regie: Luis Mandoki)
1994: Drei Farben: Rot (Regie: Krzysztof Kieślowski)
1995: Élisa (Regie: Jean Becker)
1995: Eine Sommernachtsliebe (zusammen mit Rachel Portman) (Regie: Christopher Menaul)
1995: People's Century (Dokumentarfilmserie von BBC)
1995: De Aegypto (Regie: Jolanta Ptaszynska)
1995: Radetzkymarsch (Regie: Axel Corti)
1995: Preisner's Music (Compilation)
1996: Corazón iluminado
1997: Fremde Wesen (Regie: Charles Sturridge)
1997: Die Insel in der Vogelstraße (Regie: Søren Kragh-Jacobsen)
1997: Migrations (als Van den Budenmayer) (Regie: Constantin Chamski)
1998: Liv (Regie: Edoardo Ponti)
1998: Meine Liebe zu Joseph Lees (Regie: Eric Styles)
1998: Requiem For My Friend (Krzysztof Kieślowski gewidmet)
1999: 10 łatwych utworów na fortepian (Klaviersoli von Leszek Możdżer)
1999: The Last September (Regie: Deborah Warner)
2000: Aberdeen Regie: (Hans Petter Moland)
2001: Weiser (Regie: Wojciech Marczewski)
2002: Zwischen Fremden (Between Strangers) (Regie: Edoardo Ponti)
2003: Effroyables jardins (Regie: Jean Becker)
2003: It's All About Love (Regie: Thomas Vinterberg)
2003: Kolysanka (Regie: Efraim Sevela)
2003: SuperTex (Regie: Jan Schütte)
2003: Kieślowski/Preisner (Compilation)
2004: The Beautiful Country (Regie: Hans Petter Moland)
2005: Harrys döttrar (Regie: Richard Hobert)
2006: Sportsmann des Jahrhunderts (Regie: Mischa Alexander)
2007: Ein Geheimnis (Regie: Claude Miller)
2007: Silence, Night & Dreams (zusammen mit Tereza Salgueiro)
2008: Menachem & Fred (Regie: Ofra Tevet und Ronit Kertsner)
2008: Anonyma - Eine Frau in Berlin (Regie Max Färberböck)
2010: Das Begräbnis (Regie: Thomas Vinterberg, Burgtheater Wien)
2012: Aglaja (Regie: Krisztina Deák)
2013: Diaries of Hope (mit Lisa Gerrard)
Playlist: 
01. Zbigniew Preisner - Ghost Apparition (Un Secret) - 04:07
02. Zbigniew Preisner - Dekalog II - Part 2 (Dekalog) - 03:56
03. Zbigniew Preisner - Finale (At Play In The Fields Of The Lord) - 09:40
04. Zbigniew Preisner - The Last Time (Damage) - 03:01
05. Zbigniew Preisner - Fashion Show I (Rouge) - 04:46
06. Zbigniew Preisner - Main Title (The Secret Garden) - 03:33
07. Zbigniew Preisner - Joliane et Sabina (Mouvements au Desir) - 03:13
08. Zbigniew Preisner - The Triumphant Hordes (Anonyma) - 02:59
09. Zbigniew Preisner - Road (Aberdeen) - 04:15
10. Zbigniew Preisner - I Hit Her Hard (When A Man Loves A Woman) - 03:35
11. Zbigniew Preisner - Lacrimosa (Requiem For A Friend) - 03:22
12. Zbigniew Preisner - Ransacking The Memory (Weiser) - 06:11
13. Zbigniew Preisner - End Credits (Between Strangers) - 03:49
14. Zbigniew Preisner - The Beck (Fairy Tale) - 03:13
15. Zbigniew Preisner - Conversation With Father (The Beautiful Country) - 03:22
16. Zbigniew Preisner - A Tune A Day (10 Easy Pieces For Piano) - 04:30
17. Zbigniew Preisner - First Night Together (It's All About Love) - 03:45
18. Zbigniew Preisner - Epitaph (Diaries Of Hope) - 07:20
19. Zbigniew Preisner - Theme From People's Century (People's Century) - 03:22
20. Zbigniew Preisner - Silence, Night & Dreams (Silence, Night & Dreams) - 07:00
21. Zbigniew Preisner - Au Revoir (Menachem & Fred) - 03:57
22. Zbigniew Preisner - Song For The Unification Of Europe [Patrice's Version] (Bleu) - 05:13
23. Zbigniew Preisner - Dramatic Departure (Damage) - 03:19
24. Zbigniew Preisner - The Appointed (Weiser) - 07:58
25. Zbigniew Preisner - Uganda (It's All About Love) - 03:10
26. Zbigniew Preisner - Birth (Aglaja) - 07:17

Soundtrack Adventures #148 with ZBIGNIEW PREISNER @ Radio ZuSa 2014-10-19 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Playlist #161 vom 19.04.2015 - ED HARRIS Special

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Seit Mitte der 70er Jahre hat sich Ed Harris als einer der führenden Charakterdarsteller seiner Generation etabliert. Über die Oscar-prämierte Verfilmung von Tom Wolfes„Der Stoff aus dem die Helden sind“ (1983) über Ron Howards„Apollo 13“ (1995) bis zu den Hauptrollen in seinen eigenen Regiearbeiten „Pollock“ (2000) und „Appaloosa“ (2008) ist der 64-jährige US-Amerikaner in Literaturverfilmungen, Biopics und romantischen Komödien ebenso zu sehen gewesen wie in harten Thrillern und Action-Blockbustern. Nun ist er an der Seite von Liam Neeson in dem Action-Thriller „Run All Night“ in den Kinos zu sehen.
Bevor der am 28. November 1950 in Tenadly, New Jersey, geborene Edward „Ed“ Allen Harris seine Liebe zur Schauspielerei entdeckte, konzentrierte er sich während seines Studiums an der Columbia University in New York auf Sport. Noch vor seinem Studienabschluss begann er, Schauspielunterricht zu nehmen, und ging dann nach Los Angeles, wo er an kleineren Theatern spielte und für erste Fernsehrollen engagiert wurde. Bereits für sein Broadway-Debüt im Jahre 1983, Sam Shepards„Fool For Love“, erhielt er den Obie Award. Im selben Jahr hinterließ er sowohl in Roger Spottiswoodes Kriegsdrama „Unter Feuer“ als auch in Philip Kaufmans„Der Stoff aus dem die Helden sind“ einen nachhaltigen Eindruck, so dass er fortan in starken Charakterrollen besetzt worden ist.
Zu seinen wichtigsten Filmen zählen James Camerons Mystery-Thriller „Abyss – Abgrund des Todes“ (1989), Phil Joanous„Im Vorhof zur Hölle“ (1990), die Stephen-King-Verfilmungen „Needful Things“ (1993) und „The Stand“ (1994), der Erotik-Thriller „Eine heiße Affäre“, Peter Weirs„The Truman Show“ (1998), David Cronenbergs„A History Of Violence“ (2005), das Beethoven-Biopic „Klang der Stille“ (2006) und Ben Afflecks Regiedebüt „Gone Baby Gone“ (2007).
Weil ihn Leben und Werk des berühmten Pop-Art-Malers Jackson Pollock (1912-1956) so faszinierten, schlüpfte Ed Harris 2000 nicht nur in die Rolle des Aufsehen erregenden Malers, sondern ließ den talentierten, aber auch jähzornigen und alkoholkranken Künstler auch hinter der Kamera zu neuem Leben erwecken.
„Leider ist Harris aber vornehmlich ein guter Darsteller und nur ein durchschnittlicher Regisseur, weshalb der Film den wichtigen, emotionalen Kick vermissen lässt. Zunächst konnte man ob seiner teilweise etwas beliebigen, fast fraktalen Szenenfolge und Inszenierung einen besonders klugen Schachzug, nämlich die kongeniale Übertragung Jackson Pollocks Maltechnik auf die Technik des Films, vermuten, aber dazu ist die Deutlichkeit doch nicht ausreichend genug“, urteilte Thomas Schlömer auf filmspiegel.de.
Immerhin erhielt Harris eine Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller, seine Filmfrau Marcia Gay Harden durfte die Trophäe sogar in Empfang nehmen. 2008 nahm er die Doppelrolle als Regisseur und Hauptdarsteller in dem Western „Appaloosa“ erneut wahr, doch neben grandiosen Schauwerten und superb aufspielender Darstellerriege konnte auch dieses Genre-Werk nicht wirklich überzeugen.
„Schließlich wischt der Teilzeit-Regisseur die zeitweise aufkeimenden Ansätze eines bitteren Schwanengesangs auf glorreiche Westernmythen mit seiner porentiefreinen Inszenierung völlig aus dem Fokus. ‚Appaloosa‘ geht trotz der Lage mitten in der Wüste als die wohl lupenreinste Westernstadt der Filmgeschichte durch, die aufgeschlossenen Bewohner verhalten sich zivilisiert und im hochglanzpolierten Saloon wird nicht hemmungslos herumgelumpt, sondern adrett diniert. Würden nicht zeitweise berittene Schützen, schnaubende Dampflokomotiven und Indianer auftauchen, könnte man meinen, Ed Harris habe sich im Genre geirrt“, befindet Jens Hamp auf filmstarts.de.
In letzter Zeit war Harris in Bong Joon Hos Sci-Fi-Thriller „Snowpiercer“, in Arie Posins romantischen Drama „The Face Of Love“ und in Michael Berrys Western-Drama „Frontera“ zu sehen.

Filmographie: 
1977: Howard Hughes – Eine Legende (The Amazing Howard Hughes, Fernsehfilm)
1978: Coma
1980: Der Grenzwolf (Borderline)
1981: Knightriders – Ritter auf heißen Öfen (Knightriders)
1981: Creepshow
1981: Hart aber herzlich (Hart to Hart, Folge 3x08 Dunkle Stunden)
1983: Under Fire
1983: Der Stoff aus dem die Helden sind (The Right Stuff)
1984: Der Kampf um die grüne Lagune (A Flash of Green)
1984: Ein Platz im Herzen (Places in the Heart)
1984: Swing Shift – Liebe auf Zeit (Swing Shift)
1985: Alamo Bay
1985: Codename: Emerald
1985: Sweet Dreams
1987: Walker
1987: Im Angesicht des Richters (The Last Innocent Man, Fernsehfilm)
1988: Der Priestermord (To Kill a Priest)
1989: Jacknife
1989: Abyss – Abgrund des Todes (The Abyss)
1990: Im Vorhof zur Hölle (State of Grace)
1990: Tollwütig (Paris Trout)
1992: Glengarry Glen Ross
1992: Dirty Tricks
1993: Die Firma (The Firm)
1993: In einer kleinen Stadt (Needful Things)
1994: Taschengeld (Milk Money)
1994: China Moon
1994: Stephen Kings The Stand – Das letzte Gefecht (The Stand)
1995: Im Sumpf des Verbrechens (Just Cause)
1995: Apollo 13
1995: Nixon
1996: Lassiter – Erbarmungslos und gefährlich (Riders of the Purple Sage, Fernsehfilm)
1996: Auge um Auge (Eye for an Eye)
1996: The Rock – Fels der Entscheidung (The Rock)
1997: Absolute Power
1998: Die Truman Show (The Truman Show)
1998: Seite an Seite (Stepmom)
1999: Das dritte Wunder (The Third Miracle)
2000: Waking the Dead
2000: Pollock (auch Regie)
2001: Duell – Enemy at the Gates (Enemy at the Gates)
2001: Army Go Home! (Buffalo Soldiers)
2001: A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn (A Beautiful Mind)
2002: The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit (The Hours)
2003: Masked and Anonymous
2003: Der menschliche Makel (The Human Stain)
2003: Sie nennen ihn Radio (Radio)
2005: A History of Violence
2005: Ein Winter in Michigan (Winter Passing)
2005: Empire Falls (Fernsehfilm)
2006: Two Tickets to Paradise
2006: Klang der Stille (Copying Beethoven)
2007: Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel (Gone Baby Gone)
2007: Cleaner
2007: Das Vermächtnis des geheimen Buches (National Treasure: Book of Secrets)
2008: Appaloosa (auch Regie, Drehbuch, Produktion)
2008: Touching Home – So spielt das Leben (Touching Home)
2010: The Way Back – Der lange Weg (The Way Back)
2010: Once Fallen
2011: That’s What I Am
2011: Wer’s glaubt wird selig – Salvation Boulevard (Salvation Boulevard)
2012: Ein riskanter Plan (Man on a Ledge)
2012: Game Change – Der Sarah-Palin-Effekt (Game Change)
2013: Phantom
2013: Pain & Gain
2013: The Face Of Love
2013: Gravity (Stimme)
2013: Sweetwater – Rache ist süß (Sweet Vengeance)
2013: Snowpiercer
2014: Frontera
2014: Planes 2 – Immer im Einsatz (Stimme)
2014: Cymbeline
2015: Run all Night
Playlist:
01. Bill Conti - Breaking The Sound Barrier (The Right Stuff) - 04:47
02. Jerry Goldsmith - Sandino (Under Fire) - 04:20
03. John Williams - The Miami Convention (Nixon) - 03:18
04. John Williams - The Soccer Game (Stepmom) - 04:27
05. Harry Gregson-Williams - The Truth (Gone Baby Gone) - 03:55
06. James Horner - End Credits (Apollo 13) - 06:56
07. James Horner - Resignation (Radio) - 04:41
08. James Horner - Tania (Enemy at the Gates) - 06:53
09. Ennio Morricone - St. Patrick's Day (State of Grace) - 03:27
10. James Newton Howard - Main Title (Eye For An Eye) - 01:51
11. James Newton Howard - The Execution (Just Cause) - 03:43
12. Rachel Portman - It's In The Mail (The Human Stain) - 07:05
13. Jeff Beal - Stroke Of Genius (Pollock) - 04:00
14. Jeff Beal - A Gift From Beat/End Credits (Once Fallen) - 05:46
15. Jeff Beal - The Kiss (Appaloosa) - 02:33
16. W.G. Snuffy Walden - On The Road To Kansas (The Stand) - 03:56
17. Howard Shore - The Road (A History Of Violence) - 03:08
18. Jan A.P. Kaczmarek - Frank & Roxanne (The Third Miracle) - 03:31
19. Marcelo Zarvos - Painting Montage (The Face Of Love) - 04:42
20. Marco Beltrami - Take My Place (Snowpiercer) - 05:56
21. Patrick Doyle - More Deeds (Needful Things) - 02:23
22. Henry Jackman - The Roosevelt Hotel (Man On A Ledge) - 03:00
23. Alan Silvestri - Finale and End Credits (The Abyss) - 04:47
24. Jeff Rona - We're On The Bottom (Phantom) - 04:03
25. Tom Holkenborg - Epilogue (Run All Night) - 01:13
26. Steve Jablonsky - Supermen (Pain & Gain) - 03:32
27. James Horner - Alicia Discovers Nash's Dark World (A Beautiful Mind) - 08:28

Playlist #162 vom 03.05.2015 - BILL LEEB & RHYS FULBER Special

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Die beiden kanadischen Musiker Bill Leeb und Rhys Fulber haben eine vielschichtige Karriere vorzuweisen. Aus dem musikalischen Schmelztiegel in Vancouver sind unter ihrer Mitwirkung und Leitung so unterschiedliche Projekte wie Skinny Puppy, Front Line Assembly, Delerium, Noise Unit, Intermix, Conjure One und Synaesthesia entstanden, die zunächst vor allem im Industrial- und Electro-Sektor für Furore gesorgt haben, mit ihren Ausflügen und Ambitionen im Ambient-Genre aber mittlerweile auch bei Filmemachern auf Interesse gestoßen sind. So waren Delerium-Tracks wie „Enchanted“, „Silence“, „Wisdom“, „Incantation“ und viele weitere in Filmen wie der Dokumentation „Faszination Planet Erde“, „Get Carter“ und „Brokedown Palace“ zu hören.
Skinny Puppy waren für Bill Leeb das erste musikalische Betätigungsfeld. Als er mit 15 von Wien nach Vancouver zog, stellten sie seinen ersten Kontakt zu der kleinen Musikszene in der neuen Heimat dar. "Wir haben uns zusammengetan, weil wir die gleiche Musik hörten, vor allem harten Industrial, wie er Ende der 70er, Anfang der 80er aufkam. Und wir sahen uns mit Vorliebe Horrorfilme an."
Die Idee für Skinny Puppy entstand dann auch aus dem Ehrgeiz, diese schockierenden Bilder in ebenso schockierender Art und Weise musikalisch zu interpretieren. Seinerzeit (wie auch für das Projekt Cyberaktif) benutzte Bill Leeb noch ein Pseudonym - Wilhelm Schroeder -, mit dem er auf den ersten beiden Skinny Puppy-LPs "Remission" und "Bites" aufgeführt war. Doch im Sommer 1986 begann Bill Leeb eigene Wege zu gehen und glaubte, dass seine Fähigkeiten und Ideen weit wichtiger waren, als mit Skinny Puppy weiterzuarbeiten.
Drei Monate nach dem Split rief er Front Line Assembly ins Leben. Während Bill bei Skinny Puppy darum kämpfen musste, seine eigenen Ideen einfließen zu lassen, konnte er sie nun zu 100 Prozent verwirklichen. Er spielte zunächst die beiden Tapes "Nerve War" und "Total Terror" ein, wobei die letzte, auf 50 Stück limitierte, die Aufmerksamkeit von KK Records in Belgien erweckte, die ihm anboten, ein Album für sie herauszubringen. Zu dieser Zeit liefen auch Verhandlungen mit Nettwerk, doch gab es wegen Skinny Puppy Probleme, die einer Einigung im Wege standen.
Zusammen mit Michael Balch und Rhys Fulber spielte Bill Leeb das Debüt "The Initial Command" ein. Es war das erste, das KK Records überhaupt veröffentlichten. Das nächste Album "State Of Mind" erschien 1987 bei Dossier Records in Berlin, wo später auch Leebs ambitioniertes Projekt Delerium unter Vertrag genommen wurde.
1988 erschien die LP "Corrosion" und das Mini-Album "Disorder" (die zusammen als "Convergence" mit einigen Bonustracks auf CD veröffentlicht wurden) bei Third Mind Records. Obwohl Front Line Assemblyähnlich wie Front 242 ein Name ist, der auf einer militaristischen Idee beruht, hat er nichts mit Gewaltverherrlichung zu tun, wie Bill beteuert. Aber nichtsdestotrotz spielt Gewalt eine vorherrschende Rolle in der Thematik von FLA-Songs, in denen Bill seinen grundsätzlichen Zweifeln Ausdruck verleiht, dass die Völker dieser Erde in Frieden und Harmonie nebeneinander und miteinander existieren können.
Welch großartigen Talente in Bill Leeb noch schlummern, offenbart er seit 1988 mit der Gründung von verschiedenen Projekten, die seinem Ehrgeiz entspringen, die Musik ständig weiterzuentwickeln, ihr möglichst nahe zu stehen und sich auch nicht auf bestimmte Stilrichtungen zu beschränken. Neben FLA hat sich mittlerweile das Ethno-Ambient-Pop-Projekt Delerium zum zweiten und ebenso produktiven Standbein von Bill Leeb und Rhys Fulber entwickelt. Mit Delerium haben es sich die beiden zur Aufgabe gemacht, ohne Einschränkungen das Ideal des künstlerischen Ausdrucks zu verwirklichen.
"Delerium ist ein Projekt, wo ich einfach alles, was ich fühle, was sich in meinem Kopf abspielt, genauso musikalisch umsetze; bei dem ich nicht darangehe, es dem Publikum schmackhaft zu machen. Es ist mir hierbei egal, ob ich eine oder fünfzig Platten verkaufe. Es ist einfach eine Sache, die ich machen möchte, und die mich selbst befriedigt. Ich stehe da unter keinem Druck." 
Obwohl Songtitel wie "Requiem", "Fallen Idols", "Mythos", "Prophecy" oder "Twilight Ritual" nahe legen, dass es thematisch um mythologische Aspekte menschlicher Kultur geht, widerlegt Bill diese Assoziation.
"Bei Delerium verarbeite ich keine tieferen seelischen Erfahrungen, es stehen keine schwergewichtigen Bedeutungen dahinter. Ich kann hier aber meine Vorliebe für den Mittleren Osten und seine Kultur umsetzen. Peter Gabriels Soundtrack zu ,Die Letzte Versuchung Christi‘ ist für mich das optimale Delerium-Album. Ich liebe diese CD, und ich höre sie mir zehnmal öfter an als eine von Front 242."
1988 erschien bei Dossier Records das erste Delerium-Album "Faces, Forms, And Illusions". Es entstand unter der Mithilfe von Bills FLA-Kollegen Michael Balch und Rhys Fulber, wartete aber auch mit dem Gastspiel Ofra Hazas auf, die mit ihrer Stimme das orientalische Stimmungsbild des Delerium-Debüts unterstreicht. Pumpende Synthis, kirchliche Choräle, scheppernde Percussionschläge und östliche Mystik sollten auch die weiteren Delerium-Alben auszeichnen, die mit hypnotisierenden Melodien zudem eine bezaubernde Geräuschkulisse und Stimmungen von außergewöhnlicher Tiefe schaffen.
Das 89er Werk "Morpheus" haben Bill und Rhys als Duo eingespielt, und in jenem Jahr gelang den beiden mit dem FLA-Album "Gashed Senses And Crossfire" der internationale Durchbruch. Mit den ausgekoppelten Maxis "Digital Tension Dementia" und "No Limits" hielten FLA in sämtlichen Techno- Diskotheken Einzug und kamen mit dem Erfolg der LP erstmals auf Tour durch Deutschland.
Bei dem 90er Album "Caustic Grip"hat Rhys Fulber nun gänzlich die Stelle von Michael Balch eingenommen.
"Michael Balch, der jetzt bei den Revolting Cocks mitwirkt, mochte schon immer mehr den Gitarrensound, während ich die technologische Seite bevorzuge. Für ihn war es schließlich besser, Gitarre in einer Rock’n’Roll-Band zu spielen. Rhys dagegen begegnet der Musik mit den gleichen Vorlieben, wie ich sie habe. Wir haben die gleichen Ideen und ergänzen uns einfach besser. Ich kann mich besser auf bestimmte Dinge konzentrieren, die Arbeit ist einfacher geworden."
Noch im Jahr 1989 ist das Debütalbum eines weiteren Projekts von Bill Leeb erschienen, und zwar "Grinding Into Emptiness", das er zusammen mit Marc Verhaeghen von The Klinik unter dem Namen Noise Unit einspielte. "Wir spielten damals im ,Milky Way‘ in Amsterdam zusammen mit The Klinik. Wir hatten eine Menge Spaß zusammen, unterhielten uns den ganzen Nachmittag und entschlossen uns dabei, etwas gemeinsam zu machen. Ich mag es, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten. Man bekommt neue Ideen, steht vor neuen Problemen und Herausforderungen."
1990 erschienen nicht nur das nächste Noise-Unit-Album "Response Frequency" und "Caustic Grip" von FLA, sondern auch ein neues Delerium-Werk namens "Syrophenikan". Ein neues, aber nur kurzweiliges Projekt ist mit Cyberaktif ins Leben gerufen wurden, wo nicht nur Blixa Bargeld eine Gastrolle übernommen hat, sondern Bills ehemalige Skinny-Puppy-Mitstreiter cEvin Key und Rudolph Goettel wieder auf den Plan traten.
"Nach der letzten Tour brauchten wir einen Ort, wo wir bleiben konnten, und cEvin und ich waren einst die besten Freunde. Wir wollten einfach mal sehen, was passiert, wenn wir uns wieder zusammentun. Wax Trax boten sich an, ein gemeinsames Projekt zu finanzieren. Wir hatten einen Monat Zeit, standen unter keinem Druck, und wir sahen einfach zu, was passiert. Blixa war zu der Zeit gerade in Vancouver und er bot sich sofort an mitzumachen, spielte ein wenig Klavier und sang dazu auf Deutsch. Das war einfach großartig. Je mehr du arbeitest, desto mehr kann auch geschehen."
Es wundert also nicht, wenn weitere Projekte im Gespräch sind. Bei dieser Vielfalt von Aktivitäten muss man sich natürlich fragen, ob da noch Zeit für andere Dinge bleibt:
"Ich lebe für die Musik, mache nichts anderes. Es ist großartig, wenn du damit Spaß haben und zur selben Zeit leben kannst. Wenn ich morgen sterben würde, würde ich glücklich sterben. Ich bin nicht darauf aus, ein eigenes Haus, ein eigenes Auto zu besitzen und mit 45 nicht zu wissen, ob ich mit 60 noch genug Geld habe, um mich weitere zehn Jahre zu ernähren. Heutzutage kann man sich in Amerika kein eigenes Haus mehr leisten. Die Jugend von heute lebt für den Tag und denkt nicht an morgen. Das ist auch die Art, wie wir leben." 
Dennoch besitzt Bill Leeb Weitblick genug, um wenigstens die kommenden Entwicklungen in der Musikszene abzusehen. "Mittlerweile ist alles gemacht worden, und die Generation der 15- und 16-jährigen steht nun vor dem Problem, etwas Neues zu finden. Die Extreme wurden bereits durch den Punkrock und auf elektronischer Seite durch den Industrial abgesteckt, und nun gehen die Leute zurück zur Musik der 60er. Die einzige Möglichkeit, die ich momentan sehe, ist, andere Extrembereiche zu erkunden, vielleicht mehr auf ethnische Weise."
1991 erwies sich als besonders produktives Jahr mit gleich drei Delerium-Produktionen - das herausragende Album "Stone Tower", die Mini-CD "Euphoric" - die ausnahmsweise bei Third Mind erschienen ist, da der Titelsong und das Stück "Decade" eigentlich nur Instrumentaltracks im FLA-Gewand darstellten - und das im Dezember veröffentlichte Album "Spiritual Archives". Nach so vielen Delerium-Veröffentlichungen in Folge konnte man leicht den Eindruck gewinnen, dass sich Bill und Rhys schwer tun, neues FLA-Material einzuspielen.
Doch Rhys erklärt, womit das zusammenhängt: "Für uns war es in dem Sinne mit Delerium einfacher, weil wir viel mehr Zeit für FLA benötigen, z.B. um all die Samples zu sammeln, während wir bei Delerium viel mit Loops arbeiten und uns um ein atmosphärisches Stimmungsbild bemühen, ohne uns groß Gedanken um Songs, Melodien und Beats zu machen. Delerium ist also weitaus einfacher zu handhaben." Doch mit dem bislang aufregendsten Delerium-Album war die Pause bis zur nächsten FLA-Veröffentlichung noch längst nicht überbrückt. Zuvor erschien im Oktober nämlich das Debütwerk eines Projektes namens Will, das Rhys 1987 mit dem Sänger John Mc Rae gründete, als er noch nicht fest zum FLA-Team gehörte. "Pearl Of Great Price", so der Titel des Will-Debüts, vermochte mit einer ungewöhnlichen Mixtur aus orchestralem Bombastsound, spirituell-sakralen Chorälen, kraftvoll hämmernden Beats und intelligenten Songstrukturen eine sehr dynamische Atmosphäre zu schaffen.
"Will stellt für uns eine Fantasy-Welt dar, in der wir mehr als bei unseren anderen Projekten die Visionen in unseren Köpfen verarbeiten können. Es bietet uns die Möglichkeit, die mehr spirituellen Dinge unseres Daseins in die Musik zu transformieren. Wir hören selbst viel Musik dieser Art, und wir betonen nun auch mehr den akustischen Aspekt der uns zur Verfügung stehenden Technologie, um etwas zu kreieren, dem man nicht unbedingt anmerkt, dass es Musik aus dem 20. Jahrhundert ist, sondern in seiner Art zeitlos klingt." Im Gegensatz zu Will stellt Intermix das Produkt einer modernen Technoband dar. Im Februar 1992 veröffentlichten Intermix zeitgleich ein gleichnamiges Album und die Maxi "Dream On/Funky Hell", womit das kreative Duo House-orientierten Tanzstoff auf rein instrumentaler Basis präsentierte.
"Intermix ist ein Projekt, mit dem wir endlich das verwirklichen konnten, was wir schon immer tun wollten, das aber nicht in das Konzept von FLA passen wollte. Wir haben das Album im letzten Sommer eingespielt, als wir mit FLA Amerika auf Tour waren. Und wir wollten einfach mal neue Techniken ausprobieren. Es half, neue Ideen für das FLA-Album zu entwickeln, und es hat uns noch nie so viel Spaß gemacht, ein Album aufzunehmen", meinte Rhys.
Für das Mitte April 1992 erschienene FLA-Album "Tactical Neural Implant" ging man wieder konzentrierter zur Sache. Schon die Vorab-Maxi "Mindphaser" kündigte an, dass FLA, nachdem sie mit "Caustic Grip" und "Virus" ihre weitaus härtesten Produkte ablieferten, in wieder seichtere Gefilde zurück glitten, ohne an Dynamik oder Einfallsreichtum eingebüßt zu haben. "Tactical Neural Implant" zeigte sich überraschend homogen und melodiöser als üblich. "Wir haben uns diesmal bemüht, den Sound neu zu gestalten, also weg vom schnellen, aggressiven Charakter hin zu mehr melodiösen Elementen, um nicht wieder und wieder die gleiche Platte zu machen", erklärte Rhys dazu. "Insofern arbeiteten wir zu dem neuen Album mehr mit Melodien und Texten, um die Musik auch für uns selbst hörbarer zu gestalten. Wir wollen uns ständig weiterentwickeln und neue Ideen in unsere Musik integrieren." Thematisch setzten sich FLA wieder mit den Massenmedien und den Gefahren moderner Technologie auseinander: wissenschaftlicher Fortschritt, politische Entwicklungen, der Mensch in seiner Umwelt - Bill und Rhys reflektieren die Welt, in der sie leben: "Was wir tun, ist, uns mit den Dingen auseinanderzusetzen, die um uns herum passieren. Was wir sehen, beziehen wir in unsere Musik ein, ohne aber einen bestimmten Standpunkt zu beziehen. Daran sind wir auch gar nicht interessiert, sondern nur daran, Informationen zu sammeln und zu präsentieren, um den Leuten die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen." 1994 vollzog das Duo aus Vancouver nicht nur den Wechsel zum Branchenriesen Roadrunner, sondern veröffentlichte der Firmenpolitik gemäß mit „Millennium“ ein ungewöhnlich gitarrenlastiges Album, das selbst für Bill Leeb mittlerweile etwas seltsam klingt. Nichtsdestotrotz hat die immense Popularität, die Front Line Assembly unter den Electro-Industrial-Freunden genießen, dazu geführt, dass im Vorfeld des lang erwarteten neuen Albums älteres Material in neuer Form veröffentlicht wurde, so zum einen der Sampler „Reclamation“, bei dem Roadrunner die größten Hits, B-Seiten und rare Remixe aus der „Millennium“-Ära zusammengefasst hat. Zum anderen gab es das Debütalbum „The Initial Command“ mit den beiden eröffnenden Bonustracks „Complexity“ und „Intelligence Dream“, die vorab die neue Richtung von FLA angedeutet haben, denn diese beiden Instrumentals sind bereits die ersten veröffentlichten Resultate der neuen Zusammenarbeit zwischen Bill Leeb und Chris Peterson. Die drei fast parallel erschienenen Veröffentlichungen stellen sehr anschaulich die Evolution dar, die die Band seit ihrer Gründung vor über einem Jahrzehnt durchgemacht hat. „The Initial Command“ darf im kompromisslosen Einsatz minimalistischer elektronischer Mittel, die gerade auch durch den gnadenlos metallischen Beat eine unheilschwangere, bedrohlich unterkühlte Atmosphäre kreieren, zurecht als bahnbrechender Klassiker des modernen Electro-Genres betrachtet werden. Schon hier wurde deutlich, dass FLA nicht nur ein ausgeprägtes Interesse an der Entwicklung neuer, origineller Sounds haben, sondern auch über die beneidenswerte Fähigkeit verfügen, eingängige Kompositionen zu kreieren. Obwohl das 94er Album „Millennium“ mit einem völlig anderen Sound aufwartete - nämlich mit einem ungewohnt heftig rockenden, gitarrendominierten -, blieb trotz aller Weiterentwicklungen, Modifikationen und Perfektionierungen jedenfalls die Songwriterqualitäten des kreativen, in wechselnder Besetzung agierenden Duos erhalten. „Millennium“ war sicher nicht allzu innovativ, wenn man bedenkt, dass Skinny Puppy ihre „Gitarrenphase“ bereits 1989 mit„Rabies“ hinter sich gebracht und auch Ministry ihren Übergang zum Industrial Rock 1988 vollzogen haben. Insofern taten FLA nur gut daran, mit „Hard Wired“ zu den Ursprüngen zurückzukehren und die daraus entflammte Entwicklung zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen.
Für den Neubeginn mit „FLAvour Of The Weak“ bot sich dann auch gleich eine Personaländerung an. Nachdem bereits im Vorfeld der „Hard Wired“-Veröffentlichung Gerüchte die Runde machten, dass Rhys die Band verlassen wolle, hat er diesen Schritt nun tatsächlich vollzogen, um sich neuen Aufgaben zu widmen. „Ich glaube nicht, dass es persönliche Gründe waren“, meinte Bill damals im Interview, das ich für ZILLO mit ihm geführt habe. „Wir arbeiten nun seit fast zehn Jahren zusammen und hatten nie musikalische Meinungsschwierigkeiten. Es ist nur so, dass Rhys mehr Interesse bekam, andere Bands zu produzieren, und hoffte, die Leiter etwas höherzusteigen. Ich denke, er fand es problematisch, von FLA aus andere Wege zu gehen, weil unsere Musik nie kommerziell genug gewesen ist. Dafür ist sie stets zu hart, zu dunkel und zu anders gewesen. Das war ihm nicht mehr genug. Als Produzent und Remixer kann er mit viel mehr Bands arbeiten und mehr Geld verdienen.“
Bills neuer Partner Chris Peterson ist bislang vor allem durch das grandiose Projekt WILL bekannt geworden, dessen Folgeformation Decree mit ihrem allzu abgedrehten Industrial-Sound allerdings nicht mehr an den Erfolg der Third-Mind-Band anknüpfen konnte, aber er mischte zusammen mit Bill bereits das letzte Synaesthesia-Album „Ephemeral“ ab und assistierte FLA bei der Tour zum 92er Album „Tactical Neural Implant“. „Es war ganz natürlich, Chris in die Band zu nehmen, weil wir uns schon jahrelang kennen und er mit mir schon bei einigen Platten zusammengearbeitet hat. Chris wurde ganz schnell die andere Hälfte von FLA. Er ist sehr talentiert und wirkt wie ein frischer Atemzug auf FLA“, schwärmte Bill. „Mit ihm klingt die Band wie früher, viel elektronischer als in den letzten Jahren. Es wurde mehr experimentiert und geht auch mehr in den Underground. FLA sind keine Industrial-Rock-Band mehr. Wir hätten für das neue Album auch den Bandnamen wechseln können. Es hat nichts mehr mit ,Hard Wired’ zu tun. ,Hard Wired’ war für mich der perfekte Abschluss für die letzten zehn Jahre. Ich glaube nicht, dass wir diese Art von Musik noch viel weiter hätten entwickeln können. Deshalb war es für mich wichtig, zurück zu den Wurzeln zu gehen. Ich war schon immer an Techno interessiert, da war es nur natürlich, dass ich zu dieser Vorliebe zurückkehre. Das neue Album ist viel persönlicher. Ich mag es viel lieber als das letzte. Es ist auch eine gute Zeit für das, was wir gerade machen.“
Damit bezog sich Bill auf die Reminiszenzen an die immer noch aktuellen Techno-Bewegung, die auf „FLAvour Of The Weak“ ihre deutlichen Spuren hinterlassen hat, ohne dass sie vollends den Sound des Albums prägte. „Millennium“ war bislang das einzige Beispiel dafür, dass sich FLA eher uninspiriert einem Trend angeschlossen haben. Nun sollte es wieder darum gehen, innovative Akzente zu setzen. Schon mit „Hard Wired“ vollzogen Front Line Assembly anno 1995 den zwangsläufigen Schritt zurück zur elektronischen Reinkultur und überzeugten die Skeptiker, die sich bei „Millennium“ mehrten, endlich wieder davon, dass die Band immer noch imstande ist, der Electro-Szene den Weg in die Zukunft zu weisen. Mit „FLAvour Of The Weak“ verschmolzen Bill und Chris die traditionell komplexen, aber eingängigen Kompositionen mit modernen Techno-Sequenzen, wobei man fast vermuten könnte, dass man ähnlich wie bei Delerium aktuelle Strömungen in das Bandkonzept integrierte, um die Musik populärer und damit kommerzieller zu machen. Dem neuen Sound wurden auch die Vocals angepasst, die ohnehin - noch eine Neuerung - nur auf sieben von den zwölf Albumtracks eingesetzt wurden.
„Dadurch, dass Chris das Album abmischte, klingt es schon ganz anders als früher. Für mich ist es wie ein neues Projekt. Da ich das Album 100%ig anders haben wollte, musste ich auch den Gesang verändern. Er sollte nicht mehr wütend schreiend ausfallen, sondern in den Kontext experimentellen Technos integriert sein.“ Auf der anderen Seite klangen die Instrumentals auch nicht mehr so düster-bedrohlich wie noch „Mortal“ vom letzten Album oder auch „The Chair“ von der brillanten „Caustic Grip“-CD. Während die traumverlorenen, sphärischen Ambient-Instrumentals wohl den diversen Nebenprojekten vorbehalten bleiben, entwickelten die gesangslosen Tracks auf „FLAvour Of The Weak“ eine ganz besondere Eigendynamik, sind sie doch zum einen tanzbar gelungen, boten aber zum anderen immer noch genügend Raum für die Projektionen der Zuhörer.
„Die Instrumentals klingen irgendwie ,hyper’. Wir wollten nicht auf den Ambient-Techno-Zug aufspringen. Zwar gibt es eine Menge solcher Elemente im Hintergrund, aber ich wollte es eher in Richtung Hardcore-Techno haben. Die Instrumentals sollten eine Art Ausgleich zu den Vocal-Tracks darstellen, aber man kann immer noch zu ihnen tanzen“, erklärte Bill, der den Albumtitel als Kommentar auf die momentane Musikszene wählte. „Heutzutage ist die Musik, gerade aus dem Techno-, Electro-, Dance-Bereich sehr austauschbar geworden. Was heute populär ist, ist übermorgen schon völlig vergessen. Es gibt mittlerweile so viel Musik, dass die Leute schon völlig verwirrt sind. Bei täglich fünfzig neuen Techno-, Jungle- und Intelligent-Veröffentlichungen kommen sie einfach nicht hinterher. Wir wollten mit dem Albumtitel auch darauf hinweisen, wie kommerziell die ganze Techno-Szene geworden ist. Es ist ein sarkastischer Titel. Wir kümmern uns nicht darum, was die Leute sagen. Wir sind zwar nicht schwach in dem Sinne, dass wir nicht stark wären, aber unsere Musik ist immer noch dunkel und kommt aus dem Underground. Wir haben versucht, eine Platte mit vielen Höhen und Tiefen zu kreieren, dass man es immer wieder anhören kann.“  
Bill Leeb hatte schon immer eine Vorliebe nicht nur für filmmusikalische Atmosphären, sondern generell für ausschweifende Sequenzen, die stets den Rahmen konventioneller Drei- bis Vier-Minuten-Pop-Songs sprengen. Nicht nur bei den manchmal zehnminütigen instrumentalen Ambient-Ausflügen von Delerium und Synaesthesia, sondern auch bei FLA hat man zumindest immer um die fünf bis sieben Minuten für die Entwicklung eines Songs benötigt. Gerade diese Qualität machen die Ohrwürmer aus, für die FLA immer wieder gut sind. Wenn man sich erst einmal in einen Song hineingehört hat, möchte man ihn gar nicht mehr enden lassen. Trotzdem steckt Bill wie schon beim Vorgänger keine allzu großen Erwartungen an das Album - aus einfachem Grund: „Wenn man keine großen Erwartungen hegt, kann man auch nicht enttäuscht werden. Heutzutage kann man alles machen, aber es ist auch schon alles gemacht worden. In fast jeder Review kann man lesen, dass das Album nicht schlecht sei, aber diese und jene Band hätten es schon vorher gemacht. Ich denke, das ist nicht sehr progressiv. Immer wenn wir eine neue Platte machen, sollte sie zumindest der perfekte Hintergrund für ,Blade Runner’ sein. Diesmal wollten wir es etwas futuristischer haben. Ich bin gespannt, was neben unserer harten Fangemeinde etwa die Prodigy-Fans zu unserem Album sagen.“
1997 erschien mit “Karma” auch ein neues Delerium-Album. Bislang war Delerium für Bill und Rhys allenfalls ein zwar geliebtes, aber im Vergleich zu ihrem Haupt-Projekt Front Line Assembly eher untergeordnetes Unterfangen, bei dem die beiden ihre ganz eigenen musikalischen Ideen ohne Blick auf kommerzielle Verwertbarkeit umsetzen konnten. Ihre zuvor auf dem Dossier-Label veröffentlichten Instrumental-Arbeiten luden zum totalen Relaxen und zum Eintauchen in fremde Kulturen ein, verbanden äußerst wirkungsvoll hypnotische Soundscapes mit ethnischen Percussion-Rhythmen und spirituellen Chor-Samples. Seit Bill und Rhys aber auf ihrem achten Album „Semantic Spaces“ (1994) die ätherische Stimme von Kristy Thirsk (Rose Chronicles) in ihre nun auch melodiöseren Arrangements integriert haben, war ihnen auf einmal auch kommerzieller Erfolg beschieden. Zwei Jahre später legten die beiden Soundtüftler ihr neuntes Delerium-Album vor und haben das Erfolgskonzept des Vorgängers weiterentwickelt, noch eingängigere Songs komponiert, haben sich zusätzliche weibliche Unterstützung bei den Vocals herangezogen und sogar in Vancouver einen Mönchschor rekrutiert, der ihnen originale Gesänge für ihre Kompositionen lieferte. Somit präsentierte sich „Karma“ zwar weiterhin ein brillanter Stil-Mix von groovigen Synthiloops, World-Music-Elementen und religiöser Intensität, doch hatte das Ganze schon vielversprechende Hit-Qualitäten angenommen, was vor allem an dem vielschichtigen Einsatz von Sängerinnen wie der erwähnten Kristy Thirsk, Jacqui Hunt (Single Gun Theory), Sarah McLachlan, Camille Henderson und Lisa Gerrard lag, die einwilligte, dass ihre Stimme für „Forgotten Worlds“ gesampelt werden durfte. „Das, was Rhys und ich von Beginn an gemacht haben, besaß sicher das kommerzielle Potential, etwas Größeres zu werden, aber dazu fehlten die passenden Vocals, also fügten wir nun welche hinzu. Das letzte Album war schon recht erfolgreich, und die Umstände waren diesmal noch besser. Heutzutage sind Sängerinnen in der Musikbranche sehr gefragt. Wir dachten uns, dass die weiblichen Stimmen einen guten Ausgleich zu den Chören und pastoralen Gesängen bilden würden. Ich wollte bei den weiblichen Vocals etwas mehr Abwechslung, so in die Richtung Everything But The Girl, und Jacqui von Single Gun Theory hat die perfekte Stimme dafür. Den Sängerinnen, die ich für die Stücke ausgesucht habe, schickte ich ein Tape, wozu sie was auch immer beisteuern konnten. Ich bekam die Tapes dann zurück und war sehr von den Ergebnissen angetan. Ich denke, es war eine gute Idee, jeder Sängerin ihre Songs zu geben, wozu sie ihre eigenen Texte schreiben konnten. Als dann alle Songs zusammen waren, klangen sie auf erfrischende Weise alle unterschiedlich. Es macht die Arbeit einfach interessanter, wenn man mit neuen Leuten zusammenarbeitet.
Ich bin nicht der Typ, der allein irgendwo im Studio sein Ding durchzieht. Ich denke, Musik ist etwas Größeres als ich, als wir alle zusammen und als Delerium. Und so sollte man damit auch umgehen. Es sollte ein großes, offenes Projekt sein, das mit jedem, der daran teilnimmt, wächst. Neue Musiker bringen neue Elemente mit in die Musik ein. Ich möchte auch nicht immer wieder ein und dieselbe Platte machen“, erklärte Bill, der insofern auch Parallelen zu Enigma sah, was die Verbindung von moderner Technologie und spirituellem Interesse angeht. Allerdings arbeiteten Delerium schon seit 1989 an einem derartigen Konzept, wie es sich an der Beteiligung von Ofra Haza darstellte. Es lag vor allem an den fehlenden Mitteln, aus Delerium schon von Beginn an das zu machen, was sie jetzt sind - ein Projekt, das äußerst erfolgreich eine Symbiose von multikulturellen Einflüssen und zeitgemäßen Electro-Arrangements herzustellen weiß.
„Ich war immer ein großer Fan der mittelöstlichen Kultur und bin in einem Wiener Klosterheim aufgewachsen, so dass ich immer von dieser religiösen Sphäre umgeben war. Wenn ich die spirituellen Klänge und Chöre, die die Menschen seit ihrer Frühzeit produziert haben, in die heutige Zeit transformiere, indem ich moderne Musiktechnologie hinzufüge, dann gibt mir das einen unheimlichen Kick. Das ist für mich, als grabe ich in alter Erde und würde einen der Pharaonen zu Tage fördern und zusehen, was er heute machen würde. Für mich ist das sehr faszinierend, altertümliche Instrumente und Musikformen mit modernen Instrumenten zu verbinden, mit klassischen Chören und Sounds zu spielen."
"Diesmal nahmen wir die Chöre sogar live in einer Kirche mit unserem eigenen Conductor auf. Wenn man Chöre sampelt, klingen sie nie perfekt. Wir haben bislang immer unsere Ideen um solche Samples herum entwickelt. Letztlich kamen wir aber zu dem Schluss, dass es viel origineller sei, die Texte ins Lateinische übersetzen und die dafür komponierte Musik live von Mönchen singen zu lassen. Nun können wir die Chöre genau mit der Musik abstimmen und den Sound nach unseren Vorstellungen gestalten. Das klingt 100% besser als ein Sample“, meinte Bill, der den ursprünglichen Delerium-Sound seit 1995 über drei Alben mit seinem Projekt Synaesthesia weiterentwickelte. Das 1997 veröffentlichte dritte Album „Ephemeral“ präsentierte die weniger rhythmischen, dafür entspannend wirkenden Soundtrackatmosphären, die Delerium zu Beginn ihrer Karriere produziert haben.
Synaesthesia ist ein Projekt, an dem ich morgens arbeite, wenn ich noch halb im Schlaf bin. Das sind Stücke, die treiben ohne Richtung irgendwo hin. Das ist keine Musik, die fürs Radio oder für Nachtclubs gemacht wurde. Das ist Musik, die ich gerne mache, wahrscheinlich weil ich ein Fan von Leuten wie Vangelis oder Ennio Morricone bin. Ich glaube nicht, dass diese Musik einen großen Markt besitzt, aber wenn einige Leute es mögen, bin ich völlig zufrieden.“
2000 erschien mit “Poem” das nächste Delerium-Album. Was sich bis zum 94er Erfolgsalbum "Semantic Spaces" auf den zahlreichen Delerium-Releases als spirituell angehauchter World-Music-Ambient manifestierte, erhielt nun einen pumpenden Dance-Beat, ohne die gregorianischen Choräle und Ethno-Sounds zu vernachlässigen. Die Metamorphose zum anspruchsvollen Pop-Projekt ist Delerium schließlich mit dem 97er Album „Karma“ geglückt, das nicht nur speziell für das Album in Vancouver aufgenommene Kirchenchöre zu bieten hatte, sondern eine schillernde Vielfalt an ethnischen Flöten- und Percussionsounds ebenso wie an neuen Sängerinnen wie Sarah McLachlan, Jacqui Hunt (Single Gun Theory) und Camille Henderson. Das nach drei Jahren Wartezeit erschienene Album „Poem“ setzte diese Entwicklung noch weiter fort und setzt auf eine neue Schar von SängerInnen. So lieh Leigh Nash von Sixpence None The Richer („Kiss Me“) der ersten Single „Innocente“ ihre bezaubernde Stimme. Der tanzbare Electro-Beat war geblieben, nur gesellten sich jetzt zu dem choral anmutenden Background zarte Akustikgitarren, verspieltes Piano und warme Streicherarrangements hinzu. Die gelungene Komposition mit dem unwiderstehlichen Refrain ließ keinen Zweifel aufkommen, dass der Charterfolg von „Silence“ unter normalen Umständen locker übertroffen werden sollte. „Meine größte Sorge war, ein weiteres ,Karma’-Album zu machen“, meinte Bill. „Ich denke, es war eines der besten Alben, die Rhys und ich je gemacht haben, und ich wollte es nicht einfach wiederholen und ,Karma II’ machen. ,Karma’ besaß einen sehr ethnischen Sound mit östlichen Instrumenten. Bei ,Poem’ habe ich versucht, einen mehr klassischen Ansatz zu finden, wobei ich echte Streicher und echte Gitarren einsetzen wollte. So gibt es ein übergreifendes Thema für jedes Album. Dabei kann es einem behilflich sein, wenn man eine oder zwei Ideen hat, um die herum man ein ganzes Album aufbauen kann. Delerium besitzt zwar einen bestimmten Sound, aber ich wollte diesmal in eine natürlichere, etwas klassischere Richtung und andere SängerInnen verwenden. Das ist das Großartige an Delerium. Mit jeder neuen Platte präsentieren wir neue Stimmen.“ Man merkte schon, dass Bill, der die Produktion von „Poem“ ohne seinen langjährigen Partner Rhys realisierte, mit Delerium in künstlerischer Hinsicht weitaus zufriedener wirkte als mit Front Line Assembly, wo er viel enger an die eingefahrenen Strukturen des Electro-Genres gebunden ist.
„Ich habe es zwar nie geplant, aber je mehr Zeit vergangen ist, desto mehr bin zu der Überzeugung gekommen, dass Delerium das ideale Forum ist, um zeitlose Musik zu kreieren, weil es keinen Beschränkungen unterliegt“, schwärmte Bill. „Obwohl es auf elektronischen Klängen basiert, können wir wie auf ,Poem’ echte Musiker auf jedem Album einsetzen. Es gibt nicht eine bestimmte Stimme, die Delerium repräsentiert. Ich kann zu jeder Zeit neue Ideen und neue Sänger einbringen. Ich glaube nicht, dass Delerium ein sehr imageabhängiges Projekt ist, wobei ich nicht wusste, als ich mit Delerium begann, dass es sich aus sich selbst heraus so entwickeln würde. Ich hätte es kaum besser planen können. Es ist einfach sehr inspirierend, ständig neue Dinge aufnehmen zu können und World Music mit der neusten Technologie zu verbinden und Sänger zu finden, die noch ihre eigenen Ideen mit einbringen. Ich glaube, dass ich dieses Projekt auch in Zukunft sehr interessant gestalten kann.“
Während Bill auf „Poem“ auf so großartige Sängerinnen wie Kirsty Hawkshaw (Opus III), Joanna Stevens oder Jenifer McLaren zurückgreifen konnte, stellte der Beitrag von Songwriter Matthew Sweet ein Novum in der Geschichte von Delerium dar. Doch auch wenn man Delerium stets nur mit weiblichen Vocals in Verbindung brachte, gelang die Einführung eines ausdruckstarken männlichen Sängers bei dem schönen „Daylight“ scheinbar problemlos. „Für mich bedeutete das absolutes Neuland, mit einem männlichen Sänger bei Delerium zu arbeiten, aber im Nettwerk-Büro waren alle von der Idee sehr angetan und als wir Matthew ein Tape schickten und er Lust hatte, dazu zu singen, war ich erst einmal etwas überrascht, aber mittlerweile mag ich den Song sehr“, gestand Bill. „Für mich war dies ein weiterer interessanter Schritt, weil es mit der Zeit auch langweilig werden könnte, nur mit Sängerinnen zu arbeiten.“
Eine Wunschkandidatin hat Bill aber noch auf jeden Fall für die Zukunft, und zwar Lisa Gerrard, deren Stimme er bereits mit ihrer Erlaubnis auf „Forgotten Worlds“ gesamplet hatte. „Wir sind immer große Fans von Dead Can Dance gewesen. Ich denke, Lisa Gerrard ist eine einzigartige Persönlichkeit. So wie Tangerine Dream für mich von großem Einfluss gewesen sind, wurden es später auch Dead Can Dance. Wenn man sich vorstellt, Tangerine Dream und Dead Can Dance miteinander zu verbinden, dann würde man wohl Delerium herausbekommen. Das ist zwar elektronische Musik, aber mit einem sehr dunklen World-Music-Feeling. Das hat mich immer an Delerium motiviert. Ich würde Lisa natürlich gern für ein originales Delerium-Stück gewinnen, aber sie ist so beschäftigt mit ihrer Hollywood-Karriere und ihrem nächsten Solo-Album, dass es schwer wird, eine echte Zusammenarbeit zustande zu bekommen.“ Das Projekt besitzt genügend Potential, um erfolgversprechend in etlichen anderen Gewässern zu fischen, sei es im gewaltigen Pool an musikalischen Stilrichtungen, Klängen und Instrumenten, sei es im reichhaltigen Angebot an außergewöhnlichen Stimmen. Bei “Poem” lag der Schwerpunkt nun neben den neuen Stimmen in der Verwendung echter Akustikinstrumente, die den ohnehin schon einfühlsamen Kompositionen die zusätzliche Wärme und Ausstrahlung verliehen. Zum Glück hat Bill bei allen Optionen, die ihm mit Delerium in der Zukunft offenstehen, noch nicht seine Ursprünge vergessen. Mit dem zehnminütigen Instrumental „Amongst The Ruins“ kreierte Bill die bezaubernde spirituelle Atmosphäre, die frühere Delerium-Alben wie „Stone Tower“ und „Spiritual Archives“, die CD-Bonus-Tracks auf der „Euphoric“-Maxi sowie sein Synaesthesia-Projekt ausgestrahlt haben.
Mit akzentuierten Akustikgitarren, düsteren Ambient-Soundscapes mit unheilvollen wie erhabenen Choral-Gesängen, vereinzelten Ethno-Sounds und wuchtigen Percussion-Schlägen ist „Amongst The Ruins“ das wohl eindringlichste und dramaturgisch intensivste Stück des Albums geworden.
„Ich bin damit etwas mehr zum ursprünglichen Kontext von Delerium zurückgekehrt, aber so einen Song kann man natürlich nicht im Radio spielen. Dazu ist er zu lang und zu langsam, aber er zeigt, wo meine Wurzeln liegen. Die ätherische, spirituelle Evolution habe ich immer im Hinterkopf und ich würde immer noch gern ein ganzes Album mit solchen Sachen machen, aber Nettwerk und ich sind darin übereingekommen, nur einzelne Songs in die Alben einzuweben.“ Schade eigentlich, denn so ist aus dem spirituell gehaltvollen Projekt von einst ein zwar sehr vielseitiges und offenes Projekt geworden, das allerdings ganz auf den Pop-Markt ausgerichtet zu sein scheint.
Für die Produktion des 2003er Albums “Chimera” ist Rhys wieder an Bills Seite zurückgekehrt. „Seit ,Karma’ haben wir uns beide weiterentwickelt, aber wenn wir beide zusammenarbeiten, entsteht etwas ganz eigenes“, erklärte Bill das besondere Teamworking mit Rhys. „Es gibt einige Songs auf dem Album, die das reflektieren und diesen ,Karma’-Touch haben. Wir wollten natürlich nicht das komplette Album wiederholen, aber wir planten schon, dem besonderen Klang von ,Karma’ Tribut zu zollen. Wir wollten vor allem bessere Songs schreiben. Das ist momentan vielleicht die größte Herausforderung, den möglichst perfekten Song zu schreiben.“
Während die frühen Delerium-Jahre von atmosphärisch dichten, oft wundervoll mystischen Ambient-Soundscapes mit beeindruckenden Chor-, Vocal- und World-Music-Samples geprägt waren, hat sich seit dem Hit „Flowers Become Screens“ vom 94er Album „Semantic Spaces“ einiges verändert. Da sorgte auf zwei Songs die Stimme von Kristy Thirsk für melodisches Pop-Appeal, und schon waren Delerium ein Thema für die Charts. Mit „Silence“ und „Innocente“ waren sogleich die nächsten Hits am Start. Klar, dass auch das neue Album mit starken Vocals und einfühlsamen Pop-Melodien glänzen musste. Mit der ersten Single, „After All“, die von Luniks Sängerin Jaël interpretiert wurde, nahmen Delerium auch diese Hürde. Allerdings lassen die Kompositionen auf „Chimera“ in ihrer Perfektion die Intensität früherer Werke vermissen. Die Stimmen von Julee Cruise („Twin Peaks“), Kristy Thrisk, Leigh Nash oder Sultana waren zwar schön anzuhören, doch verpuffte die Wirkung schnell, weil der stimmungsvolle Gehalt fehlte. Für Delerium gibt es nun aber keinen Weg zurück. „Natürlich können wir uns an die Synthesizer setzen und merkwürdige Sounds kreieren, aber das haben wir so viele Jahre gemacht, dass es uns schnell langweilen könnte. Es ist viel schwieriger und frustrierender, den perfekten Song zu komponieren. Ich weiß natürlich, dass viele Leute mehr unsere andere Musik bevorzugen, aber diese Leute müssten mal in unseren Schuhen stecken, um zu realisieren, dass wir nicht immer die gleichen Sachen machen wollen“, betont Bill. Rhys sieht das genauso: „Zu diesem Sound werden wir nie zurückkehren. Die Art und Weise, wie wir die früheren Sachen produziert haben, waren so primitiv, dass es unmöglich ist, dahin zurückzukehren. Man ist mittlerweile viel besser und professioneller geworden. Wir könnten so etwas nie wieder machen. Wir waren damals noch sehr naiv und wussten nicht mal, wie man eine Platte macht. Wir versuchen nach wie vor, uns mit Delerium weiterzuentwickeln, und ich denke, das nächste Delerium-Album wird wieder etwas anders ausfallen als ,Chimera’, aber es wäre unnatürlich für uns, noch mal so etwas zu machen wie die frühen Delerium-Sachen.“
Mit seinem Solo-Projekt Conjure One konnte Rhys dagegen ganz befreit durchstarten. Obwohl er für sein gleichnamiges Debüt auch so populäre Sängerinnen wie Sinead O’Connor und Poe gewinnen konnte, haben die Arrangements von Conjure One noch die Tiefe früherer Delerium-Produktionen. Mit dem Songwriter Billy Steinberg und Junkie XL hatte Rhys auch die professionelle Hilfe, um das Album ganz nach seinen Vorstellungen zu produzieren. „Ich wollte einfach ein paar Songs für mich selbst schreiben, und das hat sehr viel Spaß gemacht. So fing das Ganze an. Dann kamen die Sängerinnen hinzu und die ganze Maschinerie lief an. Das nächste Album wird wieder ganz anders ausfallen, dunkler und geheimnisvoller, denke ich. Conjure One entwickelt sich zu etwas sehr Eigenständigem weiter.“
Bislang folgten mit “Extraordinary Ways” (2005) und “Exilarch” (2010) zwei weitere Conjure-One-Alben. 2006 erschien mit “Nuages Du Monde” das nächste Delerium-Werk, wiederum mit Rhys an Bills Seite, der “Poem” quasi im Alleingang produziert hatte. Inspiriert von dem unerwarteten Erfolg, den das Nebenprojekt seit dem “Silence”-Hit durch die zusätzliche Pop-Note erfuhr, hat vor allem Bill Leeb auf den folgenden Alben immer mehr Arbeit damit zugebracht, neue Sängerinnen für Delerium zu finden. Nachdem sich Rhys Fulber bei den letzten beiden Delerium-Alben mehr als rar gemacht hatte, weil er zu sehr mit eigenen Produzenten-Jobs unterwegs gewesen ist, ist er auf dem neuen Album „Nuages Du Monde“ wieder zu einem vollwertigen Partner für Bill Leeb geworden. „Die Dynamik, mit Bill zu arbeiten, hat sich zum Teil etwas verändert, ist teilweise aber so geblieben“, erklärte Rhys das ganz besondere, über Jahre gereifte Verhältnis zu Bill. „Die Zeiten und Ausführungen eines Jobs haben sich etwas verändert, aber bei Delerium haben wir z.B. ähnlich gearbeitet wie an‚Karma’. Wir haben uns einfach zusammengesetzt und ein paar Ideen entwickelt. Dann habe ich die Sachen programmiert, die Sängerinnen wurden ausgesucht, das war’s.“ Wobei gerade der Part der Sängerauswahl immer schwerer zu werden scheint. Während „Semantic Spaces“ noch allein von Kristy Thirsks Gesang getragen wurde, tummeln sich seither mindestens vier, meist aber noch mehr verschiedene Stimmen auf einem Album.
„Für Delerium ist es wirklich schwer, neue Sänger zu finden. Ich habe damit nicht so viel zu tun, sondern arbeite nur an der Musik“, meinte Rhys. „Natürlich gibt es viele Leute, die gern auf einem Delerium-Album singen würden, aber es ist schwer, jemanden zu finden, der dem Ganzen eine neue Note verleiht. Die Vocal-Auswahl gestaltete sich diesmal extrem schwierig.“
Diese besondere Note erfuhr das neue Album vor allem durch die bekannte Sopranistin Isabel Bayrakdarian, auf die bereits Hollywood-Komponist Howard Shore aufmerksam geworden ist und sie den Track „Evenstar“ auf seinem Soundtrack zu „Herr der Ringe: Die zwei Türme“ singen ließ. Für „Nuages Du Monde“ sang sie nicht nur den groovigen Opener „Angelicus“, sondern auch den Song „Lumenis“ ein und verlieh dem Album eine klassische Note, die Delerium in der Form noch nicht aufwies. Trotz der gelungenen Vocal-Performances auch von Katherine Blakeand Mediaeval Babes, Jaël, Zoë Johnston und anderen klang der ätherische Pop von Delerium allerdings zunehmend beliebiger, nur bei den Instrumentals „Tectonic Shift“ und „Apparition“ blitzte noch die ursprüngliche Kraft und Intensität auf, die das Projekt einst auszeichneten.
Zurück zu Front Line Assembly: Nach den FLA-Alben “Implode” (1999) und “Epitaph” (2001), kehrte Rhys Fulber für die Produktion von “Civilization” (2004) zu Front Line Assembly zurück. Wer auf härteren, aggressiven Electro steht, wie ihn Front Line Assembly noch zu Zeiten von „Caustic Grip“ oder „Millennium“ produzierten, wurde sicher von „Civilization“ enttäuscht. Fast schien es, als wären Bill Leeb und Rhys Fulber vom grassierenden Future-Pop-Virus infiziert worden, denn so sanft hatte man die Band noch nie gehört. Wurde mit „Maniacal“ bereits einer der wenigen härteren Tracks als Single ausgekoppelt, so überraschte das Album mit fast verträumt groovenden Rhythmen und ausgefeilten Harmonien. Auf jeden Fall hörte man von den ersten Klängen an, wie gut Bill und Rhys miteinander ausgekommen sind, nachdem Bill die letzten drei Front-Line-Alben mit Chris Peterson realisiert hatte. „Ich habe gar nicht mitbekommen, dass es schon drei Alben gewesen sind, die ich mit Chris gemacht habe. Es ist also sehr viel Zeit vergangen. Es war letztlich sehr angenehm und einfach, mit Rhys zu arbeiten, weil wir nie darüber gesprochen haben, was für eine Art von Front-Line-Album wir machen wollen“, meinte Bill. „Wir haben uns einfach treiben lassen und gejammt, so wie wir es früher immer gemacht haben. Rhys nahm viele Songs mit nach L.A., programmierte daran herum, schickte sie mir zurück und so weiter. Das meiste Material entstand über eine große Distanz, was der Musik aber gut tat, auch die Tatsache, dass wir eine längere Auszeit hatten und jeder an anderen Sachen arbeiten konnte. Rhys fragte mich nun, ob wir bald ein weiteres Front-Line-Album machen könnten, weil er so viel Spaß hatte, an diesem zu arbeiten. Bei Front Line haben wir ja keinen Manager oder ein Label, das auf einer Single pocht. Wir sind total frei, das zu tun, was wir wollen. Da existiert kein Druck, was es einfacher macht, kreativ zu sein und die Stimmung zu kreieren, in der man sich tatsächlich befindet.“ Das sah Rhys ganz ähnlich: „Es hat einfach Spaß gemacht, ein neues Front-Line-Album nach all den Jahren zu machen, vor allem mit der Technologie, die uns heute zur Verfügung steht, und mit all den Sachen, die wir bei der Produktion anderer Platten gesammelt haben. Ich glaube wirklich, dass das neue Front-Line-Album das beste ist, was wir je gemacht haben. Es sind Songs vorhanden, es ist nicht einfach nur eine Industrial-Platte. Es sind einige von Bills besten Vocals dabei, ganz unterschiedliche Stimmungen, up- und down-tempo-Stücke.“
In der Tat war von früheren Industrial-Einflüssen nicht mehr viel zu hören. Stattdessen schien ein wenig von dem Vibe mit zu Front Line Assemblyübergeschwappt zu sein, den Bill und Rhys zuvor mit Delerium kreiert haben. Immer wieder durchzogen weibliche Vocals, wenn auch meist nur im Hintergrund, das Soundgeflecht, wobei „Transmitter“ und vor allem „Vanished“ sogar von den poppigen Arrangements her an Delerium erinnerten. „Ich denke, je mehr man mit Musik zu tun hat, je länger man Musik macht und musikalischer wird, umso mehr werden die musikalischen Elemente ein Teil von dir“, versucht Bill das Phänomen zu erklären. „Wir haben sicher nicht bewusst versucht, etwas von Delerium bei Front Line zu verwenden. Wir wollten einfach ein Front-Line-Album machen, das etwas dunkler und trauriger ausfallen sollte, eben so, wie ich über die Welt denke.“ Auf jeden Fall klangen Front Line Assembly auf ihre Art ebenso gereift wie Delerium. Das Songwriting war auf jeden Fall stärker in den Vordergrund gerückt als der Wunsch, möglichst hart und gemein zu klingen. Bill und Rhys hatten allerdings nicht mehr das Bedürfnis, die Musikwelt revolutionieren zu wollen.
„Als die Industrial Music Ende der 80er, Anfang der 90er so populär gewesen ist, haben wir schon das Bedürfnis verspürt, die Szene mit originellen Sounds zu versorgen. Aber mittlerweile sind so viele Jahre vergangen, wir zählen zu den ältesten Bands der Szene, und es gibt so viele neue Sachen wie den europäischen Pop, der sehr beliebt ist. Wir sind so weit gekommen, wie es uns möglich gewesen ist, und wir haben mehr erreicht, als wir uns je erträumen konnten. Diese Platte kam mehr vom Herzen als von allem anderen. Deshalb klingt es auch dunkler und stimmungsvoller."
"Wir haben nicht versucht, besonders hart zu klingen oder die meisten Beats in einem Song unterzubringen“, erläuterte Bill. „Deshalb mag das Album etwas melancholisch klingen. Angesichts der Möglichkeit, dass es unser letztes Album sein könnte, haftet ihm etwas Trauriges an, aber ich mag diese Stimmung, habe sie immer gemocht. Nein, ich habe nicht den geringsten Druck verspürt. Einen Song wie ,Transmitter' hätte es früher nie bei Front Line gegeben, das ist etwas ganz anderes. Aber darüber machen wir uns heute keine Gedanken mehr. Wir haben es einfach fließen lassen.“ Und das hörte man dem Album deutlich an. Tracks wie „Transmitter“, „Vanished“, „Civilization“ oder „Fragmented“ lebten durch ihren poppigen Groove und die stark herausgearbeiteten Melodien, wobei immer mal überirdisch schöne Vocal-Samples die bittersüße Melancholie des Albums verstärkten. Insofern überraschte die Aussage, dass „Civilization“ eventuell das letzte FLA-Album sein könnte. Das hätte aber sicher keine musikalischen Gründe, sondern hat eher mit der Musikpiraterie und der stark schwächelnden Musik-Industrie zu tun. „Im Grunde genommen ist es heute schwieriger geworden, Musik zu machen. Früher konnte man kaum ein Keyboard bedienen, aber das kümmerte niemanden. Mittlerweile muss man nur wissen, wie ein Computer funktioniert. Und das können viele Leute. Du musst nicht mal mehr musikalisch ausgerichtet sein. Am besten ist es natürlich, wenn man sowohl über Computer- als auch musikalische Qualitäten verfügt“, kommentiert Bill die schwierige Situation für Musiker heutzutage. „Es ist insofern schwieriger, als dass heute so viele CDs produziert werden, so viel Musik gemacht wird. Wenn man nicht schon etabliert ist, ist es sehr hart, bekannt zu werden.“
Um ihre Entwicklung weiterhin voranzutreiben, sind Rhys und Bill sogar das Experiment eingegangen, für das 2006er Album “Artificial Soldier” eine echte Band auf die Beine zu stellen. „Es ist schon etwas seltsam. Wir sind so weit in diesem Genre gekommen. Wir haben die Sache zusammen aufgebaut, dann wollte Rhys andere Dinge machen, was ich gut verstehen konnte. Schließlich haben wir viele Jahre zusammengearbeitet“, rekapitulierte Bill Leeb die besondere Beziehung zwischen Rhys und ihm. „Außerdem war die Musikszene nicht mehr das, was sie einmal war. Wenn man so lange mit einer Band unterwegs ist wie wir, gehen auch die Fans mal andere Wege und wenden sich neuen Sachen zu. Und die jüngere Generation wächst ohnehin mit ganz anderer Musik auf. Vielleicht war unsere Zeit einfach gekommen. Aber wir haben noch immer unsere Hardcore-Fans, also fingen wir einfach mal an, an ein paar Songs zu basteln, und diesmal war es etwas ganz Besonderes, weil nicht nur Rhys mitwirkte, sondern auch Chris Peterson und der 22-jährige Jeremy Inkel, der an der Schule mit unserer Musik aufgewachsen ist. Wir haben noch nie zu viert an einem Album gearbeitet, und dadurch, dass wir diesen 22-jährigen Jungen an Bord hatten, war auch gleich eine frische Energie vorhanden. Wir hatten auf einmal ein ganz neues Selbstbewusstsein, erinnerten uns daran, dass wir mit FLA einen echt großen Namen haben. Und wenn man all die Musik hört, die da draußen mittlerweile produziert wird, muss man doch feststellen, dass viele Platten längst nicht an die großen Acts wie Skinny Puppy oder Front 242 herankommen. Wir haben viel Arbeit in das Album gesteckt und wollen noch einmal wissen, wo wir stehen. Wir wollen touren und Spaß haben.“ Und dass das Quartett diesen auch schon im Studio hatte, war „Artificial Soldier“ noch weitaus deutlicher anzuhören als dem auch schon überzeugenden Vorgänger, der stellenweise doch sehr die offensichtliche Nähe zum erfolgreichen Projekt Delerium gesucht hatte und mit im FLA-Kontext überraschenden ätherischen Pop- und verführerischen Ethnic-Elementen kokettierte. Mit dem neuen Album kehrten Leeb, Fulber& Co. wieder zu einer angenehmen Härte zurück, die erstmals auf dem 90er Meilenstein „Caustic Grip“ so vehement zum Ausdruck kam. Offensichtlich wollen es Front Line Assembly, die zum Jahreswechsel 1987/1988 ihre ersten beiden Alben „The Initial Command“ und „State Of Mind“ veröffentlichten, es nach 20 Jahren noch einmal wissen. „Als wir mit dem Touren aufgehört haben, kamen gerade Acts wie VNV Nation groß in Mode und übernahmen das Ruder. Da dachten wir uns, gehen wir raus und zeigen den Leuten mal, was harte elektronische Musik ist. In den letzten Jahren gab es da nicht viel. Es ist also an der Zeit, aus der Asche aufzuerstehen“, lautet Bills Kampfansage auch in Richtung in seichteren Gefilden agierenden Electro-Acts. Mit „Artificial Soldier“ haben FLA dabei ein schlagkräftiges Argument an der Hand und demonstrieren eindrucksvoll, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen zählen. Statt sich in feinsinnigen Ethno-Pop-Sounds zu verlieren, wurde nun wieder verstärkt in die Gitarrensaiten gegriffen, ohne aber die fast schon hardrockige Attitüde von „Millennium“ aufzugreifen.„Artificial Soldier“ blieb zum Glück ein rundherum elektronisch geprägtes Album, das durch den gezielten Gitarreneinsatz einfach an Druck und Ausdruckskraft gewann. Dazu gesellten sich starke Kompositionen, die durch dynamische Drums und ausgefeilte Electro-Arrangements grandios in Szene gesetzt wurden. Auf „Artificial Soldier“ klangen FLA wieder so gut wie zu ihren besten Zeiten, voller Wut und Kraft. Aber was inspiriert eine Band überhaupt noch nach fast zwanzig Jahren, Musik zu machen? „Wenn du erst einmal auf der Bühne gewesen bist und vor vielen Leuten gespielt hast, ist es einfach unbefriedigend, wenn du zuhause rumsitzt. Du vermisst es, hinauszugehen, Leute zu treffen, die mit dir reden wollen, die daran interessiert sind, was du denkst, was du für Musik machst, eben Teil der Szene zu sein. Das ist wie in der Schule, wo du mit einer Gruppe von Freunden rumhängst, diese Kameradschaft. Rhys und ich hatten das Glück, mit ‚Silence’ in fünf Ländern einen Nr.-1-Hit zu landen. Man versucht immer, die letzte Produktion noch zu toppen, das zu erreichen, was man noch nicht geschafft hat. Man hat nie das Gefühl, das perfekte Album gemacht, den perfekten Song geschrieben zu haben. Das ist wie eine infektiöse Krankheit, die sich ausbreitet. Und ich werde sicher nichts anderes mehr machen. Der ganze kreative Prozess macht einfach viel Spaß. Das ist viel besser, als nur zuhause vor dem Fernseher zu sitzen und einem regulären 9-to-5-Job nachzugehen. Ich will das gegen nichts im Leben eintauschen. Das Leben ist einfach zu kurz. Also möchte ich es so leben, wie ich mir das vorstelle.“
Offensichtlich teilte Rhys diese Einstellung auch, denn er scheint mit Front Line Assembly doch enger verbunden zu sein, als es die mehrjährige Auszeit vermuten ließ. Nach seinem Ausflug nach L.A. ist er nun wieder nach Vancouver zurückgekehrt, hat die Bassistin von Pink geheiratet und lebt in seinem Landhaus fast wie auf einer Ranch. „Immer wenn man irgendwelche Reviews liest, wird unser Name oft genug als Vergleich erwähnt. Natürlich stellt man sich da die Frage, wie weit man noch gehen kann“, meinte Bill. „Rhys hat in den letzten Jahren viele andere Projekte und Dinge gemacht, aber dann hat er den Wert von FLA entdeckt und wollte es nicht einfach wegwerfen. Gerade heute ist es unheimlich schwer, eine neue Band zu gründen, sich einen Namen zu machen und sich zu entwickeln. Es kommen viele Bands auf den Markt, verschwinden aber genauso schnell wieder. Es ist ja auch bei den großen Rockbands so, dass man nach einer langen Karriere mal Lust auf andere Sachen hat, verschiedene Dinge ausprobiert, heiratet etc. Aber nach einer Weile beginnt man das alte Leben zu vermissen und möchte wieder daran anknüpfen. Das funktioniert nicht immer, aber wir hatten eine Menge Spaß, das Album aufzunehmen.“ Überraschender ist allerdings der Umstand, dass nun auch Chris Peterson wieder mit von der Partie ist, nachdem er vor zwei Jahren auf das zweite Decree-Album „Moments Of Silence“ konzentriert hatte und bei Delerium und FLA nicht mehr aktiv gewesen ist. „Ich habe mit Chris ja an einigen FLA-Alben gearbeitet, auch an Delerium. FLA war aber nie ein großer Geldbringer, und sein Bruder hat eine T-Shirt-Firma, in der er sich mehr engagierte. Außerdem wollte er sich mehr auf sein eigenes Projekt Decree konzentrieren. Also entschlossen wir uns, eine Pause einzulegen. Zusammen mit Jeremy haben wir dann aber das letzte Noise-Unit-Album gemacht, was uns allen viel Spaß bereitete. Ich glaube, es hat ihn fasziniert, dass Rhys wieder mit an Bord sein würde, dass ich auf Tour gehen wollte“, versuchte Bill auch Chris’ Rückkehr zu erklären. „In einer Band sind meist viele Egos vertreten, und oft hat jeder das Gefühl, dass nicht genügend von seinen Ideen mit in ein Album einfließt, so dass jeder irgendwann sein Soloalbum macht. Aber dann kehren sie meist wieder zur Band zurück. Bei uns hat jeder irgendwie sein Ding gemacht. Rhys ist nach L.A. gezogen, Chris verfolgte sein eigenes Projekt … Man kann diese Dinge nicht planen, sie passieren einfach.“
Auf jeden Fall war dem neuen Bandgefüge ein weitaus kraftvollerer, erfrischenderer Sound zu verdanken. Tracks wie das ungemein organisch rockende „Dissension“ oder das pulsierend rhythmische Eröffnungsstück „Unleashed“ hat man so lange nicht mehr von FLA gehört.
„Rhys und ich besorgten das Songwriting, aber auch Jeremy kam mit drei, vier Songs an, die wir fertig stellten“, brachte Bill noch immer seine anerkennende Bewunderung zum Ausdruck. „Das gab es noch nie bei uns, dass jemand anderer mit eigenen Songideen ankam. Das war vollkommen neu für mich!“ Doch damit nicht genug: Bill & Co. ließen auch erstmals Gastsänger an Bord, was insofern ein ungewöhnlicher Schritt war, als dass sich FLA stets gerade durch Bill Leebs verzerrten Gesang von ähnlichen Electro-Acts unterschieden, die mittlerweile schon recht gut den Sound ihrer einstigen Vorbilder zu kopieren verstanden. So mochte sich mancher Club-Gänger fragen, ob „The Storm“ vielleicht ein neuer Track von Covenant sei, und „Future Fail“ ein neues Stück von Front 242– denn keine Geringeren als Eskil Simonsson und Jean-Luc De Meyer wurden für die exklusive Ehrenaufgabe auserwählt, den Front-Line-Kompositionen ihre einzigartigen Stimmen zu leihen.
„Ich bin ein großer Fan von Front 242, und Covenant haben unsere Tour in Kanada eröffnet. Ich bin gespannt, wie die Stücke beim Publikum ankommen! Ich denke, beide Songs sind coole Club-Nummern. Vielleicht halten die Leute es für neue Tracks von Covenant oder Front 242… Ich finde es toll, wenn man die Leute noch überraschen kann“, freute sich Bill. „Ich wollte Jean-Luc schon auf dem letzten Album als Gastsänger haben, aber da machte uns das Label seines C-Tec-Nebenprojekts einen Strich durch die Rechnung. Aber als F 242 auf einer kleinen Tour ihre erste Show in Vancouver hatten, die Rhys, Chris und ich besuchten, da fragte ich Jean-Luc nach der Show persönlich, ob er Lust dazu hätte, und er mochte den Track, fühlte sich inspiriert. Darum geht es doch letztendlich. Um Inspiration!“ Wo wir denn auch schon bei den Inspirationen zum neuen Album wären – und da wird schnell deutlich, woher der raue, aggressive Sound herrührt … „Meine Scheidung verlief sehr dramatisch, da stauten sich bei mir viele Aggressionen an“, erklärt das FLA-Oberhaupt. „Wenn man sich in so einer Situation befindet, nimmt man einen ganz anderen Standpunkt zum Leben ein, zum Krieg, zu den Menschen, die Geld mit dir verdienen … Es hat mir vor Augen geführt, wie Menschen durch schlechte Beziehungen zerstört werden können. Das waren die Inspirationen für das neue Album. Es war eine Art Therapie für mich, durch all die Dinge zu gehen, etwas zurückzulassen, was man 20 Jahre versucht hat aufzubauen. Da war es gut, Freunde um mich zu haben. Mit Delerium hätte ich so etwas nicht verarbeiten können. Wenn man jung ist, macht man sich um nichts wirklich Gedanken, aber wenn man älter wird, versucht man, einen Sinn zu finden in dem, was man tut.“ So bezieht sich denn der Albumtitel „Artificial Soldier“ auf Bill Leeb selbst.
„Es ist mein Kampf mit dem Leben. Andere Leute geben einfach auf, fangen zu trinken an, sehen keinen Sinn mehr im Leben, sind zu hart zu sich selbst. Das sind Themen, mit denen ich mich gerade befasst habe. Ich bin kein Soldat, der in einem echten Krieg kämpft. Zum Glück habe ich die Musik, durch die ich mich ausdrücken kann. Ich habe Freunde, kann auf Tour gehen, will mich nicht selbst isolieren. Das ist alles enorm wichtig für mein Seelenheil.“ 
Sowohl mit Delerium als auch mit Front Line Assembly (sowie weiteren mehr oder weniger zeitweiligen Projekten) haben Rhys Fulber und Bill Leeb immer wieder bewiesen, in welch weitem Feld der elektronischen Musikproduktion sie erfolgreich tätig sind. Vor allem mit Delerium waren sie auf verschiedenen Soundtracks vertreten. Für den 1999 produzierten Mystery-Thriller “Convergence” steuerten sie gleich acht Tracks ("Aftermath", "Otherworld", "Inside the Chamber", "Lost Passion", "Strangeways", "Stone Tower", "Temple of Light", "Untitled") bei, ihre Hits „Enchanted“ und „Silence“ wurden gleich in mehreren Filmen und Serien verwendet.
2012 steuerten Front Line Assembly den Soundtrack zum Online-Strategie-Spiel „AirMech“ bei.

Discographie (Auswahl): 
Delerium: 
1988: Faces, Forms and Illusions
1989: Morpheus
1990: Syrophenikan
1991: Stone Tower
1991: Euphoric (EP)
1991: Spiritual Archives
1994: Spheres
1994: Semantic Spaces
1994: Spheres II
1997: Karma
2000: Poem
2003: Chimera
2006: Nuages du monde
2010: Voice: An Acoustic Collection
2012: Music Box Opera
Front Line Assembly: 
1987: The Initial Command
1988: State of Mind
1988: Corrosion
1989: Gashed Senses & Crossfire
1990: Caustic Grip
1992: Tactical Neural Implant
1994: Millennium
1995: Hard Wired
1997: FLAvour of the Weak
1999: Implode
2001: Epitaph
2004: Civilization
2006: Artificial Soldier
2007: Fallout
2010: Improvised Electronic Device
2012: AirMech
2013: Echogenetic

Synaesthesia:
1995: Desideratum
1995: Embody
1997: Ephemeral

Conjure One: 
2002: Conjure One
2005: Extraordinary Ways
2010: Exilarch

Noise Unit: 
1989: Grinding Into Emptiness
1990: Response Frequency
1992: Strategy Of Violence
1995: Decoder
1996: Drill
2005: Voyeur

Will: 
1991: Pearl Of Great Price
1992: World ° Flesh ° Stone

Intermix: 
1992: Intermix
1992: Phaze Two
1995: Future Primitives
Playlist:
01. Delerium - Inside The Chamber (Faces, Forms, And Illusions) - 06:19
02. Front Line Assembly - Testimony (State Of Mind) - 05:26
03. Delerium - Morpheus (Morpheus) - 04:54
04. Delerium - Prophecy (Syrophenikan) - 06:35
05. Noise Unit - Beneath The Surface (Response Frequency) - 04:10
06. Synaesthesia - New Horizons (Embody) - 10:30
07. Delerium - Window To Your Soul (Karma) - 09:25
08. Delerium - Amongst The Ruins (Poem) - 10:21
09. Delerium - Aftermath (Spiritual Archives) - 07:31
10. Synaesthesia - Nomads (Ephemeral) - 10:00
11. Conjure One - Premonition [Reprise] (Conjure One) - 03:15
12. Synaesthesia - Wasteland (Ephemeral) - 07:57
13. Delerium - Sorrow (Euphoric) - 08:35
14. Front Line Assembly - Lose (AirMech) - 06:22
15. Delerium - Colony (Spheres) - 12:03

Soundtrack Adventures #162 with BILL LEEB & RHYS FULBER @ Radio ZuSa 2015-05-03 by Dirk Hoffmann on Mixcloud

Playlist #151 vom 30.11.2014 - CHRISTOPHER NOLAN Special

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Seit seinem Langfilmdebüt „Following“ zählt der Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Christopher Nolan zu der jüngeren Generation von Filmemachern, die sich mit Aufsehen erregenden Independent-Filmen dafür qualifizieren, imposante Blockbuster-Produktionen zu verwirklichen. Nachdem Nolan bereits mit seinem zweiten Film „Memento“ (2000) seine Eintrittskarte nach Hollywood lösen konnte, hauchte er dem kränkelnden „Batman“-Franchise mit seiner „The Dark Knight“-Trilogie neues Leben ein und präsentiert nun mit dem Science-Fiction-Drama „Interstellar“ einmal mehr großes Kino.
Der am 30. Juli 1970 in London als Sohn einer britischen Mutter und eines amerikanischen Vaters geborene Christopher Nolan besitzt zwei Staatsbürgerschaften und wuchs während seiner Kindheit auch abwechselnd in beiden Ländern auf. Nolan begann sich früh, für das Filmemachen zu interessieren, drehte schon als Kind mit der Super-8-Kamera seines Vaters Kurzfilmchen, studierte nach der Schule aber zunächst Englische Literatur am University College of London. An der Film Society der UCLA machte er erste Erfahrungen mit dem 16mm-Format.
Nach seinem surrealistischen Kurzfilm „Tarantella“ (1989), der sogar im Fernsehen ausgestrahlt wurde, war der Kurzfilm „Doodlebug“ (1996) auf dem Cambridge Filmfestival zu sehen. Sein Langfilmdebüt feierte Nolan 1998 mit dem ganz in rauen Schwarz-Weiß-Tönen gedrehten Film-noir-Drama „Following“.
Im Mittelpunkt des Films steht der Einzelgänger Bill, der willkürlich fremde Menschen unter dem Vorwand, als Schriftsteller zu recherchieren, verfolgt, doch zunehmend wird Bill von voyeuristischer Neugier getrieben. Als er eines Tages von dem Einbrecher Cobb deshalb zur Rede gestellt wird, gehen die beiden eine ungewöhnliche Liaison ein: Bill beginnt Cobb bei seinen Raubzügen zu begleiten, denn Cobb geht es nicht allein darum, die Wohnungen auszurauben, sondern er genießt die Macht, in den persönlichen Dingen seiner Opfer zu stöbern und in ihr Leben einzudringen. Kompliziert wird die Sache für Bill, als er sich in die attraktive Geliebte einer Unterweltsgröße verliebt.
„Bereits in seinem Erstlingswerk zeigt sich die Vorliebe des Künstlers für verschachtelte Erzählstrukturen, düstere Atmosphäre und doppelbödige Geschichten. Perfekt beherrscht der Regisseur die Zeitmaschine Film, liefert eine spannende a-chronologische Erzählung und kunstvolle Montage ab, setzt stimmungsvoll auf klassische Schwarz-Weiss-Fotografie und verführt den Zuschauer konsequent zu eigenem Denken“, heißt es dazu auf film-zeit.de.
Noch verstörender präsentierte sich Nolans nächstes Werk „Memento“ (2000), in dem Guy Pierce den ehemaligen Versicherungsagenten Leonard Shelby spielt, der nach einem traumatischen Erlebnis sein Kurzzeitgedächtnis verlor: Er musste mit ansehen, wie seine Frau Catherine (Jorja Fox) vergewaltigt und anschließend ermordet wurde. An alles, was davor geschah, kann sich er erinnern, was danach auch passiert, vergisst Leonard spätestens nach 15 Minuten wieder, dann sind seine Erinnerungen gelöscht. Um überhaupt seinen Alltag zu organisieren, nimmt er Polaroid-Fotos auf und macht sich Notizen. Doch sein Leben dient nur noch einem Zweck. Er will Rache für seine geschändete Frau. In akribischer Kleinarbeit zeichnet er den Kriminalfall nach, denn die Polizei glaubt ihm nicht, dass es bei dem Überfall einen zweiten Täter gegeben hat, während er den anderen erschossen hat. Mit Hilfe des zwielichtigen Teddy (Joe Pantoliano) und der ebenso undurchschaubaren Kellnerin Natalie (Carrie-Ann Moss) versucht Leonard Licht ins Dunkel zu bringen. Die bedeutsamsten Fakten, die er mühsam gesammelt hat, ließ er sich auf den Körper tätowieren...
Nolan, der das Drehbuch nach einer Kurzgeschichte seines Bruders Jonathan schrieb, kümmert sich nicht um die Konventionen des kommerziellen Kinos. Er dreht die Zeitlinie einfach um. ‚Memento‘ beginnt mit dem Schluss und arbeitet sich ‚von hinten nach vorne voran‘ – in kleinen Etappen von fünf bis zehn Minuten. Parallel dazu verläuft eine zweite, in schwarz-weiß gehaltene Handlungsebene gradlinig nach vorn, um am Ende bei der Auflösung auf die Hauptebene zu treffen. Hört sich kompliziert an, ist es auch teilweise. Jedenfalls solange, bis man sich an Nolans extravagante Erzählstruktur gewöhnt hat“, begeistert sich filmstarts.de und hält „Memento“ für den „cleversten Film Noir der letzten Jahre“. 
Der nur 4,5 Millionen Dollar teure Film startete seinen Siegeszug bei seiner Premiere beim Sundance Filmfestival, stieg nach acht Wochen Spielzeit in die Top 10 ein und hatte nach 23 Wochen in den Top 30 eindrucksvolle 26 Millionen Dollar eingespielt.
Nach diesem imponierenden Clou war der Weg für Nolan geebnet, auch mit echten Stars zu arbeiten. Für das 2002 inszenierte Remake „Insomnia“ des gleichnamigen Thrillers des Norwegers Erik Skjoldbjaerg aus dem Jahre 1997 vereinte Nolan die drei Oscar-Preisträger Al Pacino, Robin Williams und Hilary Swank vor der Kamera.
Pacino ist dabei in der Rolle der Cop-Legende Will Dormer zu sehen, der in der Einöde Alaskas der unerfahrenen Polizistin Ellie Burr (Hilary Swank) bei der Aufklärung des Mordes an einer 17-jährigen Schülerin zu helfen. Allerdings hat er mit seinem Partner Hap Eckhart (Martin Donovan) jemanden an der Seite, der mit der Abteilung für Innere Angelegenheiten einen Deal abschließen will, der Dormer wegen eines Fehlverhaltens die Karriere kosten würde, während Eckhart selbst seine Haut retten könnte. Als die beiden Ermittler dem Täter auf die Spur kommen und im Nebel stellen wollen, kommt es zur Katastrophe, aus der sich Dormer mit einer Lüge zu retten versucht. Doch der Krimi-Autor Walter Finch (Robin Williams) kennt den wahren Ablauf der Ereignisse und will mit Dormer einen Handel eingehen …
Pacino torkelt begnadet pointiert durch die Szenerie, jedoch zu lange alleine. Denn ‚Insomnia‘ hätte großartig sein können, wenn Robin Williams früher ins Spiel gekommen wäre. Das ist aber erst nach fast der Hälfte der Fall, wodurch die Begegnungen der beiden Kontrahenten etwas zu kurz kommen. Immerhin sind diese Szenen des psychologischen Seilziehens wirklich eindringlich und im unverzichtbaren Showdown um die obligaten Actionelemente ergänzt. Enorm versiert spielt Williams bis dahin gegen sein Weichwäscherimage an gibt sich mit Pacino auf gleicher künstlerischer Höhe. Über melancholischen Stimmungen und eleganter Fotografie hätte ‚Insomnia‘ letztlich die Spannungskurve straffen sollen. Aber auch so ist Christopher Nolans erst dritter Film ein reifes Werk“, befindet Flemming Schock in seiner Rezension auf filmspiegel.de.
Auch wenn „Insomnia“ nicht den Aha-Effekt der beiden Vorgänger hervorrief, riss sich Hollywood fortan um das Wunderkind Nolan. Ihm wurde die Herkules-Aufgabe zugesprochen, den dahinsiechenden Batman-Mythos, der durch die bislang letzten Verfilmungen zu einem harmlosen Pop-Spektakel verkommen war, mit neuem Leben zu füllen.
Dies gelang ihm 2005 bereits mit „Batman Begins“, einem Film, der rekapituliert, wie Bruce Wayne (Christian Bale) dazu gekommen ist, im Fledermauskostüm für die Gerechtigkeit in seiner korrupten Heimatstadt Gotham City zu kämpfen. Nachdem er als Kind den Mord an seinen wohlhabenden Eltern mitansehen musste, sucht der Millionenerbe Wayne weiterhin nach Antworten und landet schließlich im tibetischen Tempel von Ra’s Al Ghul (Ken Watanabe), wo er von dem mysteriösen Lehrmeister Henri Ducard (Liam Neeson) ausgebildet wird. Statt sich jedoch auf den blutigen Pfad der Schattenkrieger zu begeben, kehrt Wayne nach Gotham zurück und beginnt, das Verbrechen in der Stadt im Fledermauskostüm und mit Hilfe von High-Tech-Waffen aus der Rüstungsfirma seines Vaters zu bekämpfen. Dabei steht ihm der aufrechte Cop Jim Gordon (Gary Oldman) zur Seite. Mit dem Unterweltboss Carmine Falcone (Tom Wilkinson) und dem Super-Schurken Scarecrow (Cillian Murphy) haben Batman und Gordon gleich zwei harte Nüsse zu knacken …
Nolan verwendet viel Zeit darauf, die leitmotivische Angst zu etablieren, die Bruce Wayne gefangen hält, seit er den Mord an seinen Eltern mitansehen musste. Doch die Mixtur aus sorgsam inszenierten Initiationsriten, dem esoterisch-therapeutischen Vokabular und der rationalen Action-Ästhetik wurde von der Kritik durchaus gespalten aufgenommen.
Während vor allem Christian Bale („American Psycho“, „Equilibrium“) glaubhaft alle Facetten seiner Rolle abdeckt und sich das Drehbuch von Nolan und David S. Goyer („Blade“, „Dark City“) originell an den Comic-Vorlagen orientiert, konnte der Film als Ganzes nur die wenigsten Kritiker überzeugen.
„Spürbar ist, wie sehr Nolan und Goyer um ein ernsthaftes Psychogramm ihrer Figur und einen harten Realismus gekämpft haben. Design und Ausstattung des Films wirken düster und verwittert, Gotham City erscheint als postkapitalistische Hölle, in der es nur Elend, Luxus und Verbrechen gibt. Am Ende bekommt es Batman erneut mit der Ninja-Sekte zu tun, die den Sündenpfuhl Gotham vernichten will. Eine idealistische Terrorgruppe, die der westlichen Dekadenz den Kampf ansagt, das ist durchaus zeitgemäß. Auch eine leise Kritik am radikalen Spiel der neoliberalen Kräfte zieht sich durch den Film, zum Beispiel wenn Rutger Hauer schön eiskalt als Shareholder-freundlicher Boss des Wayne-Imperiums auftritt. Am Ende freilich versinkt alles in einem abstrusen Finale aus Bombast, Lärm und Getöse“, resümiert Andreas Borcholte auf spiegel.de
„Batman Begins“ war die erste Zusammenarbeit zwischen Christopher Nolan und dem Star-Komponisten Hans Zimmer, der sich für den Score zu „Batman Begins“ noch die Unterstützung seines ebenfalls prominenten Freundes und Kollegen James Newton Howard holte.
„James und ich haben seit einer Ewigkeit davon gesprochen, mal etwas zusammen zu machen. Das hat bislang nie geklappt, weil immer einer von uns gerade mit einem Film beschäftigt gewesen ist – das Timing hat nie gepasst. Als ‚Batman Begins‘ anstand, sprach Chris [Nolan] mit mir ausführlich über den Film und über die Dualität des Charakters, aber das war zu einer Zeit in meinem Leben, als ich wirklich keinen großen Orchestral-Score produzieren wollte, da ich schon einige gemacht hatte und lieber einige schräge, elektronische Sachen geplant hatte. Aber ich wusste, dass er auch das große orchestrale Ding benötigte. Schließlich geht es immer noch darum, dass Bruce Wayne dem Tag gehört und Batman der Nacht, also handelt es sich um eine gespaltene Persönlichkeit. Irgendwann fragte ich Chris: ‚Hast du etwas dagegen, wenn ich meinen Freund James einlade und wir es zusammen angehen?‘ Es ist nicht so, dass wir Themen oder Ähnliches aufgeteilt hätten“, gab Hans Zimmerign.com zu Protokoll. „Wir arbeiteten tatsächlich an jedem Cue gemeinsam. Ich meine, es gibt keinen einzigen Cue, der nicht von uns beiden stammt.“
Bevor Christopher Nolan mit Hans Zimmer und James Newton Howard mit „The Dark Knight“ die Fortsetzung inszenierte, schob er mit 2006 das Thriller-Drama „Prestige – Die Meister der Magie“ nach, bei dem er wieder mit David Julyan kollaborierte, der vor „Batman Begins“ alle Filme von Nolan vertont hatte. Die Leinwandadaption von Christopher Priests gleichnamigen Roman erzählt von dem unerbittlichen Konkurrenzkampf zwischen den beiden aufstrebenden Zauberkünstlern Robert Angier (Hugh Jackman) und Alfred Borden (Christian Bale) am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Auseinandersetzung fordert mit Angiers Frau Julia (Piper Parabo) bald ein erstes Todesopfer, die als Assistentin bei einem von Bordens waghalsigen Tricks auf der Bühne ums Leben kommt.
Nolan ist der Faszination für die modernen Maschinen, die die aufkommende Industrialisierung hervorbrachte, erlegen. Denn auch er ist ein Illusionist, ein brillanter Blender und Trickser. Ihn interessiert die Mechanik der Illusion, so wie er über seine vertrackten, teilweise doppelt verschraubten Flashback-Erzählungen und rückläufigen Handlungsstränge auch die Ordnungslogik konventioneller Erzählweisen offen legt. Nolan will beides, die Illusion und ihre Rationalisierung. Darum hat es Sinn, dass ‚Prestige‘ in jenem historischen Augenblick spielt, in dem das naive Staunen der Faktizität der modernen Wissenschaften weichen musste“, schwärmt Andreas Busche auf taz.de. „Das Tolle an ‚Prestige‘ ist, dass die Mechanik von Nolans Illusion genauso fasziniert wie die Illusion selbst. Sie mag fragil sein wie einer von Méliès durch Dutzende von Klebestellen zusammengehaltener Filmstreifen, aber am Ende geht der Trick immer auf unsere Kosten.“ 
2008 geht Christopher Nolan mit bewährtem Team in die zweite Runde seiner „The Dark Knight“-Trilogie. Diesmal bekommt es Batman mit einem besonders niederträchtigen Schurken in Gotham zu tun.
Der Joker (Heath Ledger) setzt mit brillantem Verstand und grotesk geschminktem Gesicht alles daran, Batmans (Christian Bale) Revier ins Chaos zu stürzen. Dem nihilistischen Clown geht es nicht um Reichtümer oder Macht, er will Anarchie. Und er möchte, dass Gothams Bewohner tatkräftig dabei mithelfen. Deswegen hat er es auf Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhardt) abgesehen, einen strahlenden Helden, dessen tadellose Gesinnung der Joker ihm auszutreiben versucht. Dent arbeitet mit Batman und Lieutenant Gordon (Gary Oldman) an einem Plan, die Straßen von Gotham endgültig vom Abschaum zu befreien. Darüber hinaus ist Dent auch Bruce Waynes größte Hoffnung, sein Alter Ego Batman endlich hinter sich lassen und ein normales Leben mit seiner Angebeteten Rachel Dawes (Maggie Gyllenhaal) führen zu können. Der Joker aber wird diese Hoffnungen platzen lassen. Sein perfides Spiel führt dazu, dass bald Harvey und Rachel in Lebensgefahr schweben...
„So ist denn ‚The Dark Knight‘ ein potenter Blockbuster mit spektakulären Action-Einlagen und tollen Effekten – und zugleich ein Autorenfilm, der sich trotz allen Comic-Späßen so ernsthaft mit individueller Ethik und gesellschaftlicher Moral, Recht und Gerechtigkeit, Terror und Antiterror, Wahrheit und Mythos auseinandersetzt wie kaum eine zweite Hollywoodproduktion der letzten Jahre“, meint Michael Bodmer auf nzz.ch.
„The Dark Knight“ spielte nicht nur weltweit mehr als eine Billion Dollar an den Kinokassen ein, sondern wurde auch mit acht Oscar-Nominierungen bedacht. Je eine Trophäe ging letztlich an das Sound Editing von Richard King und posthum an Joker-Darsteller Heath Ledger als bester Nebendarsteller.
Für seinen Science-Fiction-Thriller „Inception“ schrieb Christopher Nolan selbst das Drehbuch und griff auf sein bewährtes Team mit Wally Pfister als Kameramann, Lee Smith als Cutter und Hans Zimmer als Komponist zurück. Und auch vor der Kamera sind einige bekannte Gesichter aus früheren Nolan-Filmen wiederzusehen.
Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist der beste Extraktor, den man bekommen kann. In den Träumen seiner Opfer fahndet er nach Wirtschaftsgeheimnissen, um sie dann gewinnträchtig weiterzuverkaufen. Das Problem: Seine riskanten Methoden haben ihn auf die Abschussliste diverser Konzerne gebracht, sodass er sich nirgendwo mehr sicher wähnen kann. Die Heimkehr in die USA bleibt ihm verwehrt, wo seine kleinen Kinder auf ihn warten. Der Großindustrielle Saito (Ken Watanabe) heuert Cobb für einen letzten Job an - einen, der ihm den lang ersehnten Weg nach Hause ebnen könnte, sollte er Erfolg haben. Bloß, diesmal ist auch die Aufgabe ungleich schwieriger. Cobb und sein Dreamteam sollen keine Idee stehlen, sondern eine im Unbewussten eines Konzern-Erben (Cillian Murphy) einpflanzen, dessen Unternehmen zur Gefahr für Saito geworden ist. Akribisch bereiten sich Cobb und seine Mannschaft auf den Zugriff vor, doch eine Variable bleibt unkalkulierbar: Das psychische Echo von Cobbs toter Ehefrau (Marion Cotillard)...
„Nimmt sich die Handlungsstruktur von ‚Inception‘ durchaus komplex aus, so zeichnet sich seine Dramaturgie durch klassische Elemente aus. Dazu gehört etwa, dass trotz sorgfältiger Planung in der Ausführung etwas schief läuft, was das ganze Unternehmen in Gefahr bringt. Noch mehr Gefahr geht allerdings von einem ebenfalls klassischen Aspekt aus: Der Held birgt ein Geheimnis in sich, das sich als der stärkste Feind herausstellen wird. Dass‚Inception‘ visuell und dramaturgisch immer wieder an etliche Filme erinnert, spricht in keiner Weise gegen seine Originalität. Denn Regisseur Christopher Nolan verknüpft all diese Elemente auf höchst eigenwillige Art und Weise miteinander, so dass das Ergebnis absolut eigenständig ist“, urteilt José García auf textezumfilm.de.
Und Carsten Baumgart schwärmt auf filmstarts.de: „Christopher Nolans surreales Meisterwerk ‚Inception‘ ist eine virtuose Symbiose aus Kunst und Kommerz in bombastischen Dimensionen, die den Zuschauer mit purer handwerklicher Perfektion attackiert. Eines ist jedoch glasklar: Wer sich nicht auf den Zelluloid-Irrgarten von ‚Inception‘ einlässt, sitzt definitiv im falschen Film. Wem dieser Eintritt in eine fremde Welt hingegen gelingt, der wird mit dem originellsten und komplexesten Stück Big-Budget-Kino der vergangenen Jahre entlohnt und setzt mit dem Kauf einer Kinokarte ein deutliches Zeichen gegen die Blockbuster-Gleichmacherei Hollywoods.“
Der 160 Millionen Dollar teure Film spielte weltweit über 825 Millionen Dollar ein und erhielt vier Oscars (u.a. für die Kameraarbeit, die Visuellen Effekte und das Sound Editing) von doppelt so vielen Nominierungen.
2012 brachte Christopher Nolan mit „The Dark Knight Rises“ seine „Batman“-Frischzellen-Kur zu Ende. Nach acht Jahren wird Batman (Christian Bale) aus seinem selbst erwählten Exil geholt, nachdem er sich für Harvey Dents (Aaron Eckhart) Tod verantwortlich gefühlt hatte. Immerhin ging der Plan von Bruce Wayne (Christian Bale) und Commissioner Gordon (Gary Oldman) auf, die Kriminalität in Gotham einzudämmen und das organisierte Verbrechen auszurotten. Doch mit der mysteriösen Selina Kyle (Anne Hathaway), die als Catwoman nachts ihr Unwesen treibt, und mit dem maskierten Knochenbrecher Bane (Tom Hardy) brechen wieder düstere Zeiten in Gotham an. „Anstatt Dynamik zu erzeugen, häuft der Film Szenen an und verliert sich immer wieder in Nebenplots. Die Erzählung drängt beständig auf Bedeutsamkeit“, meint Dominik Kamalzadeh auf derstandard.at. „Nolans Finale der Trilogie versucht viel zu angestrengt, All- inclusive-Kino zu bieten: Er glaubt daher, jeden schattigen Winkel der Fledermaushöhle mit Relevanz füllen zu müssen. Daraus ist eine überlange Kraftanstrengung geworden, vor der man kapituliert.“
2013 entwickelte Christopher Nolan zusammen mit David S. Goyer die Geschichte für das „Superman“-Reboot „Man Of Steel“, das er auch produzierte, die Regie übernahm allerdings Zack Snyder („300“).
Nun kehrt er mit dem Science-Fiction-Drama „Interstellar“ wieder auf den Regiestuhl zurück.
Was Wissenschaftler, Politiker und Aktivisten seit Jahrzehnten prophezeien, ist eingetreten: Die Menschheit steht kurz davor, an einer globalen Nahrungsknappheit zu Grunde zu gehen. Die einzige Hoffnung der Weltbevölkerung besteht in einem von der US-Regierung finanzierten Projekt eines findigen Wissenschaftlers (Michael Caine), dem Kip Thornes Theorie der Wurmlöcher zugrunde liegt. Der Plan sieht vor, eine Expedition in ein anderes Sternensystem zu starten, wo bewohnbare Planeten, Rohstoffe und vor allem Leben vermutet werden. Der Wissenschaftler Cooper (Matthew McConaughey) und die Astronautin Brand (Anne Hathaway) bilden die Besatzung, die sich auf eine Reise ins Ungewisse begibt. Wurmlöcher sind so gut wie unerforscht und niemand kann mit Sicherheit sagen, was die Crew auf der anderen Seite erwartet. Ebenso ist unsicher, ob und wann Cooper und Brand wieder auf die Erde zurückkehren. Zuhause wartet Coopers kleine Tochter Murph (Mackenzie Foy), die das Shuttle mit ihrem Vater davonfliegen sah…
Wie zuvor bei der „The Dark Knight“-Trilogie, „Inception“ und „Man Of Steel“ ist es erneut Hans Zimmer gewesen, der den Score zu „Interstellar“ komponierte. Zwar ist es eine bekannte Tatsache, dass Christopher Nolan höchste Sicherheitsvorkehrungen walten lässt, was die Umsetzung seiner Projekte angeht, aber interessant ist auch die Art und Weise, wie er mit Zimmer zusammenarbeitet. Als Vorbereitung zu seiner Arbeit ließ Nolan dem Komponisten nämlich nicht das Drehbuch zukommen, sondern nur einen sehr persönlichen Text: “Die eine Seite, die Chris an diesem Tag für mich schrieb, hatte eigenartigerweise kaum etwas mit dem Film zu tun. Es war ein sehr persönlicher Text, der eher auf meine eigene Geschichte abzielte. Er weiß, wie er mich berühren kann“, erklärte der gebürtige Hesse in einem Interview.

Filmographie: 
1997: Doodlebug (Kurzfilm)
1998: Following
2000: Memento
2002: Insomnia – Schlaflos (Insomnia)
2005: Batman Begins
2006: Prestige – Die Meister der Magie (The Prestige)
2008: The Dark Knight
2010: Inception
2012: The Dark Knight Rises
2013: Man Of Steel (Story, Produktion)
2013: Transcendence (Produktion)
2014: Interstellar

Playlist: 
01. Hans Zimmer - Stay (Interstellar) - 06:52
02. David Julyan - Confessions (Following) - 03:45
03. Thievery Corporation - Focus On Sight (Memento) - 03:40
04. David Julyan - How Can I Heal? (Memento) - 05:16
05. Monc - Stone (Memento) - 03:16
06. David Julyan - Call To Hap's Widow (Insomnia) - 03:30
07. Peace Orchestra - Who Am I (Memento) - 04:22
08. Hans Zimmer - Detach (Interstellar) - 06:42
09. David Julyan - Closing Titles (Insomnia) - 04:05
10. Hans Zimmer & James Newton Howard - Masks/Rebuilding/Never Have To (Batman Begins) - 05:04
11. Hans Zimmer & James Newton Howard - Fatefull Night (Batman Begins) - 02:49
12. David Julyan - The Price Of A Good Trick (The Prestige) - 05:08
13. Hans Zimmer & James Newton Howard - Harvey Two Face (The Dark Knight) - 06:18
14. Hans Zimmer & James Newton Howard - Why So Serious? [The Crystal Method Remix] (The Dark Knight) - 05:32
15. Hans Zimmer - En Route (Inception) - 03:30
16. Hans Zimmer - To The Complex (Inception) - 03:24
17. Hans Zimmer - Dust (Interstellar) - 05:41
18. Hans Zimmer - Nothing Out There For Me (The Dark Knight Rises) - 03:08
19. Hans Zimmer - This Is Clark Kent (Man Of Steel) - 03:36
20. Hans Zimmer - Gordon To Foley (The Dark Knight Rises) - 03:50
21. Mychael Danna - Why Did You Lose Faith? (Transcendence) - 04:58
22. Hans Zimmer - I Have So Many Questions (Man Of Steel) - 03:21
23. Hans Zimmer - Instrument Of Your Liberation (The Dark Knight Rises) – 07:09
24. Hans Zimmer - Where We're Going (Interstellar) - 07:41

Playlist #163 vom 17.05.2015 - SEAN PENN Special

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Sean Penn zählt nicht nur zu einem der bekanntesten Vertreter des Method Acting, mit seiner akribischen Vorbereitung auf seine Rollen ist er zu einem der prominentesten Darsteller in Hollywood avanciert und hat sich längst auch als Regisseur einen Namen gemacht. Nachdem er in den vergangenen Jahren eher in kleineren Rollen zu sehen war, kehrt er nun in „The Gunman“ mit einer sehr physisch präsenten Hauptrolle auf die Leinwand zurück.
Als Sohn von Regisseur Leo Penn und Schauspielerin Eileen Ryan war der Weg von Sean Penn ins Filmgeschäft bereits vorgezeichnet. Ebenso wie sein jüngerer, am 24.01.2006 verstorbene Bruder Chris zog es Sean Penn zur Schauspielerei, während sein älterer Bruder Michael Musiker wurde. Schon in seiner Jugend drehte Sean Penn mit seinem Bruder Chris und den Freunden Charlie Sheen, Emilio Estevez und Rob Lowe zahlreiche Super-8-Kurzfilme, ehe er nach der High School Schauspielunterricht nahm und nebenbei am Group Repertory Theatre in Los Angeles als Laufbursche und Assistent arbeitete.
Kaum hatte er sein Schauspiel-Debüt am Broadway in dem Stück „Heartland“ absolviert, wurde Hollywood auf den talentierten Darsteller aufmerksam. In seinem Kinodebüt „Die Kadetten von Bunker Hill“ (1981) stand er neben Tom Cruise vor der Kamera. Es folgten die Highschool-Komödie „Ich glaub‘, ich steh im Wald“ und Dennis Hoppers sozialkritischer Copthriller „Colors – Farben der Gewalt“, bevor er mit Filmen wie „Carlito’s Way“ und „Dead Man Walking“ den Durchbruch schaffte und seine ersten Golden-Globe- bzw. Oscar-Nominierungen erhielt.
Weitere Academy-Awards-Nominierungen brachten ihm seine Darstellungen in Woody Allens Komödie „Sweet and Lowdown“ und Nick Cassavetes‘ Behinderten-Drama „Ich bin Sam“ ein.
1991 feierte Penn mit „Indian Runner“ sein Regiedebüt. Der Film erzählt die Geschichte des ordnungsliebenden, gesetzestreuen Kleinstadt-Sheriffs Joe Roberts (David Morse), der schwer damit zu kämpfen hat, einen Kriminellen in Notwehr erschossen zu haben. Sein aus Vietnam zurückgekehrter Bruder Frank (Viggo Mortensen) gerät dagegen immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt und kehrt nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis seiner Heimatstadt den Rücken. Erst nach dem Selbstmord seines Vaters wird er von Joe und dessen Frau Maria im Elternhaus aufgenommen, doch dann bricht Franks jähzorniges Temperament durch.
Obwohl stark mit David Morse, Patricia Arquette, Viggo Mortensen und Dennis Hopper besetzt, konnte das ruhig erzählte Drama Publikum und Kritik nicht gänzlich überzeugen.
Penn zeigt ein in Hollywood wenig porträtiertes Amerika fernab aller Bilderbuchvorstädte. So erinnert ,Indian Runner' an das englische Arbeiterkino der Sechziger Jahre und etabliert einen tristen Handlungsort, den der American Dream nie erreicht hat. Die stärksten Momente des Films setzen sich damit auseinander, doch insgesamt weiß der Film zu wenig mit seinem Sujet anzufangen, bleibt ein bisschen schwammig und läuft zu sehr am Zuschauer vorbei“, meint filmsucht.org.
1995 folgte mit „Crossing Guard – Es geschah auf offener Straße“Sean Penns zweite Regiearbeit, in der Jack Nicholson als rachsüchtiger Säufer Freddy Gale überzeugt, der nach dem Unfalltod seiner Tochter darauf wartet, dass der verantwortliche Fahrer John Booth (David Morse) aus dem Gefängnis entlassen wird. Als es endlich so weit ist, bringt es Freddy aber nicht über sich, Booth zu töten, und lässt sich auf einen merkwürdigen Deal ein, den Booth ihm vorschlägt.
Sean Penns Inszenierung ist nicht immer fulminant. Die schnitttechnische Gegenüberstellung von Stripclub und Trauergeschichten - recht offensichtlicher Symbolismus für den Verfall der Moral - ist etwas dick aufgetragen, doch der Film kratzt immer dann an Brillanz, wenn Jack Nicholson und David Morse agieren. Beide liefern unglaublich intensive Darstellungen ab, die derart mitreißend sind, dass man einerseits dem einen, andererseits dem anderen ein Happy End wünscht. Und dennoch weiß man, dass es für keinen eines geben kann. Das Finale ist grandios, erweist John Booth seinem Verfolger Freddy doch das vielleicht größte Geschenk, das er ihm machen könnte: Er führt ihn an einen Ort, an dem er endlich trauern kann“, heißt es bei movieman.de.
Mit Jack Nicholson arbeitete Sean Penn auch bei seinem dritten Film zusammen. Nach „Crossing Guard“ waren beide auf der Suche nach dem passenden Projekt und stießen auf Friedrich Dürrenmatts Krimi-Drama „Das Versprechen“ aus dem Jahre 1958, das bereits mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe erfolgreich verfilmt wurde. Penn verlegte die Geschichte in die USA und besetzte Nicholson in der Rolle des kurz vor der Pensionierung stehenden Detectives Jerry Black, der den Fall eines sexuell missbrauchten und bestialisch ermordeten Mädchens aufzuklären hat. Er verspricht der Mutter des ermordeten Mädchens, den Täter zu fassen, doch als der vermeintliche Mörder verhaftet wird, ist Jerry nach wie vor davon überzeugt, dass der wahre Täter sich noch irgendwo da draußen herumtreibt und bereits sein nächstes Opfer sucht. Black plant eine riskante Falle und bringt damit das Leben eines weiteren Mädchens in Gefahr.
„Das Beste an diesem ungewöhnlichen, in vieler Hinsicht aus dem Rahmen fallenden Film sind aber die atemberaubenden, alptraumhaften Bilder, die Penn gelingen. Oft ganz nah auch an den toten Dingen, manchmal ganz aus der Distanz: Etwa wie Nicholson durch hunderte von Truthähnen schreitet, wie er dort im riesigen Stall die Todesnachricht überbringt – gefilmt in der Totale. Oder später, wie er im Wald wartet, voller Gewißheit: Irgendwo draußen ist er. Der Mörder. Dem Zuschauer wird die letzte Sicherheit vorenthalten. Aber der Raum, erfahren wir hier, Schicksal und Reichtum Amerikas, ist auch Bedrohung. Und die Welt ist eine Hölle“, urteilt Rüdiger Suchsland in seiner Rezension auf artechock.de.
Davor war Penn in starken Hauptrollen zu sehen, so in Oliver Stones"U-Turn", David Finchers"The Game" (beide 1997) und in Terrence Malicks Kriegsdrama "Der schmale Grat" (1998).
Nachdem Penn den amerikanischen Part zum Episodenfilm „11‘09“01 – September 11“ beigesteuert hatte, adaptierte er 2007 das biografische Drama „Into The Wild“ von Jon Krakauer. Es erzählt die wahre Geschichte des erfolgreichen Hochschulabsolventen Christopher McCandless (Emile Hirsch), der im Sommer 1990 seine Ersparnisse der Wohlfahrt spendet, sich von seinen gut situierten Eltern (William Hurt und Marcia Gay Harden) lossagt und durch die Vereinigten Staaten reist, auf der Suche nach sich selbst, wobei er die unterschiedlichsten Gebiete und Menschen kennenlernt.
„Regisseur Penn inszeniert seine epische Geschichte mit feinem Händchen und entfacht einen wahren poetischen Rausch an atemberaubenden Bildertableaus, die mit bewegenden Folksongs von Pearl-Jam-Frontmann Eddie Vedder unterlegt sind – eindeutig die größte Stärke und Motors des Films, der mit 140 Minuten eine beachtliche Länge aufweist. ‚Into The Wild‘ ist pure Poesie“, findet Carsten Baumgardt auf filmstarts.de.
Danach überzeugte Sean Penn als Hauptdarsteller in Gus Van Sants Drama „Milk“ (2008). Nach seinem ersten Oscar für seine Leistung in Clint Eastwoods Drama „Mystic River“ (2004) erhielt er für seine Hauptrolle des homosexuellen Harvey Milk seinen zweiten Academy Award. Es folgten so unterschiedliche Filme wie Doug Limans Thriller-Drama „Fair Game“ (2010), Terrence Malicks spirituelles Epos „The Tree of Life“ (2011) und Paolo Sorrentinos unkonventionelles Road Movie „Cheyenne – This Must Be the Place“, in dem Penn einen alternden Rock-Star spielt, der das Lebenswerk seines Vaters beenden und den vergreisten Schänder finden will, der seinem Vater in Ausschwitz das Leben zur Hölle gemacht hatte.
Zuletzt war Penn 2013 mit kleineren Rollen in „Gangster Squad“ und „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ zu sehen. Nun kehrt er als ehemaliger Special-Forces-Angehöriger Jim Terrier in Pierre Morels Action-Thriller „The Gunman“ auf die Leinwand zurück. Nachdem Terrier mit seiner Elite-Einheit 2006 in der Demokratischen Republik Kongo ein tödliches Attentat auf den einheimischen Bergbauminister verübt hatte, beendete Terrier seinen Dienst und muss acht Jahre später feststellen, dass jemand systematisch Jagd auf die Mitglieder seiner früheren Truppe macht.
Der an sich öffentlichkeitsscheue Penn zog in den 1980er Jahren extra von Los Angeles nach San Francisco, damit seine zwei Kinder fernab vom Hollywood-Trubel aufwachsen konnten, doch die Heirat mit Pop-Star Madonna bescherte ihm ab 1985 wieder verstärktes Medieninteresse. Er blieb aus Protest gegen die Filmindustrie sogar jahrelang den Oscar-Verleihungen fern, bis er sich 2004 von Regisseur Clint Eastwood erweichen ließ und bei seiner vierten Nominierung erstmals den Feierlichkeiten beiwohnte und gleich seinen ersten Academy Award in Empfang nehmen durfte. Nachdem die Ehe mit Madonna, die ihrem Mann das Album „True Blue“ widmete, 1989 wieder geschieden wurde, war er von 1996 bis 2010 mit der Schauspielerin Robin Wright verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Seit Januar 2014 ist er mit der südafrikanischen Schauspielerin Charlize Theron liiert.

Filmographie:
1974: Unsere kleine Farm (Little House on the Prairie, Fernsehserie, Folge "Eine Glocke für Walnut Grove")
1979: Barnaby Jones (Fernsehserie)
1981: Hellingers Gesetz (Hellinger’s Law, Fernsehfilm)
1981: Randys Tod (The Killing of Randy Webster, Fernsehfilm)
1981: Die Kadetten von Bunker Hill (Taps)
1982: Ich glaub’, ich steh’ im Wald (Fast Times at Ridgemont High)
1983: Summerspell (Biografie)
1983: Bad Boys – Klein und gefährlich (Bad Boys)
1984: Crackers – Durch die Mauer führt der Weg / Fünf Gauner machen Bruch (Crackers)
1984: Die Zeit verrinnt, die Navy ruft (Racing with the Moon)
1985: Der Falke und der Schneemann (The Falcon and the Snowman)
1986: Auf kurze Distanz (At Close Range)
1986: Shanghai Surprise
1988: Cool Blue
1988: Colors – Farben der Gewalt (Colors)
1988: Ein Richter für Berlin (Judgment in Berlin)
1989: Die Verdammten des Krieges (Casualties of War)
1989: Wir sind keine Engel (We’re No Angels)
1990: Im Vorhof der Hölle (State of Grace)
1991: Indian Runner (The Indian Runner) (Regie)
1992: Cruise Control (Kurzfilm)
1993: Carlito’s Way
1995: Crossing Guard – Es geschah auf offener Straße (The Crossing Guard) (Regie)
1995: Dead Man Walking – Sein letzter Gang (Dead Man Walking)
1997: Mißbrauchte Liebe (Loved)
1997: Alles aus Liebe (She’s So Lovely)
1997: U-Turn – Kein Weg zurück (U-Turn)
1997: The Game – Das Geschenk seines Lebens (The Game)
1997: Ellen (Fernsehserie)
1997: Hugo Pool / Pool Girl
1998: Hurlyburly
1998: Der schmale Grat (The Thin Red Line)
1999: Being John Malkovich
1999: Sweet and Lowdown
2000: Die Villa (Up at the Villa)
2000: Bevor es Nacht wird (Before Night Falls)
2000: Das Gewicht des Wassers (The Weight of Water)
2000: The Beaver Trilogy (Dokumentarfilm)
2001: Friends (Fernsehserie, 2 Folgen)
2001: Das Versprechen (The Pledge) (Regie)
2001: Ich bin Sam (I am Sam)
2002: 11'09"01 – September 11 (Episode – Teil USA) (Regie)
2003: It’s All About Love
2003: Pauly Shore is Dead
2003: Mystic River
2003: 21 Gramm (21 Grams)
2004: Viva la Bam (Fernsehserie, Folge 3x03)
2004: Attentat auf Richard Nixon (The Assassination of Richard Nixon)
2004: Two and a Half Men (Fernsehserie, Folge 2x01)
2005: Die Dolmetscherin (The Interpreter)
2006: Das Spiel der Macht (All The King’s Men)
2007: Persepolis (Stimme)
2007: Into the Wild (Regie)
2008: Inside Hollywood (What Just Happened?)
2008: Milk
2010: Fair Game – Nichts ist gefährlicher als die Wahrheit (Fair Game)
2011: The Tree of Life
2011: Cheyenne – This Must Be the Place (This Must Be the Place)
2013: Gangster Squad
2013: Das erstaunliche Leben des Walter Mitty (The Secret Life of Walter Mitty)
2015: The Gunman
Playlist:
01. Theodore Shapiro - Eyjafjallajökull (The Secret Life of Walter Mitty) - 04:00
02. Bill Conti - Reunion (Bad Boys) - 03:00
03. Pat Metheny Group - Chris (The Falcon and the Snowman) - 03:16
04. Ennio Morricone - Hell's Kitchen (State of Grace) - 03:08
05. Ennio Morricone - Old Family Souvenirs (U-Turn) - 03:53
06. Jack Nitzsche - My Brother Frank (Indian Runner) - 04:25
07. Patrick Doyle - Carlito and Gail (Carlito's Way) - 04:05
08. Zbigniew Preisner - First Night Together (It's All About Love) - 03:45
09. Alexandre Desplat - Light and Darkness (The Tree Of Life) - 08:17
10. John Powell - Titles (I Am Sam) - 05:06
11. Gustavo Santaolalla - Can Dry Leaves Help Us? (21 Grams) - 03:53
12. Michael Brook - Carte Noir (Into The Wild) - 03:03
13. Pino Donaggio - No Set Plans (Up at the Villa) - 05:21
14. Danny Elfman - Give 'em Hope (Milk) - 04:42
15. Björk - Amphibian (Being John Malkovich) - 04:30
16. Hans Zimmer & Klaus Badelt - You're Crazy (The Pledge) - 05:57
17. Hans Zimmer - The Lagoon (Thin Red Line) - 08:36
18. James Horner - Main Title (All The King's Men) - 04:28
19. James Newtomn Howard - Simon's Journals (The Interpreter) - 03:05
20. John Powell - Testify (Fair Game) - 04:33
21. Howard Shore - Congratulations On Choosing C.R.S. (The Game) - 05:51
22. George Fenton - First Light (We're No Angels) - 03:02
23. Marco Beltrami - Reunited (The Gunman) - 05:21
24. Ennio Morricone - Casualties of War (Casualties of War) - 09:25

Playlist #164 vom 31.05.2015 - NEUHEITEN 2015 (2) Special

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Im ersten Neuheiten-Special dieses Jahres Ende März brachte ich die Hoffnung auf ein sehens- und hörenswertes Filmjahr 2015 zum Ausdruck, nachdem die diesjährige Oscar-Verleihung auf ein tolles Kinojahr 2014 zurückblicken ließ. Tatsächlich scheint sich die Hoffnung auch in filmmusikalischer Hinsicht zu erfüllen. Nicht mal zehn Wochen nach dem letzten Neuheiten-Special hat sich wieder so viel interessantes Material angesammelt, dass sich damit gute zwei Stunden „Soundtrack Adventures“ auf Radio ZuSa füllen lassen.
Neben vertrauten Namen wie Hans Zimmer, Michael Giacchino, Harry Gregson-Williams und Mark Isham lassen auch neue Namen wie Darren Fung, Johnny Jewel und Trevor Yuile aufhorchen.
Den Auftakt bestreitet eine gemeinsame Arbeit von Martin Phipps und Hans Zimmer. Während allein der Name von Hans Zimmer dafür sorgen wird, dass dem Soundtrack die gebührende Aufmerksamkeit zuteilwird, ist der englisch-schwedische Komponist Martin Phipps vor allem für britische Literaturverfilmungen von Jane Austens„Verführung“ und „Sinn und Sinnlichkeit“ wie für die Fernsehserie „Wallander“ bekannt. Für Simon Curtis‘ Historiendrama „Die Frau in Gold“ schufen Phipps und Zimmer einen sehr einfühlsam-eindringlichen Score, der an die stärksten Elemente von Zimmers„Interstellar“-Score erinnert.
Nicht ganz so gekonnt ist Daniel Espinosas („Safe House“, „Easy Money“) Adaption von Tom Rob Smiths Bestseller „Kind 44“ ausgefallen, der die düstere Atmosphäre der stalinistischen Nachkriegsära in der Sowjetunion durch einen ebenso bedrohlichen Score seines schwedischen Landsmanns Jon Ekstrand untermalen ließ. Ruhig geht es auch mit den Auszügen aus den nachfolgenden Scores von Cyrille Aufort („Un Homme Idéal“), Peter Gregson („A Little Chaos“), Harry Escott („The Face Of An Angel“), Johnny Jewel („Lost River“) und Atticus Ross („Blackhat“). Das eingespielte Duo Nick Cave und Warren Ellis hat zu David Oelhoffens Kolonialdrama „Den Menschen so fern“ einen sehr fragilen Akustik-Score komponiert, während Paul Cantelon zu Richard Laxtons viktorianischen Biopic „Effie Gray“ vor allem das Piano und einige Streicher ins Zentrum seiner Musik stellte.
Dass für Fernsehserien außergewöhnliche Musik komponiert werden kann, haben nicht nur Angelo Badalamenti („Twin Peaks“), Mark Snow („Akte X“) oder Michael Giacchino („Lost“) bewiesen, auch die jüngsten Produktionen machen Lust auf die dazugehörigen Soundtracks, wie Trevor Yuile mit seiner lebendigen Musik zur Science-Fiction-Thriller-Serie „Orphan Black“, die TV-Serien-versierten Trevor Morris („Die Borgias“, „Die Tudors“, „Die Firma“) zur Wikinger-Serie „Vikings“ und Bear McCreary ("Battlestar Galactica", "Eureka", "The Walking Dead")  sowie Neil Davidge zur britischen Krimiserie „Spotless“ beweisen.
Abgerundet wird das heutige Neuheiten-Special mit den exotisch angehauchten Dokumentarfilm-Arbeiten von Darren Fung zu „The Great Human Odyssey“, Jeff Beals„The Dovekeepers“ und Harry Gregson-Williams‘„Disneynature: Monkey Kingdom“.
Wirklich schöne Klänge gibt es schließlich im Bereich des romantischen Dramas von Dario Marianelli zu Paul Haggis‘„Dritte Person“ mit Liam Neeson und Mila Kunis in den Hauptrollen, von Rob Simonsen zu „Für immer Adaline“, von Craig Armstrong zu Thomas Vinterbergs"Am grünen Rand der Welt" und von Mark Isham zur neuen Nicholas-Sparks-Adaption „Kein Ort ohne Dich“ zu hören.
Playlist:
01. Martin Phipps & Hans Zimmer - Maria Altman (Woman In Gold) - 03:09
02. Jon Ekstrand - There Is A Witness (Child 44) - 05:51
03. Cyrille Aufort - Epilogue (Un Homme Idéal) - 02:36
04. Peter Gregson - The Music Comes From The Heavens (A Little Chaos) - 03:24
05. Harry Escott - Fragments (The Face Of An Angel) - 05:07
06. Atticus Ross - Movements (Blackhat) - 06:16
07. Johnny Jewel - Fossil Fuels (Lost River) - 04:32
08. Nick Cave & Warren Ellis - Dust Storm (Loin Des Hommes) - 05:04
09. Paul Cantelon - Prologue (Effie Gray) - 03:15
10. Trevor Yuile - Endless Forms Most Beautiful (Orphan Black) - 07:18
11. Trevor Morris - Rollo's Trial (Vikings - Season Two) - 03:32
12. Bear McCreary - The Losing Side Of History (Outlander - The Series Vol. I) - 04:52
13. Neil Davidge - Birthday Video (Spotless) - 03:40
14. Neil Davidge - Leaving Williams Behind (Monsters: Dark Continent) - 04:21
15. Dario Marianelli - No One Ever Called Me That (Third Person) - 07:50
16. Christophe Beck - Five Miles Away (Good Kill) - 02:47
17. Darren Fung - The Wise, The Evolved (The Great Human Odyssey) - 05:00
18. Jeff Beal - Life In Jerusalem (The Dovekeepers) - 07:37
19. Marc Streitenfeld - Home Free (Poltergeist) - 02:03
20. Harry Gregson-Williams - Journey Home (Disneynature: Monkey Kingdom) - 03:05
21. Rob Simonsen - Hospital Confessions (The Age Of Adaline) - 05:16
22. Mark Isham - In The Saddle (The Longest Ride) - 02:57
23. Craig Armstrong - Opening (Far From The Madding Crowd) - 04:40
24. Benjamin Wallfisch - Desert Dancer (Desert Dancer) - 09:26

Playlist #165 vom 14.06.2015 - RYUICHI SAKAMOTO Special

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Bereits mit seinen ersten Soundtracks zu „Merry Christmas, Mr. Lawrence“ (1983) und „Der letzte Kaiser“ (1987) heimste der japanische Komponist Ryuichi Sakamoto wichtige Preise wie den BAFTA Award, einen Grammy und schließlich einen Academy Award ein. Seit 1978 hat sich Sakamoto international einen Namen als Musiker, Komponist, Musikproduzent, Sänger, Pianist, Schauspieler und Aktivist gemacht und in den letzten Jahren vor allem Alben mit Künstlern wie Alva Noto und Fennesz eingespielt. Dabei fühlt er sich im (Avantgarde-)Pop-Genre ebenso heimisch wie in der (Neo-)Klassik und im Jazz.
Sakamoto wurde am 17. Januar 1952 in Nakano, Tokio, geboren und war bereits während seiner Schulzeit in verschiedenen Jazzbands aktiv, bevor er studierte und an der Tokyo National University of Fine Arts and Music mit den Schwerpunkten elektronische und ethnische Musik graduierte. Maßgeblich beeinflusst haben ihn während des Studiums Bach und Debussy: „Bach habe ich wegen des Kontrapunkts sehr gemocht und am Anfang vor allem auch, weil ich Linkshänder bin. Bei Bach sind rechte und linke Hand gleichberechtigt, als Achtjähriger fand ich das sehr fair. Als ich 13 oder 14 war, bin ich dann das erste Mal mit der Musik von Debussy in Berührung gekommen – und es hat mich einfach umgehauen. Diese Musik war so anders als alles, was ich bis dahin kannte, anders als Beethoven oder Bach. Debussy bewegte sich zwischen klassischer Komposition und einem neuen Stil des 20. Jahrhunderts“, verriet der Komponist 2009 in einem Interview mit zeit.de.
1978 veröffentlichte er nicht nur sein experimentelles Electro-Fusion-Soloalbum „The Thousand Knives of Ryūichi Sakamoto“, sondern gründete mit Haruomi Hosono und Yukihiro Takahashi die einflussreiche japanische Elektropop-Band Yellow Magic Orchestra, wo er die Keyboards bediente und gelegentlich als Sänger in Erscheinung trat. YMO avancierten zum asiatischen Pendant zu Kraftwerk und konnten 1979 mit dem Song „Computer Game“ sogar einen Top-20-Hit in den britischen Charts verbuchen. Noch bevor sich YMO 1983 auflösten, produzierte Sakamoto weitere Solo-Arbeiten wie das wegweisende „B-2 Unit“ (1980), bis in die 1990er Jahre arbeitete das Multitalent sowohl allein als auch mit so unterschiedlichen Künstlern wie Towa Tei (ex-Deee-Lite), Iggy Pop und David Sylvian (dessen Alben „Brilliant Trees“ und „Secrets of the Beehive“ er unter anderem produzierte) sowie David Byrne, mit dem er den mit einem Grammy und einem Academy Award prämierten Soundtrack zum Bernardo-Bertolucci-Film „Der letzte Kaiser“ aus dem Jahr 1987 aufnahm (die asiatisch anmutenden Titel stammen von Byrne, während die europäisch-klassischen Stücke von Sakamoto sind).
Außerdem komponierte er die Filmmusik und den von David Sylvian gesungenen Titelsong „Forbidden Colours“ zum Film„Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence“ (1983), in dem er an der Seite von David Bowie auch eine Hauptrolle spielte. Der Soundtrack für den Film „Himmel über der Wüste“, den Sakamoto gemeinsam mit Richard Horowitz geschrieben hatte, wurde bei den Golden Globe Awards 1991 als Beste Filmmusik ausgezeichnet. Sakamoto schrieb die Musik zur Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona und reaktivierte für eine kurze Zeit YMO, in der sie immerhin eine Rolle in der Techno- und Acid-House-Szene jener Ära spielten. Außerdem produzierte er die Soundtracks zu Pedro Almodovars„High Heels“ und Oliver Stones Mini-Serie „Wild Palms“.
Mit dem Instrumental „Energy Flow“ (vom Album „BTTB“) kreierte er 1999 einen Nummer-Eins-Hit in Japan, daneben war Sakamoto sporadisch auch im Anime- und Videospiel-Sektor musikalisch tätig. 2005 hat er für den finnischen Mobiltelefonhersteller Nokia einige Klingel- und Signaltöne für das Handymodel 8800 komponiert. 2009 wurde er vom französischen Kultusministerium mit dem Ordre des Arts et des Lettres für sein musikalisches Schaffen ausgezeichnet.
2014 wurde bei Sakamoto Kehlkopfkrebs festgestellt, worauf er sein Engagement beim Sapporo International Art Festival ebenso abbrach wie die anstehenden Tour-Termine, um sich ganz seiner Regeneration zu widmen. Dazu passen die fast schon meditativ-entspannten Alben, die Sakamoto kurz zuvor noch veröffentlich hat.
„Meine Angst vor dem Tod ist weg, und ich genieße es, älter zu werden. Das hat meine Musik und meine Art zu spielen stark verändert. Stille ist ein kunstvolles Mittel in der Musik. Für mich gewinnt der Raum zwischen den Noten immer mehr an Bedeutung, nicht das Design. Komponisten wie Stockhausen oder Boulez waren darauf konzentriert, die Noten auf der Leinwand möglichst kunstvoll anzuordnen. Alle wollen coole Designer sein. Ich verstehe das, ich war auch mal so. Aber wenn man älter wird, lernt man, dass weniger oft mehr ist“, meint Sakamoto im Interview mit zeit.de.

Discographie (Auswahl):
Studio-Alben:
1978 - Thousand Knives
1978 - Tokyo Joe (mit Kazumi Watanabe)
1979 - Summer Nerves (mit The Kakutougi Session)
1980 - B-2 Unit
1981 - Left Handed Dream
1981 - The Arrangement (mit Robin Scott)
1981 - The End of Asia (mit Danceries)
1983 - Coda
1984 - Illustrated Musical Encyclopedia
1984 - Ongaku Zukan (Music Encyclopedia)
1985 - Esperanto 1986 - Futurista (Miraiha Yaro)
1987 - Neo Geo
1988 - Asian Games (mit Yosuke Yamashita, Bill Laswell)
1990 - Beauty
1992 - Heartbeat
1994 - Sweet Revenge
1995 - Smoochy
1996 - 1996
1999 - BTTB
1999 - Life in Progress (2CD)
2001 - Casa (mit Morelenbaum2)
2002 - Elephantism
2002 - Vrioon (mit Alva Noto)
2003 - A Day in New York (mit Morelenbaum2)
2003 - Hoon - CBL (Crazy Baby Love)
2004 - /04
2004 - Chasm
2005 - /05
2005 - Insen (mit Alva Noto)
2006 - Bricolages
2007 - Cendre (mit Christian Fennesz)
2007 - Ocean Fire (mit Christopher Willits)
2008 - Utp_ (mit Alva Noto, Ensemble Modern)
2009 - Out of Noise
2009 - Playing the Piano
2011 - Fennesz & Ryuichi Sakamoto - Flumina
2011 - Alva Noto & Ryuichi Sakamoto - Summvs
2012 - Vinicius Cantuaria (feat. Bill Frisell, Ryuichi Sakamoto, Norah Jones a.o.) - Indio de Apartamento
2012 - Three (mit Jaques Morelenbaum und Judy Kang)
2013 - Disappearance (mit Taylor Deupree)
2015 - Perpetual (mit Illuha und Taylor Deupree)

Soundtracks:
1983 - Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence (Merry Christmas, Mr. Lawrence)
1986 - Miez und Mops – Zwei tierische Freunde (Koneko Monogatari)
1987 - Der letzte Kaiser (The Last Emperor)
1987 - Königliche Weltraumarmee: Die Flügel von Honneamise (Wings of Honneamise)
1990 - Himmel über der Wüste (The Sheltering Sky)
1990 - Die Geschichte der Dienerin (The Handmaid's Tale)
1991 - High Heels (Tacones lejanos)
1992 - Tokio Dekadenz (Topāzu)
1992 - Stürmische Leidenschaft (Emily Brontë's Wuthering Heights)
1993 - Little Buddha
1993 - Wild Palms
1998 - Love Is the Devil
1998 - Snake Eyes
1995 - Wild Side
1999 - Tabu (Gohatto)
2000 - L.O.L. (Lack of Love)
2002 - Femme Fatale
2003 - Alexei and the Spring
2003 - Derrida
2004 - Tony Takitani
2005 - Shining Boy & Little Randy
2007 - Seide (Silk)
2009 - Women Without Men (Zanan bedun-e mardan)

Live Alben:
1988 - Playing the Orchestra (2CD)
1997 - Discord
1999 - Raw Life Osaka (2CD)
2000 - Cinemage
2001 - Live in Tokyo
2001 (with Morelenbaum2)

Compilations:
1983 - Favorite Visions
1989 - Gruppo Musicale
1993 - Soundtracks
1998 - The Very Best of Gut Years 1994-1997
2001 - Pure Best
2002 - US - Ultimate Solo (2CD)
2003 - Moto.Tronic
2004 - Chronological Collection 1978-1981 (Columbia Years) (3CD)
2015 – Year Book 2005-2014

Playlist:
01. Ryuichi Sakamoto - Merry Christmas, Mr. Lawrence (Merry Christmas, Mr. Lawrence) - 04:37
02. Ryuichi Sakamoto - The Last Emperor - Theme (The Last Emperor) - 05:51
03. Ryuichi Sakamoto - The Sheltering Sky Theme (The Sheltering Sky) - 05:21
04. Ryuichi Sakamoto - Affirming (Shining Boy And Little Randy) - 05:31
05. Ryuichi Sakamoto - Main Theme (High Heels) - 03:05
06. Ryuichi Sakamoto - Out Of The Cradle (CM/TV) - 03:51
07. Ryuichi Sakamoto - Poppoya (UF) - 04:42
08. Ryuichi Sakamoto - Main Theme [Piano Version] (Wuthering Heights) - 05:19
09. Ryuichi Sakamoto - End Theme (Gohatto) - 04:42
10. Ryuichi Sakamoto - First Trip To Japan (Silk) - 04:00
11. Ryuichi Sakamoto - Hotel Room (Wild Side) - 03:13
12. Ryuichi Sakamoto - Snake Eyes [Long Version] (Snake Eyes) - 07:39
13. Ryuichi Sakamoto - Ending (Alexei And The Spring) - 05:00
14. Ryuichi Sakamoto - Nepalese Caravan (Little Buddha) - 03:00
15. Ryuichi Sakamoto - Bolerish [Piano Version] (Femme Fatale) - 04:45
16. Ryuichi Sakamoto & Christian Fennesz - 0319 (Flumina) - 05:41
17. Ryuichi Sakamoto - Energy Flow (BTTB) - 04:33
18. Ryuichi Sakamoto & David Sylvian - World Citizen (Chasm) - 06:03
19. Ryuichi Sakamoto & Christian Fennesz - 0322 (Flumina) - 05:36
20. Ryuichi Sakamoto - Seven Samurai - Ending Theme (Chasm) - 05:40
21. Ryuichi Sakamoto - 20m SEC [Craig Armstrong Remix] (Bricolage) - 05:38
22. Ryuichi Sakamoto - Aqua (BTTB) - 04:36
23. Ryuichi Sakamoto - Ending Theme (L.O.L - Lack Of Love) - 06:16
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